Papst Franziskus war bis zu seiner Wahl im Orden der Jesuiten tätig.
Papst Franziskus war bis zu seiner Wahl im Orden der Jesuiten tätig.
Franziskus erinnert an Auftrag, "Menschen der Begegnung" zu sein.
Mit einer feierlichen Messe im Petersdom hat Papst Franziskus am Fest der Darstellung des Herrn am Dienstag, 2. Februar 2016 das katholische "Jahr der Orden" beendet. Die Aufgabe der Gemeinschaften sei vor allem die Mission in der Welt von heute, sagte bei dem Gottesdienst mit mehreren tausend Ordensleuten aus aller Welt. Sie sollten die Freude und das Leid, die Hoffnungen und Ängste ihrer Mitmenschen teilen und stets nahe bei den Armen und Leidenden sein, so der Papst.
Franziskus erinnerte an das Vorbild der Ordensgründer. "Sie hatten keine Angst, sich im Alltagsleben mit den Problemen der Leute die Hände schmutzig zu machen und gingen mutig in die geografischen und existenziellen Randgebiete." Das Charisma gehöre nicht in versiegelte Falschen, sei kein Museumsstück und keine abstrakte Doktrin. "Wehe der Gewohnheit", mahnte Franziskus.
"Wie ein Fluss" münde das Ordensjahr nun "in das Meer der Barmherzigkeit", spielte der Papst auf das laufende "Heilige Jahr" an. Ordensleute sollten "Menschen der Begegnung" sein, auf andere Menschen zugehen und ihnen dabei helfen, die je eigene Selbstbezogenheit zu überwinden. Kraft dafür könnten sie aus der Begegnung mit Gott schöpfen: Schließlich sei die eigene Berufung ein Geschenk Gottes und eine Gnade, die nicht wie ein Projekt vom Schreibtisch aus erdacht werden könne. Diese Form der Gotteserfahrung könne bis ins hohe Alter mit Freude erfüllen und sei Grund zur Dankbarkeit, so Franziskus.
Am Schluss der Messfeier ging Papst vom Altar zu den Bänken und wandte sich dort in spontanen Worten nochmals an die Ordensleute. "Jeder von uns hat einen Platz, eine Aufgabe in der Kirche", sagte er. Niemals sollten sie ihre erste Berufung vergessen. "Hütet diese Erinnerung! Und mit dieser Liebe, mit der ihr einst berufen wurdet, ruft euch der Herr auch heute noch. Lasst die Schönheit, lasst das Staunen dieser ersten Berufung nicht schwächer werden!"
Besondere Gäste der Feier waren vierhundert Ordensfrauen aus allen Teilen der Welt, die das letzte Jahr hindurch eine Weltgebetskette der Klöster geknüpft hatten. Zusammen mit dem Papst zogen u.a. Schwestern ein, die sich gegen Menschenhandel oder für die in Sizilien strandenden Flüchtlinge engagieren. In Erinnerung an die von ihnen abgelegten Gelübde hielten die Teilnehmer der Messe im dämmernden Petersdom Kerzen in Händen.
Papst Franziskus hatte das Ordensjahr am 30. November 2014 eröffnet. Es sollte die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für Orden fördern und ihre Rolle in der modernen Gesellschaft schärfer definieren. Neben Kongressen, Tagungen und Ordenstreffen in Rom gab es dazu zahlreiche Initiativen und Aktionen der Orden in der Weltkirche.
Der Präfekt der vatikanischen Ordenskongregation, Kardinal Joao Braz de Aviz, dankte dem Papst in einem Interview mit der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" (Mittwoch) für das Themenjahr. Es sei ein Zeichen der Gnade gewesen und habe den Orden neue Hoffnung gegeben. Probleme wie Überalterung und Nachwuchssorgen wollten die Orden bewusst angehen. Der brasilianische Kurienkardinal zeigte sich jedoch überzeugt, dass "Gott auch in neuen Formen" Menschen berufen werde.
Weltweit gibt es rund 900.000 katholische Ordensleute; mehr als drei Viertel davon sind Frauen. Während die Orden in westlichen Ländern wegen Überalterung und fehlendem Nachwuchs unter einer starken Schrumpfung leiden, verzeichnen sie in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas starke Zugewinne.