Die Finanzkrise von 2008 und 2009 ließ ethische Investments boomen und tut dies immer noch, so Peter Böhler, Vorstandsmitglied des bis vor kurzem noch in kirchlichem Mehrheitsbesitz befindlichen Bankhauses "Schelhammer & Schattera".
Die Finanzkrise von 2008 und 2009 ließ ethische Investments boomen und tut dies immer noch, so Peter Böhler, Vorstandsmitglied des bis vor kurzem noch in kirchlichem Mehrheitsbesitz befindlichen Bankhauses "Schelhammer & Schattera".
Peter Böhler von Bankhaus "Schelhammer & Schattera" bei Podiumsdiskussion über "wert-volles-Geld": Finanzprodukte des Bankhauses im Einklang mit katholischer Soziallehre.
Die Finanzkrise von 2008 und 2009 ließ ethische Investments boomen und tut dies immer noch. Darauf wies Peter Böhler, Vorstandsmitglied des bis vor kurzem noch in kirchlichem Mehrheitsbesitz befindlichen Bankhauses "Schelhammer & Schattera" am Dienstagabend, 31. März 2015 bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel "Wert-volles-Geld? - ethisch investieren in stürmischen Zeiten" im Wiener ORF-RadioKulturhaus hin.
Sein Institut als Spezialist für nachhaltige Investments profitiere einerseits davon, andererseits habe "Schelhammer & Schattera" auch den Paradigmenwechsel im Gefolge der Krise zu bewältigen: Die auf den Plan getretenen Aufsichtsbehörden und Regulatoren würden gerade kleinen Banken schwer zu bewältigende Bürden auferlegen, um Missstände und Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Dennoch seien nicht alle Teile des Finanzsektors gleich streng reguliert. Böhler kritisierte zum Beispiel "Schattenbanken", hier herrsche "sicher noch ein großer Nachholbedarf, was regulatorische Ansätze angeht." In Österreich sei sehr viel "zum Leidwesen der Regulierten und zum Wohle der Kunden unserer Industrie" geschehen. Was die zukünftige Entwicklung von Nachhaltigkeit und ethischen Investments angehe, sei er insgesamt vorsichtig optimistisch, so Böhler.
Der Anspruch, ethisch nachhaltig zu investieren, sei bei "Schelhammer & Schattera" auf den jüngst ausgestiegenen Eigentümer, die Superiorenkonferenz der Männerorden in Österreich, zurückzuführen. Ein Orden habe keine Pensionskasse, sondern brauche eine Versorgungseinrichtung. Der Auftrag an die Bank sei es gewesen, Finanzprodukte zu kreieren, die im Einklang mit der katholischen Soziallehre stehen, erinnerte Böhler. Auch die Anlegerichtlinien der Österreichischen Bischofskonferenz seien berücksichtigt worden und würden das bis heute. So seien zum Beispiel Investments in Atomenergie, Waffenhandel, Kinderarbeit, Glücksspiel und Länder, die die Todesstrafe nicht abgeschafft haben oder Arbeitnehmerrechte mit Füßen treten, ausgeschlossen.
Friedhelm Boschert, Vorstandsvorsitzender der Kreditgenossenschaft "Oikocredit Austria", wies auf die "ungeheure Entregulierung der Märkte" in den letzten 30 Jahren hin. Für ihn ist "wert-volles Geld" solches, "das wirkliche Werte schafft". Oikocredit setze nicht nur auf ökonomische Werte, also Rendite, sondern auch auf "soziale Rendite". Die Kreditgenossenschaft wolle seit ihrer Gründung 1975 einen Beitrag dazu leisten, Armut und Ungerechtigkeit in der Welt zu mindern.
Die Pensionskassen in Österreich hätten bereits 1997 eine Veranlagungs- und Risikogemeinschaft nachhaltig ausgerichtet, sagte Peter Deutsch, Vorstandsvorsitzender der "Bonus Pensionskassen AG". Beinahe alle heimischen Vorsorgekassen ließen sich über die österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik zertifizieren; das bedeute für Kunden Sicherheit in punkto Nachhaltigkeit. Mehr als 90 Prozent des Vermögens der Vorsorgekassen sind nach den Worten Deutschs so erfasst, mit einem Gesamtvolumen von 7,3 Milliarden Euro.
Absichtlich intransparente Finanzprodukte waren nach Überzeugung des Pensionskassen-Vertreters die Ursache für die Finanzkrise. Mittlerweile sei eine der Hauptaufgaben der Finanzmarktaufsicht darauf zu achten, dass Anbieter von Finanzprodukten diese auch selber verstehen müssen.