Es gelte, „die klassische Lehre der seelsorglichen Begleitung wiederzuentdecken“.
Es gelte, „die klassische Lehre der seelsorglichen Begleitung wiederzuentdecken“.
Zeugnis und Mission: Die Veränderungsprozesse in den deutschsprachigen Diözesen prägten die Tagung der Generalvikare. „Der Sonntag“ fragte nach der unterschiedlichen Situation der Kirche in Deutschland.
Unter dem Thema „Veränderungsprozesse“ stand die jüngste Tagung der Generalvikare aus Deutschland, aus der deutschsprachigen Schweiz, aus Österreich und Schweden in St. Pölten.
„Der Innsbrucker Pastoraltheologe Christian Bauer half uns, die Veränderungsprozesse unserer Diözesen in den Blick zu nehmen“, sagt Generalvikar Nikolaus Krasa: „Vor allem die Themen Zeugnis und Mission waren dabei zentral.“
Viele der Themen wurden in persönlichen Gesprächen diskutiert. Krasa: „Für mich waren diese Tage eine gesegnete Zeit, geprägt durch die Offenheit im mitbrüderlichen Gespräch, die schönen gemeinsamen Gebetszeiten und die gute Atmosphäre.“
„Wir haben geprägtes katholisches Land an der Grenze zu Holland, eine stark säkularisierte Großstadt wie Bremen und weite Gebiete, wo katholische Christen absolut in der Minderheit sind“, erzählt Theo Paul, Generalvikar im Bistum Osnabrück (580.000 Katholiken).
Beim diözesanen Reformprozess „möchten wir einerseits das Pfarr-Prinzip, die territoriale Verankerung der Kirche, belassen und stärken, wo es nötig ist, und auf der anderen Seite neue Berührungspunkte mit der Kirche, also die kategoriale Seelsorge, intensivieren und weiter positionieren“.
Paul: „Wir werden in der Gestaltung von Kirche pluraler werden.“
„Die Diözese Passau ist fast rein ländlich geprägt“, sagt Klaus Metzl, Generalvikar in Passau, der Mutterdiözese der Erzdiözese Wien (500.000 Katholiken in 311 Pfarren, die in einem diözesanen Prozess neu strukturiert wurden).
2010 wurde eine Dekanatsreform gemacht (von 17 Dekanaten auf 10), 2012 kam die Pfarrverbandsreform, bei der die 311 Pfarren in 86 Pfarrverbände gegliedert wurden.
Für den Prozess gab es zwei große Prämissen, so Metzl: „Dass keine Pfarre aufgelöst wird und dass in den Pfarrverbänden der sogenannte Pfarrverbandsrat eingeführt wurde, wo aus den Pfarren heraus ein neues Gremium die pastoralen Schwerpunkte plant und organisiert.“
„151.000 Katholiken leben im Bistum Erfurt in 7 Dekanaten mit 63 Pfarren“, berichtet Raimund Beck, Generalvikar der Diözese Erfurt im Osten Deutschlands. In manchen Thüringer Gebieten gebe so etwas wie „eine Missionssituation“.
Beck: „Neben der Vergrößerung der Pfarren und der Verringerung der Pfarrzahlen ist auch wesentlich, was im Inneren passiert: Wir müssen die Reform als geistlichen Prozess betrachten und schauen, welche Aufgaben der Heilige Geist uns in dieser konkreten Situation stellt.“
„Wir hatten 775 selbständige Pfarren und Pfarrvikariate. Künftig werden 88 pastorale Großräume entstehen, die unterschiedlich strukturiert sein werden“, erzählt Alfons Hardt, Generalvikar der Erzdiözese Paderborn (1,6 Millionen Katholiken): „So ein Großraum, der bis zu 35.000 Katholiken umfassen wird, kann eine einzelne Pfarre sein oder er kann aus mehreren Pfarren gebildet werden.“ Hardt: „Papst Franziskus gibt in seiner Person, in seiner Lebensführung ein Beispiel für eine veränderte Pastoral.“
Im Zuge eines Ausflugs nach Wien richtete sich der Blick der Generalvikare im Gespräch mit Kardinal Schönborn auf die bevorstehende Synode im Herbst.
Im Hinblick auf die Bischofssynode lud der Kardinal ein, auch den neuen sozialen Status der Familie, „das erfolgreichste Projekt der Menschheitsgeschichte“, zu besprechen.
Und „die neue gesellschaftliche Realität von Partnerschaft“ in den Blick zu nehmen. Die Unauflöslichkeit der Ehe und die Offenheit für das Leben seien ausschlaggebend für die kirchliche Lehre über die Ehe.
Beachtet müsse aber auch werden, „dass wir alle nach dem Sündenfall leben, dass wir auch mit Scheitern und Unzulänglichkeiten zu tun haben“. Es gelte, „die klassische Lehre der seelsorglichen Begleitung wiederzuentdecken“.