"Jesus ist vielen Zeugen erschienen. Sie haben ihn gesehen, berührt, gesprochen. Und sie haben verstanden, dass er lebt, nicht als Geist, nicht als bloße Seele, sondern in einem Leib", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Jesus ist vielen Zeugen erschienen. Sie haben ihn gesehen, berührt, gesprochen. Und sie haben verstanden, dass er lebt, nicht als Geist, nicht als bloße Seele, sondern in einem Leib", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 19. April 2015.
„Kein Geist hat Fleisch und Knochen!“ Jesus musste offensichtlich einige Zweifel überwinden. Da ist er plötzlich mitten unter seinen Jüngern, sie wissen nicht, woher er kommt und wie er da hereinkam. „Sie meinten einen Geist zu sehen“ und sind voll Angst und Schrecken. Es braucht eine ganze Weile, bis sie sich von ihrem Schrecken erholt haben. Jesus muss noch eine Reihe von „vertrauensbildenden Maßnahmen“ setzen, um sie zu beruhigen.
Zuerst zeigt er ihnen seine Hände und seine Füße. Warum? Was ist das Besondere daran? Offensichtlich zeigen seine Gliedmaßen die Spuren des Schrecklichen, was vor drei Tagen geschehen ist: Die Wunden der Nägel, mit denen er an Händen und Füßen ans Kreuz geschlagen wurde, sind sichtbar. An seinen Wundmalen sollen sie erkennen: „Ich bin es selbst“, Jesus, euer Meister, der vor drei Tagen am Kreuz gestorben ist.
Als wäre das alles noch zu wenig, wird Jesus noch deutlicher: „Fasst mich doch an!“ Er ist kein Gespenst: „Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr bei mir seht.“ Jesus hat also eindeutig einen Leib. Und um einen letzten möglichen Zweifel zu beseitigen, bittet er sie, ihm etwas zu essen zu geben: „Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen.“
Spätestens hier muss ich eine persönliche Erinnerung anfügen. Als ich noch Universitätsprofessor war, habe ich in meiner Vorlesung über Person und Geheimnis Jesu Christi einmal ausführlicher über diese Stelle gesprochen. Da meldete sich ein Student und sagt: „Herr Professor, das glauben Sie doch selber nicht! Das ist ja alles fromme Legende. Das kann doch nicht so gewesen sein!“ Als ich dabei blieb, dass ich das für glaubwürdig halte und es auch persönlich glaube, gab es bei einigen Studenten heftige Proteste: So etwas könne man doch nicht einem modernen Menschen zumuten. Dieser Zwischenfall ist nun schon lange her. Wie steht es heute? Ist so ein realistischer Glaube an die Auferstehung noch zumutbar? Viele Menschen glauben zwar irgendwie an ein Leben nach dem Tod. Aber eine leibliche Auferstehung? Wie sollen wir uns das vorstellen? Werden wir auch einen Leib haben? Mit „Fleisch und Knochen“? Und wie war Jesu Auferstehungsleib? Zugleich berührbar - und doch nicht wie unser Leib jetzt ist.
Der Glauben an die leibliche Auferstehung ist nicht nur für den „modernen Menschen“ schwer annehmbar. Der christliche Glaube „an die Auferstehung des Fleisches“ wurde von allem Anfang an massiv kritisiert und heftig abgelehnt. Damals glaubten viele an eine unsterbliche Seele des Menschen, die sich im Tod vom Leib trennt und in die Ewigkeit eingeht. Wozu aber einen Leib im ewigen Leben?
Die Auferstehung Jesu ist dafür das Vorbild, das Urbild, der Anfang. Eines ist sicher: Am Ostersonntag war das Grab leer. Sein Leichnam ist weder gestohlen noch vernichtet worden.
Jesus ist vielen Zeugen erschienen. Sie haben ihn gesehen, berührt, gesprochen. Und sie haben verstanden, dass er lebt, nicht als Geist, nicht als bloße Seele, sondern in einem Leib, der ganz neu und ganz lebendig ist. Weil die ersten Christen Jesus als den Auferstandenen erlebt haben, glaubten sie und glauben wir bis heute an die Auferstehung.
Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.
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