„San Ignacio“ und seine Dämonen: südamerikanisches Barock, neu interpretiert.
„San Ignacio“ und seine Dämonen: südamerikanisches Barock, neu interpretiert.
Im Urwald Boliviens schrieb ein Guaraní-Indianer die Barockoper „San Ignacio“. Regisseur Markus Kupferblum bringt sie zeitgenössisch auf die Bühne.
Im bolivianischen Dschungel suchte Markus Kupferblum nach musikalischen Entdeckungen: Vor einem Jahr unterrichtete der österreichische Regisseur, Clown, Autor und Nestroy-Preisträger an der staatlichen Schauspielschule in Santa Cruz. Von dort fuhr er 13 Stunden durch den Urwald, um die Archive der Jesuitenmissionen zu durchforsten. In der Barockzeit komponierten hier Indigene bemerkenswerte Werke, vor allem Sakralmusik und Streichquartette. Entstanden sind diese auf Initiative des Tiroler Jesuiten Anton Sepp, der im 17. Jahrhundert die Barockmusik samt zugehörigen Instrumenten nach Südamerika brachte.
Markus Kupferblum war auf der Suche nach einem säkularen Werk, einer Oper. Vom Archivleiter erhielt er „San Ignacio“, eine Barockoper eines anonymen Guaraní-Indianers. Nach konzertanten Aufführungen des Werkes bei der Langen Nacht der Kirchen entschied sich Kupferblum für eine zeitgenössische Interpretation. Bodo Hell verfasste einen neuen Text, Renald Deppe bearbeitete die Partitur und instrumentierte sie für zwei Geigen, Kontrabass und Hackbrett, ergänzt durch Saxophon und mehr.
„San Ignacio“ handelt von der versuchten Verführung des Heiligen Ignatius von Loyola, des Gründers des Jesuitenordens. „San Ignacio wird mit seinen menschlichen Schwächen konfrontiert“, erzählt Markus Kupferblum, „aus der Dringlichkeit, diese zu bekämpfen, entstehen die Grundsätze der Jesuitengemeinschaft - die als Orignialzitate gebracht werden.“ Ignatius als Mensch interessiere ihn, fährt der Regisseur fort: „Mir geht es immer um die Menschlichkeit, darum, wie sich ein Individuum empfindet. Man möchte etwas erreichen, auf etwas verzichten, etwas schaffen, und dann kommen diese Gegenkräfte auf einen zu. Das ist ein Kampf, den jeder Mensch kennt, ob religiös oder nicht.“
Die Proben versprechen ein ungewöhnliches Opernereignis mit Elementen des Barocks, zeitgenössischer Musik und südamerikanischer Folklore. Ein „sinnliches, schönes Spektakel“ möchte Markus Kupferblum auf die Bühne bringen, „das die Menschen ein bisschen zum Nachdenken anregt. Mir ist wichtig, dass jeder für sich den Anspruch hat, seine bösen Stimmen zu überwinden, aber trotzdem das Leben genießt, und sich über jeden Tag freut, der einem geschenkt ist.“
Wann: 25.–28. 9., 20 Uhr
Wo: Hundsturm,
Margaretenstraße 166,
1050 Wien
Karten: Vorverkauf: 12 €,
Abendkasse: 14 €