Ruth Steiner, Ehm. Generalsekretärin der "Katholischen Aktion Österreichs".
Ruth Steiner, Ehm. Generalsekretärin der "Katholischen Aktion Österreichs".
Langjährige Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreichs feierte ihren 70. Geburtstag - "Ich bin Christin, aber ich bin stolz auf meine Herkunft als Jüdin"
Das Eintreten gegen jegliche Form des Antisemitismus ist eine bleibende Verpflichtung auch für die nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich geborenen Generationen. Daran hat Ruth Steiner, frühere Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreich und eine der Vordenkerinnen für die christlich-jüdische Zusammenarbeit, erinnert.
"Es gibt keine kollektive Schuld, aber es gibt eine kollektive Verantwortung und vor allem ein kollektives Gedächtnis", sagte Steiner, die zu Wochenbeginn ihren 70. Geburtstag gefeiert hat, in einem Interview für die Ö1-Sendung "Erfüllte Zeit": "Die Nachgeborenen müssen sagen können: Nie wieder! Und da haben wir noch einen sehr weiten Weg vor uns. Man darf die Vergangenheit nicht vergessen, damit sie nicht wieder eine Zukunft wird."
Steiner wurde am 1. September 1944 im damals japanisch besetzten Manila als Tochter von 1938 aus Wien vertriebenen jüdischen Österreichern geboren. Anfang der 1960er-Jahre kam sie erstmals nach Wien und trat dort mit 19 Jahren in die katholische Kirche ein. Ein Schritt, der für sie selbst, aber auch für Familie und Freunde nicht einfach war, wie Steiner im Ö1-Gespräch berichtete. Einzelne Christen wie auch Juden kritisierten sie dafür bis heute: "Viele sehen mich als Verräterin, weil ich mein Judentum aufgegeben habe für das Christentum. Aber ich werde das Judentum niemals aufgeben, es ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Für mich ist es wichtig, das Gemeinsame herauszuarbeiten, aber immer das Trennende zu respektieren. Ich bin Christin, aber ich bin stolz auf meine Herkunft als Jüdin."
Nach der Schule studierte Ruth Steiner Jus; 15 Jahre lang war sie als Personalchefin tätig, bevor sie der damalige KAÖ-Präsident Paul Schulmeister 1986 als Generalsekretärin der Katholischen Aktion berief - eine Funktion, die Steiner bis zu ihrem Übertritt in den Ruhestand im Jahr 2000 ausübte. Parallel dazu war und ist sie in zahlreichen Bereichen ehrenamtlich tätig, so etwa als Vorstandsmitglied im Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit und im Mauthausen-Komitee Österreich.
Im Jahr 2000 erschien Steiners erstes Buch "Daheim in zwei Religionen - Mein Bekenntnis zu Judentum und Christentum", das mittlerweile in mehrere Sprachen übersetzt wurde. In ihrem 2006 veröffentlichten Werk "Was ich dich noch fragen wollte..." hält Steiner einen fiktiven Dialog mit ihrer Großmutter Therese Lindenberg (1893-1980), die von 1938-45 unter unvorstellbaren Bedingungen im sogenannten "Mischehen-Ghetto" in Wien-Leopoldstadt leben musste.
Mittlerweile blickt Steiner auf mehrere Hundert Veranstaltungen zurück, in denen sie ihre Bücher präsentierte und sowohl mit aktiven Katholiken als auch mit jüdischen Österreichern ihre Erlebnisse und Haltungen diskutierte.
Ruth Steiner Daheim in zwei Religionen - Mein Bekenntnis zum Judemtum und zum ChristentumBroschiert: 77 SeitenVerlag: Wiener Dom-Verlag (2000) Sprache:Deutsch ISBN: 978-3853511671 |
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Ruth Steiner Was ich dich noch fragen wollte ....
Eine Christin auf der Suche nach ihrer jüdischen Identität |
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