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Ägydiuskirche

Die Anbetung des Altarssakraments - Juliana von Lüttich und das Fronleichnamsfest

Das rechte kleine Altarbild der Ägydiuskirche zeigt eine Ordensfrau, die mit zum Gebet ausgebreiteten Armen ihren Blick emporhebt. Wie in Verzückung schaut sie eine Monstranz - und mit einem Ausdruck von Verehrung und Demut betet sie das Allerheiligste an:

Anno Domini 1209 hatte eine junge Nonne namens Juliana - zwei Jahre nach ihrem Eintritt in Mont-Cornillon, einem Leprosehospital bei Lüttich - eine Vision: Sie sah eine Mondscheibe, die am Rande einen dunklen Fleck aufwies. Ihr wurde diese Vision dahingehend gedeutet, daß der Kirche ein Fest fehle, das die Gabe der Eucharistie feiert.

 

Ein Jahr zuvor war der Zisterziensermönch Peter von Castelnau ermordet worden. Er war von Papst Innozenz III. als Legat gegen Ketzer in Südfrankreich entsandt worden: gegen die Katharer und Albigenser, die ein dualistisches Gottes- und Menschenbild predigten, das mit dem Evangelium schlichtweg nicht in Einklang zu bringen war. Auch im Bereich der Sakramente war bald eine radikale Gegnerschaft von Seiten dieser Sekten offenkundig geworden, sodass es zum Bruch mit der Kirche gekommen war.

 

Um der Katharerbewegung Herr zu werden, entwickelte die Kirche die für das Mittelalter typischen Gegenmittel: Durch geistige Anstrengung kirchlicher Kreise (Dominikaner und Franziskaner) wurden in Theologie und Sakramentenlehre schärfere Grenzen gezogen, die bischöfliche Ketzerinquisition (inquirere = erforschen) wurde eingeführt, wobei es der weltlichen Obrigkeit überlassen blieb, das Strafausmaß festzusetzen.

 

Die Vision der Juliana aber war gewissermaßen das kirchliche Gegenmittel auf liturgischer Ebene, das zu einem reicheren Frömmigkeitsleben führte: den Sakramenten, die von den Ketzern so schmählich geleugnet wurden, wurde wieder die ihnen zukommende Verehrung zuteil. Bischof Robert von Lüttich ordnete nämlich 1246 ein Fest zur Ehrung des eucharistischen Sakraments für seine Diözese an. 1264 schrieb dann der zum Papst gewählte Lütticher Archidiakon Jacques Pantaleon (Urban IV) mit der Bulle "Transiturus de hoc mundo" dieses Fest für die ganze lateinische Kirche vor.

 

Ursprünglich gehörte keine Prozession zu diesem Fest. Sehr bald aber kam der Brauch auf, das "höchste" Gut vor der Fronleichnamsmesse umzutragen - zunächst in der Pyxis, bald aber in der Monstranz, was dem Schauverlangen der Gläubigen entgegenkam. Die Liturgiereform des II.Vatikanums nennt im Festtitel das Sakrament in seiner Vollgestalt: Hochfest des Leibes und Blutes Christi (Messbuch 1975).

 

Wolfgang Nikolaus Rappert

Teilgemeinde Pötzleinsdorf
Gentzg. 142
1180 Wien

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