"Mit einem gewagten Wort sagt Jesus: 'Ich bin das Brot des Lebens!' An Jesus glauben, auf Ihn vertrauen, das ist eine so solide Lebensgrundlage wie das tägliche Brot: 'Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern'", so Kardinal Christoph Schönborn.
"Mit einem gewagten Wort sagt Jesus: 'Ich bin das Brot des Lebens!' An Jesus glauben, auf Ihn vertrauen, das ist eine so solide Lebensgrundlage wie das tägliche Brot: 'Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern'", so Kardinal Christoph Schönborn.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 2. August 2015 (Johannes 6,24-35)
Die Leute stellen Jesus diese einfache Frage. Sie suchen Antworten für ihr Leben. Sie brauchen Orientierung. Und sie hoffen, dass Jesus sie ihnen geben kann. „Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?“ Sie wollen nicht irgendeinen Rat, sie wünschen sich eine Weisung, die ihnen hilft, ihr Leben richtig auszurichten.
Jesu Antwort überrascht. Er zählt keine Liste von Dingen auf, die sie tun sollen, um „die Werke Gottes“ zu tun. Er bietet keinen Moralkatalog, was sie alles tun müssen, um Gott zu gefallen. Er nennt nur ein einziges. Und das ist scheinbar gar kein „Werk“, kein Tun, keine Leistung, sondern vielmehr eine Haltung, eine Einstellung: Sie sollen einfach glauben! Sie sollen an ihn glauben, an Jesus. Sie sollen an den glauben, den Gott gesandt hat.
Ich habe viel darüber nachgedacht: Warum gibt Jesus diese Antwort? Wir wollen gerne wissen, was wir im Leben tun sollen. Und er sagt uns, wir sollen glauben. Genügt es denn, einfach zu glauben? Müssen wir nicht auch handeln? Kann ich vom Glauben leben? Braucht es dazu nicht vor allem Taten? Glauben ist Gottvertrauen. Aber genügt das Gottvertrauen, um all das Viele zu schaffen, was wir tun müssen?
Ich glaube, es lohnt sich, darüber nachzudenken! Was verändert sich an meinem Tun und Handeln, wenn ich an Gott glaube oder nicht glaube? Die Frage ist berechtigt. Wenn der Glaube nicht mein Leben prägt, ist er vielleicht ein frommes Sonntagsgefühl, nicht mehr.
Die Leute, die damals mit Jesus diskutiert haben, wollten genau auf diese Frage eine glaubwürdige Antwort haben: Woran sollen wir erkennen, dass es uns etwas bringt, an Gott und an dich zu glauben? Wir wollen dafür handfeste Beweise, deutliche Zeichen haben! Dieser Frage begegne ich auch heute: Was habe ich davon, wenn ich glaube? Kannst du mich überzeugen durch klare Hinweise auf Fakten, dass der Glaube für mein Leben wertvoll ist?
Die Antwort Jesu ist doppelt. Zuerst weist er auf die Erfahrung der Geschichte hin: Gott hat Zeichen und Wunder gewirkt, wie das Manna in der Wüste, als Gott dem Volk auf wunderbare Weise täglich das notwendige Brot vom Himmel kommen ließ. Wie oft höre ich Menschen, die sich selber mit dem Glauben schwer tun, etwa von ihrer Großmutter erzählen, welch tiefen Glauben diese Frau hatte. Und meist wird dann auch erzählt, wie sehr ihr Glaube ihr Leben geprägt hat, und wie er ihr geholfen hat, das Richtige zu tun.
Jesus weist aber auch auf die heutige Erfahrung hin. Mit einem gewagten Wort sagt er: „Ich bin das Brot des Lebens!“ An Jesus glauben, auf Ihn vertrauen, das ist eine so solide Lebensgrundlage wie das tägliche Brot: „Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern.“ Der Glauben ist so lebensnotwendig wie das Wasser: „Wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“
Was aber, wenn einer sagt: „Ich kann einfach nicht glauben?" Jesus sagt: Glauben ist eigentlich nicht unser, sondern Gottes Werk, nicht unsere Leistung, sondern Sein Geschenk. Von unserer Seite genügt schon der Wunsch, glauben zu können!
In jener Zeit, als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Sie entgegneten ihm: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.
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