Jesus warnt vor der Habgier. Sie macht nur einsam. Du glaubst dann, alles zu haben. Du träumst davon, dass es dir dann gutgehen wird und du an deinem Leben Freude haben wirst. In Wirklichkeit bist du ein Narr!
Jesus warnt vor der Habgier. Sie macht nur einsam. Du glaubst dann, alles zu haben. Du träumst davon, dass es dir dann gutgehen wird und du an deinem Leben Freude haben wirst. In Wirklichkeit bist du ein Narr!
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 31. Juli 2016 (Lk 12,12-21)
Nichts zerreißt Familien so sehr wie Erbstreitigkeiten. Da können Geschwister zu Feinden werden. Wer übervorteilt wurde, kann sich kaum gegen aufkommende Bitterkeit wehren. Die Wut und die Enttäuschung steigern sich dann oft bis zum Hass. Man sucht Hilfe, Verbündete, die einem zum Recht verhelfen sollen. Einer erhofft solche Unterstützung von Jesus: „Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.“ Er denkt sich wohl: Jesus ist ein weiser Mann. Er kann meinen Bruder zur Vernunft bringen, mir mein Erbteil herauszurücken. Jesus lehrt doch die Gerechtigkeit. Also soll er meinen Bruder auf sein Unrecht hinweisen. Jesus ist doch barmherzig. Also kann er das Herz meines Bruders erreichen, mir gegenüber nicht so unbarmherzig zu sein. Und da Jesus so viele Wunder gewirkt hat, wird ihm wohl auch dieses Wunder gelingen, meinen Bruder umzustimmen. So in etwa wird dieser Mann gedacht haben.
Jesus lässt den Bittsteller einfach abblitzen: „Mensch, wer hat mich zum Richter und Schlichter bei euch gemacht?“ Statt auf diese so verständliche Bitte einzugehen, spricht Jesus eine große, ernste Warnung aus: „Hütet euch vor jeder Art von Habgier.“ Mehr, immer mehr! Das kann zur wahren Sucht werden. Nie genug, nimmersatt im Haben. Unstillbares Verlangen nach noch mehr Besitz. Unruhiges Herz, weil der Neid auf das, was der andere hat und was ich haben könnte, die Gier nach noch mehr Haben nie zur Ruhe kommen lässt. Auch wenn Jesus in diesem Erbstreit vermittelt hätte, wäre dann Ruhe gewesen? Solange im Herzen die Habgier sitzt, kommt es zu keinem Frieden in der Familie.
Das Gleichnis, das Jesus daraufhin erzählt, passt nicht nur auf unsere Erbkonflikte. Es ist ein Spiegel für die Habgier unserer Gesellschaft. Der reiche Mann ist nicht damit zufrieden, dass es ihm gut geht. Er will noch mehr. Und es geht ihm nur um sich selber. Es ist nicht die Rede von seiner Frau, seinen Kindern. Alles dreht sich um sein eigenes Wohlbefinden. Sieben Mal kommt das Wort „Ich“ vor und das „Du“ ist nur an der Stelle zu finden, wo der reiche Mann zu sich selber spricht. In seiner Welt gibt es nur ihn selber und seinen nimmersatten Wunsch nach noch mehr Reichtum.
Jesus warnt vor der Habgier. Sie macht nur einsam. Du glaubst dann, alles zu haben. Du träumst davon, dass es dir dann gutgehen wird und du an deinem Leben Freude haben wirst. In Wirklichkeit bist du ein Narr! Jesus erinnert uns alle nüchtern daran, dass wir aus dieser Welt nichts mitnehmen können. Wenn du stirbst, „wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?“
„So geht es jedem, der nur für sich selber Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.“ Ausgangspunkt war ein Erbschaftsstreit. Am Ende steht die Frage an uns all: Was ist der Sinn meines Lebens? Möglichst viel zu haben? Schätze anzusammeln, die wir doch einmal zurücklassen müssen? Oder Gutes für andere zu tun? Diesen Schatz raubt uns kein Tod!
In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.
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