Erzbischof Oscar Romero ist in El Salvador ermordet worden, weil er nicht schwieg zum Unrecht, das den Armen in seinem Land angetan wurde.
Erzbischof Oscar Romero ist in El Salvador ermordet worden, weil er nicht schwieg zum Unrecht, das den Armen in seinem Land angetan wurde.
Gedanken von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium, 14. August 2016 (Lk 12,49-53)
Kein leichtes Evangelium, diese Worte Jesu! Feuer auf die Erde zu werfen, sei er gekommen, Spaltung statt Frieden bringe er auf die Erde. Und diese Spaltung sät Zwietracht mitten in die Familien, zerreißt sie und reizt die Menschen gegeneinander auf. Was will Jesus da sagen? Welche Absicht steht hinter diesen radikalen Worten?
Verharmlosen will ich sie nicht. Es bringt nichts, unbequeme Worte so lange schön zu reden, bis sie nichts mehr zu sagen haben. Von welchem Feuer spricht Jesus? Von Brandbomben, die alles niederbrennen und zerstören? Ich glaube, Jesus sehnt sich danach, dass das Feuer der Gerechtigkeit auf die Erde geworfen wird und all das schreckliche Unrecht ausbrennt, das die Menschheit plagt.
In der Bibel ist oft vom Zorn Gottes die Rede. Immer geht es dabei um den Kampf gegen das Unrecht. Dagegen haben die Propheten der Bibel gewettert: gegen die Ausbeutung der Armen, den ungerechten Lohn, die Unterdrückung der Wehrlosen, gegen hemmungsloses Gewinnstreben auf Kosten der Anderen. Das alles ruft Gottes Zorn hervor, das alles will Jesus mit dem Feuer der Gerechtigkeit wegbrennen. Er hat ja selber gesagt: „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit.“
Wie Jesus haben sich immer wieder Menschen nach der Gerechtigkeit für die Entrechteten gesehnt und dafür gekämpft. Ein Martin Luther King hat den Tod riskiert, um für die Rechte der Schwarzen in den USA zu kämpfen. Ein Erzbischof Oscar Romero ist in El Salvador ermordet worden, weil er nicht schwieg zum Unrecht, das den Armen in seinem Land angetan wurde.
War Jesus also ein Revolutionär? Das zweite Wort des heutigen Evangeliums sagt, wie die Revolution Jesu aussieht: „Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und wie sehr drängt es mich, dass sie vollzogen wird.“ Mit „Taufe“ bezeichnet Jesus seinen Tod. Das Feuer der Gerechtigkeit wirft Jesus nicht wie Bomben auf die Erde. Das würde nur neues Unrecht und Leid bewirken, wie jeder Krieg, wie alle Gewalt.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein: Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
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