Donnerstag 25. April 2024

Predigt 22. Sonntag, 30.08.2015

Liebe Schwestern und Brüder, die ganze Welt war von Anfang an von Papst Franziskus begeistert. Viele haben auch gedacht, dass er die Kirche revolutioniert, besonders wenn es um den Zölibat oder um die Geschiedenen wieder Verheirateten geht. Bis jetzt ist es nicht passiert und trotzdem ist er, meiner Meinung nach, in dem guten Sinne des Wortes ein Revolutionär. Warum? Weil er uns gezeigt hat, wie eigentlich unser Glaube und unsere Nächstenliebe ausschauen sollen. Was meine ich? Es geht besonders um das Verstehen der Liebe Gottes und der Ordnung Gottes, die in den Zehn Geboten enthalten sind. Diese Gebote nennt man in der Bibel „Gesetz“. Das ist auch ein Thema der Liturgie des heutigen Sonntags. Die Israeliten haben durch Mose die Zehn Gebote bekommen. Das waren Grundsteine ihres zukünftigen Zusammenlebens. Dann haben die sogenannten „Eifrigen“ immer mehr dazugeschrieben. Das ist ständig gewachsen, und in der Zeit Jesu haben sie schon über 600 Vorschriften gehabt. Fast niemand hat sich in dem ganzen Dschungel der Gesetze ausgekannt. Jesus kritisiert das in dem heutigen Evangelium, weil sie dadurch das Wesentliche verloren haben, und das Wesentliche war die Gottes- und Nächstenliebe. Wir kennen das von unserer Kindheit. Aus heutiger Sicht war es sehr negativ formuliert mit der Betonung: „Dies und das darfst du nicht, sonst kommst du in die Hölle“ Im Laufe des Lebens habe ich entdeckt, dass die Religion ein anderes Ziel hat. Sie soll mir helfen, ein gutes Leben zu führen, Gott zu finden und ihn ohne Angst zu lieben. Wenn ich jetzt das Evangelium öfter lese, sehe ich immer mehr, dass früher viel verkehrt war, weil viel auf Angst aufgebaut war. Das Evangelium im Gegenteil ist auf Liebe gebaut. Die Liebe Gottes soll auch für uns Inspiration sein, die Zehn Gebote zu halten und die Nächsten zu lieben. Der Kern des Evangeliums ist nicht das Gericht, wo uns Gott strafen wird, sondern die verzeihende Liebe Gottes. Beim Lesen des Evangeliums hat man immer mehr den Eindruck, dass man stets tiefer in die Gottesliebe taucht. Nur, wenn jemand geliebt wird, kann er sich richtig als wertvolle Person entwickeln und die Anderen lieben. Das bietet uns Jesus in seinem Evangelium an. Das Gesetz soll uns nur helfen. Der Kern der Frohen Botschaft ist nicht die Angst vor der Strafe, sondern die Liebe. Das hat Jesus seinen Zeitgenossen gezeigt. Dasselbe will uns der jetzige Papst zeigen, und deswegen zieht er so viele Menschen zurück zum Evangelium und zu Gott. Früher hatte man den Eindruck, dass in der Religion alles verboten ist und fast alles eine Sünde ist, aber das ist nicht das Evangelium Jesu. Jesus ist gekommen, um uns zu befreien, nicht nur von der Sünde, sondern auch von unseren Ängsten, damit wir uns als freie Menschen entwickeln und als freie Menschen leben. Gott will uns als wertvolle, freie Personen haben. Nur so eine Person ist fähig zu lieben und die Liebe zu empfangen. Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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