Die Vatikanbank, IOR konnte Profite gegenüber dem Vorjahr vervierfachen. Das kirchliche Geldhaus veröffentlicht erstmals seine Bilanzen.
Transparenzpolitik im "Istituto per leOpere die Religione" (IOR), besser bekannt als Vatikanbank: IOR veröffentlicht am Dienstag, 1. Oktober 2013, erstmals online seine Bilanzen, berichtete der vatikanische Pressesprecher Federico Lombardi. 86,6 Millionen Euro Gewinne meldete die Bank im vergangenen Jahr, der Gewinn hat sich gegenüber 2011 vervierfacht, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Montag.
Die Bank verwaltet Einlagen in Höhe von 7,1 Milliarden Euro und hat rund 18.900 Kunden. 114 Mitarbeiter zählt das Geldinstitut, das mit 55 Millionen Euro zum gesamten Vatikan-Haushalt beiträgt.
"Es handelt sich um einen wichtigen Schritt in Richtung mehr Transparenz", berichtete Lombardi. Radio Vatikan veröffentlicht am Dienstag ein Interview mit dem seit Februar amtierenden IOR-Präsidenten Ernst von Freyberg (siehe rechte Spalte).
Um Transparenz zu garantieren, werden zurzeit alle Kundenbeziehungen des IOR durchleuchtet. Finanzexperten der US-amerikanischen Firma Promontory, die auf Unternehmensberatung und Bekämpfung von Geldwäsche spezialisiert ist, sind zurzeit im Dauereinsatz, um die Bankkonten der IOR-Kunden zu überprüfen. Sie müssen feststellen, ob die Kontoinhaber tatsächlich die eingetragenen Kleriker, Ordensgemeinschaften oder Vatikan-Bediensteten und die Finanzbewegungen einwandfrei sind. Die Arbeit ist aufwendig, aber sie rentiert sich. Wer einmal die Prüfung überstanden hat, der hat vor der Weltöffentlichkeit eine weiße Weste.
Trotz der epochalen Änderungen, die sich seit dem Einsatz des Präsidenten von Freyberg beim IOR vollzogen haben, hat die "Revolution" in der Vatikanbank erst begonnen. Eine von Papst Franziskus beauftragte Sonderkommission ist am Werk und nimmt zurzeit nicht nur die IOR-Bücher unter die Lupe, sondern muss dem Heiligen Vater auch Vorschläge zur Reform des Geldhauses vorlegen. An der Spitze der neuen Kommission stehen drei Nicht-IOR-Leute: der Vatikan-Bibliothekar Raffaele Farina, der Jurist Kardinal Juan Ignacio Arrieta und der Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, Jean-Louis Tauran. Die Kommission hat die Aufgabe, IOR "mit dem universalen Auftrag" der Kirche und seiner Anpassung an die Erfordernisse "besser zu harmonisieren".
Bis zum 27. Juni 1942 war das das IOR unter dem Namen AOR eine Sammel- und Verwaltungsstelle des päpstlichen Restvermögens und der Ausgleichszahlungen der italienischen Monarchie an den Heiligen Stuhl für den Verlust von Staatsterritorium des Vatikans. Unter Papst Pius XII. wurde das IOR am 24. Jänner 1944 zu einer eigenständigen Bank .
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Die "Vatikanbank" IOR sorgt für eine Premiere: Am Dienstag, 1. Oktober 2013, hat sie auf einer neuen Homepage erstmals in ihrer über hundertjährigen Geschichte eine Jahresbilanz veröffentlicht. Damit will der deutsche Präsident des Instituts, Ernst von Freyberg, "Verschwörungstheorien" entgegentreten, wie er in einem Interview mit dem Radio Vatikan Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord erläuterte.
Sie haben ein langes und komplexes Dokument vorgelegt; wenige werden es lesen, wahrscheinlich noch weniger genau verstehen. In wenigen Worten: Was steht da drin?
"Unser Jahresbericht enthält eine Einführung durch die Kardinalskommission, vom Präsidenten, Aufsichtsrat und Prälaten (des IOR). Er stellt unser Geschäftsjahr 2012 dar, die ersten acht Monate des Geschäftsjahres 2013, und was natürlich ganz wichtig ist: Er enthält den detaillierten Jahresabschluss des Jahres 2012 im Vergleich mit dem Jahresabschluss 2011. Das sind über zwei Drittel des Jahresberichtes."
Muss ich selber Buchhalter sein, um das verstehen zu können?
"Nein, müssen Sie nicht. Wenn Sie den Bericht des Präsidenten lesen und die Ausführungen zu den Jahren 2012 und 2013, haben Sie einen guten Überblick über das, was wir machen."
Für wen ist das Dokument geschrieben? Für uns, die Medien? Oder für Ihre Partnerbanken, oder für die gesamte Öffentlichkeit?
"Zunächst mal haben wir das Dokument für die Kirche verfasst! Es gibt über eine Milliarde Katholiken in der Welt, die haben ein Recht darauf zu wissen, was das 'Istituto per le Opere di Religione' macht und wie es die Kirche in der Welt unterstützt. Es ist geschrieben für unsere Korrespondenzbanken, für die breite Öffentlichkeit, für die Medien und für Finanzanalysten, die sich für uns interessieren."
Enthält das Dokument Neues? Das IOR zieht ja geradezu Verschwörungstheorien und Geschichten in den Medien an, gibt es da Neues, aus dem hervorgeht, was das IOR genau macht und ist?
"Es gibt nichts Neues über das hinaus, was wir schon in den letzten sechs Monaten erklärt haben, was unsere Aktivitäten anbelangt. Es gibt wahnsinnig viel Neues, wenn es zu den Details kommt: Wir erklären jede einzelne Bilanzposition, jede einzelne Position in der Gewinn- und Verlustrechnung, gerade um die Verschwörungstheorien aus der Welt zu schaffen."
Sie haben hinten einen Prüfbericht angehängt – ist das etwas Neues für Sie, dass Sie jetzt auch sagen, es gab ein internationales Audit, und wir veröffentlichen das ebenfalls?
"Das Institut wird seit vielen Jahren von renommierten internationalen Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften geprüft; neu ist, dass wir das jetzt zum ersten Mal in 125 Jahren veröffentlichen."
Sie sagen: Dass es den Bericht gibt, ist nichts Neues; dass Sie ihn veröffentlichen, schon. Das ist Teil Ihrer Transparenzpolitik für das Institut, nicht wahr?
"Seit März diesen Jahres haben wir drei Säulen unserer Transparenzpolitik. Die erste ist: Wir sind in einen systematischen Dialog mit den Medien eingetreten, wir haben das Büro eines Pressesprechers geschaffen. Wir sind zuverlässiger Partner für die Medien, wir stehen für Fragen zur Verfügung und beantworten sie detailliert und faktisch richtig. Das Zweite ist: Wir haben eine Webseite geschaffen, die vor allem dazu dienen soll, dass sich jeder informieren kann über das IOR, so dass es eine autoritative Quelle gibt und man nicht auf die Verschwörungstheorien angewiesen ist. Und das dritte Element ist jetzt die Veröffentlichung des Jahresberichts, der Kunden der Kirche, Korrespondenzbanken und der Öffentlichkeit einen kompletten Überblick über die wirtschaftliche Lage geben soll."
Was Sie "nebenbei" ja auch noch tun (also neben dem Veröffentlichen und der Kommunikation), ist ja, dass Sie sich das IOR genau ansehen: Sie kontrollieren u.a. alle einzelnen Konten. Wie geht das? Welche Fortschritte machen Sie damit im Augenblick?
"Wir haben damit im Mai diesen Jahres angefangen und einen Spezialisten aus den USA dafür eingestellt. Diese Firma 'Promontory' ist hier mit zwanzig bis 25 Mann und geht durch jedes Konto durch; sie überarbeitet mit uns zusammen unsere Prozesse, und wir haben ein neues Handbuch - das ist also schon abgeschlossen. Wir sind heute so, dass wir jederzeit von einer dritten Partei, z.B. von Moneyval, inspiziert werden können und dass Moneyval hier das findet, was es von einem Finanzinstitut unserer Art erwartet an Kontrollen und Aufsicht."
Wie wichtig ist das für Sie persönlich, aber auch für das Institut, externe Hilfe wie "Promontory" hier im Institut zu haben?
"Wir brauchen externe Hilfe aus zwei Gründen. Das Erste ist: Ein Externer wie 'Promontory' macht das jeden Tag rund um die Welt bei vielen Finanzinstituten und hat demgemäß ein ganz anderes Know-how, als wir das intern haben könnten. Das Zweite ist: Es ist sehr viel Arbeit, und zwanzig bis 25 Leute, die 'Promontory' hier jeden Tag einsetzt, hätten wir intern gar nicht, um diese Arbeit zu machen."
Die Medien suchen nach großen Worten und den scharfen Kontrasten; "neue Zeiten brechen beim IOR an", habe ich gelesen, und eine andere Zeitung spricht von "Revolution". Wie würden Sie das, was vorgeht, in Ihren eigenen Worten beschreiben?
"Wir gehen unseren Weg weiter, und die Veröffentlichung des Jahresberichts ist ein wichtiger weiterer Schritt. Ziel ist es, dass wir dem Heiligen Vater die Option geben, dass er entscheiden kann, wohin es mit dem Institut weitergehen soll."
Und was ist für Sie und das IOR der nächste Schritt?
"Wir haben uns in den ersten sechs Monaten sehr stark mit den Themen Compliance und Transparenz beschäftigt. Jetzt wird der Kunde in den Vordergrund rücken; wir müssen uns genau anschauen, ob wir den Kunden, das heißt die Orden und den Heiligen Stuhl, gut bedienen, ob unsere Dienstleistung gut ist – und was wir verbessern können, um der Kirche noch mehr zu dienen, als wir es heute tun!"