Die Messe am Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit war der Höhepunkt des Papstprogramms in Quito, der Hauptstadt Ecuadors.
Die Messe am Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit war der Höhepunkt des Papstprogramms in Quito, der Hauptstadt Ecuadors.
Papst erläutert Freiheits- und Befreiungsidee bei Messe im ecuadorianischen Bicetenario-Park.
Papst Franziskus hat in Ecuador autoritäre Tendenzen unter lateinamerikanischen Regierungschefs kritisiert. Der Schrei nach Freiheit, der vor 200 Jahren zur Unabhängigkeit der lateinamerikanischen Staaten geführt habe, habe auch heute nicht an Überzeugungskraft eingebüßt, sagte Franziskus am Dienstag, 7. Juli 2015 bei einem Gottesdienst mit mehr als einer Million Menschen in der Hauptstadt Quito. Der Gottesdienst fand im "Bicentenario-Park" von Quito statt. Der Name erinnert an die Unabhängigkeit der südamerikanischen Staaten von der spanischen Kolonialmacht vor 200 Jahren.
Kritiker halten mehreren Staatspräsidenten Lateinamerikas einen autoritären Regierungsstil vor, etwa Nicolas Maduro in Venezuela, Evo Morales in Bolivien, aber auch Rafael Correa im Gasgeberland Ecuador.
Der Gottesdienst unter freiem Himmel war der geistliche Höhepunkt am dritten Tag der Südamerika-Reise von Franziskus. Hierbei wurde auch eine Bibellesung in Ketschua vorgetragen, einer Sprache der indigenen Bevölkerung. Zuvor war Franziskus im Bicentenario-Park mit den Bischöfen Ecuadors zusammengetroffen. Nach dem Gottesdienst stehen noch Reden vor Vertretern von Schulen und Universitäten sowie vor Politikern und Repräsentanten des öffentlichen Lebens auf dem Programm.
Franziskus hob in seiner Predigt hervor, dass die Anliegen der Unabhängigkeitsbewegungen in den lateinamerikanischen Staaten mit denen des Christentums "tief überstimmten". Er verglich das "Flüstern Jesu beim Letzen Abendmahl" mit dem Schrei nach Freiheit, der damals aus dem Bewusstsein der Freiheitsberaubung und der Unterdrückung durch die jeweiligen Machthaber hervorgegangen sei.
Der Papst hob in diesem Zusammenhang die wichtige Rolle der christlichen Glaubensverkündigung hervor. Die Evangelisierung könne "Mittel der Einheit" in Freiheitsbestrebungen, in kulturellen Sensibilitäten, Wunschträumen "und sogar in gewissen Utopien" sein, sagte Franziskus auch im Blick auf die Theologie der Befreiung. Und er formulierte als zentrale Hoffnung das "Zeugnis einer geschwisterlichen Gemeinschaft, die hinausstrahlt". Der Papst betonte in seiner Predigt, Evangelisierung sei die Revolution der Christen, "und weil unser Glaube immer revolutionär ist, ist das unser tiefster und inständigster Jubelruf".
Weiter rief Franziskus dazu auf, sich für Einheit und Dialog einzusetzen. Christen müssten angesichts des erneuten Aufkommens von Kriegen von Gewalt darauf beharren, "den anderen anzuerkennen, die Wunden zu heilen, Brücken zu bauen, Beziehungen zu knüpfen und einander zu helfen", so Franziskus. Sie müssten Selbstsucht vermeiden, Kommunikation und Dialog fördern und zur Zusammenarbeit ermutigen.
Diese Einheit sei auch bereits eine missionarische Tätigkeit. Christliche Mission sei kein Proselytismus, sondern in unserem Zeugnis, mit dem wir die Fernstehenden begeistern und in Demut auf jene zugehen, die Gott und der Kirche fern sind, die furchtsam und gleichgültig sind".
Die Messe am Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit war der Höhepunkt des Papstprogramms in Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Zuvor hatte der Papst die Bischöfe des Landes getroffen. Gegen Mitternacht steht dann eine Begegnung mit der Welt der Bildung auf dem Reiseprogramm: Der Papst trifft Vertreter von Universitäten und Schulen. Daran schließt sich eine Begegnung mit Vertretern von Staat und Gesellschaft an. Beenden wird Papst Franziskus den Tag mit einem privaten Besuch in der Jesuitenkirche der Stadt.