Innsbrucker Missionsexperte Franz Weber bei Herbsttagung der Orden: "Keine Alternative zum Dialog mit anderen Religionen"
Innsbrucker Missionsexperte Franz Weber bei Herbsttagung der Orden: "Keine Alternative zum Dialog mit anderen Religionen"
Innsbrucker Missionsexperte Franz Weber bei Herbsttagung der Orden: Mission heute eine Einladung zu Gespräch, Dialog und solidarischem Handeln
Missionarisch tätige Ordensgemeinschaften müssen heute angesichts der Migrations- und Flüchtlingsbewegungen den Blick stärker denn je auf die Situation im eigenen Land richten: Das hat der Innsbrucker Missionstheologe Franz Weber am Montag, 23. November 2015, bei der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften im Wiener Kardinal-König-Haus dargelegt. "Über Jahrhunderte war die Mission ein Hinausgehen an die Ränder. Jetzt kommen die Herausforderungen mit voller Wucht auf uns zu", so der Priester aus dem Orden der Comboni-Missionare, der in seinem Vortrag "neue missionarische Situationen" skizzierte, denen sich die Kirche heute stellen sollte.
Mission sei nach heutigem kirchlichem Verständnis vor allem eine Einladung an andere "zu Gespräch, Dialog und solidarischem Handeln", erklärte Weber. Dialogfähig sei die Kirche dann, wenn sie um ihren eigenen Auftrag und Standpunkt wisse; es gehe schließlich nicht darum, eine "Mischung aller Religionen" zu erzielen. Den Orden riet der Experte zu einer Vertiefung der Spiritualität, um wieder "Orte der Freude und Erfüllung" zu sein und Hoffnung auszustrahlen trotz sinkender Zahl und steigenden Alters der Mitglieder. "Die Welt braucht keine Verdoppelung der Hoffnungslosigkeit durch Religion", zitierte Weber einen Ausspruch von Papst Franziskus.
Wenn der Papst konkreten Einsatz für neue Armut, für Flüchtlinge und eine "Kirche ohne Grenzen" fordere, so müssten dies auch die Orden beherzigen, betonte der Missionstheologe. Aufgrund ihres internationalen Wirkens und den multikulturellen Gemeinschaften seien die Orden der Gesellschaft in mancher Hinsicht bereits voraus und könnten ihre Erfahrungen einbringen. Darüber hinaus gebe es zum Dialog mit anderen Religionen keine Alternative nach der Konzilserklärung "Nostra aetate", die alle Kulturen und Religionen als Wirkungsort von Gottes Geist bezeichnet hatte.
"Es gibt keine Welt ohne Migration", stellte Weber klar und warb für einen positiven Blick auf den damit verbundenen kulturellen Wandel: Auch das heutige Gesicht Lateinamerikas sei eine Synthese, "zu der Einwanderer vieler europäischer Länder beigetragen haben, die man heute als Wohlstandsflüchtlinge bezeichnen würde. Ebenso haben Sklaven aus Afrika und ihre Nachfahren in Brasilien eine Kultur geschaffen, in der das Herz Afrikas schlägt und ohne der Brasilien nur die halbe Wirklichkeit von heute wäre."
Für eine "missionarische Seelsorge" im eigenen Land müsse die Kirche auch ihren Umgang mit den Menschen hinterfragen, betonte der Comboni-Missionar. Um sich gegenüber den "Suchenden und Verletzten" zu öffnen, wie dies der Papst fordere, müssten Praktiken des Ausschlusses überwunden werden. Schließlich hätten Vertreter der Kirche Verletzungen hinterlassen und eine Abkehr von Gläubigen bewirkt, wo immer sie diese ohne Rücksicht auf das eigene Gewissen und mit "Präpotenz" behandelt hätten.