Mit einem stillen Trauerzug und einer Gedenkveranstaltung am Grazer Hauptplatz haben Tausende Menschen ein deutliches Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern der Amokfahrt vor einer Woche und ein Bekenntnis zum friedlichen Zusammenleben gesetzt.
Mit einem stillen Trauerzug und einer Gedenkveranstaltung am Grazer Hauptplatz haben Tausende Menschen ein deutliches Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern der Amokfahrt vor einer Woche und ein Bekenntnis zum friedlichen Zusammenleben gesetzt.
Aufruf der Religionsvertreter für mehr Miteinander - Spitzen von Staat, Stadt und Land bei Trauermarsch und Gedenkveranstaltung in Grazer Innenstadt.
Mit einem stillen Trauerzug und einer Gedenkveranstaltung am Grazer Hauptplatz haben Tausende Menschen ein deutliches Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern der Amokfahrt vor einer Woche und ein Bekenntnis zum friedlichen Zusammenleben gesetzt.
Ein interreligiöser Text, verlesen von Bischof Wilhelm Krautwaschl, dem evangelischen Superintendent Hermann Miklas und Ali Kurtgöz von der Islamischen Glaubensgemeinschaft brachte dabei die Fassungslosigkeit und Trauer nach den tragischen Ereignisse genauso ins Wort wie das Mitgefühl und das Gebet für die Opfer und deren Angehörigen. Bei der Veranstaltung am Sonntagnachmittag, 28. Juni 2015 waren mit Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundeskanzler Werner Faymann, sowie Hermann Schützenhöfer und Siegfried Nagl die Spitzen von Staat, Land und Stadt anwesend.
Eindringlich sprachen die Religionsvertreter davon, dass die Tat vor einer Woche "eine ganze Stadt verletzt" und eine "tiefe Wunde geschlagen" hat, "die noch offen ist und erst heilen muss". In dieser Situation gelte es "zusammenzurücken im gemeinsamen Gedenken vereint in Trauer ohne Hass". Im Vertrauen auf Gott "möge aus Trauer Hoffnung, aus Rache Barmherzigkeit werden", bat der Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft und sagte: "Beschütze unser Land vor Rassismus, Gewalt und Feindseligkeiten. Schenke uns Frieden im Diesseits und im Jenseits!"
Der von den drei religiösen Amtsträgern verlesene Text endete mit dem Aufruf, zusammen zu stehen, auf die Menschen im eigenen Umfeld zuzugehen und dem Wunsch: "Weniger ich, mehr wir. Das können wir leisten. Ganz einfach und sofort und jeden Tag aufs Neue." Unter den Repräsentanten der Religionen war auch der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister. Die Bundesregierung war zusätzlich mit Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Familienministerin Sophie Kamarsin vertreten. Weitere Teilnehmer aus der Politik waren Klubobmann Reinhold Lopatka und der steirische Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer.
Bereits am Vormittag hatte ein Gedenkgottesdienst in der Grazer Stadtpfarrkirche stattgefunden, wo unmittelbar davor ein Kind bei der Amokfahrt getötet wurde. Das seither weit geöffnete Kirchenportal sei ein besonderes Zeichen, das sehr viele Menschen dankbar wahrgenommen haben, sagte Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz in der Predigt.
Durch das Zeichen der offenen Kirchentür sie "viel Schwellenangst überwunden" worden und "viele haben die Einladung Jesu angenommen". Eine offen und einladende Kirche sei ein Ort, in der Menschen "das Schreckliche der vergangenen Woche und das unsägliches Leid ein wenig einordnen" könnten.
Der Grazer Bürgermeister, der selbst ein Augenzeuge der Amokfahrt war, unterstrich vorab im Interview mit der Sonntagsausgabe von "Österreich" die Bedeutung der Trauerveranstaltung. "Im Leben und in der Gemeinschaft braucht es Rituale", so Nagl. Trotz großer Traumatisierung und Wut hätte die Bevölkerung mit Menschlichkeit auf "eine Spur der Unmenschlichkeit" reagiert.
Danach gefragt, ob er dafür Gott dankbar sei, dem Unglück entkommen zu sein, sagte Nagl: "Gott hat uns den freien Willen gegeben, und für diesen freien Willen kann er nicht verantwortlich gemacht werden. Ich war ihm dankbar, dass es so viele Menschen waren, denen an diesem Tag nichts passiert ist. Ich schicke ihm die Bitte, dass er jetzt jenen hilft, denen es nicht gut geht, die selbst betroffen sind, und auch deren nahen Verwandten."
Bei der Amokfahrt eines 26-jährigen am 20. Juni durch die Grazer Innenstadt wurden drei Menschen getötet und 36 verletzt.
Diözese Graz-Seckau: