"Wir Musiker", sagte Nikolaus Harnoncourt einmal, "haben eine machtvolle, ja heilige Sprache zu verwalten.
"Wir Musiker", sagte Nikolaus Harnoncourt einmal, "haben eine machtvolle, ja heilige Sprache zu verwalten.
Die Kunst bezeichnete er einmal als "die Nabelschnur", die den Menschen mit dem Göttlichen verbindet.
Der österreichische Dirigent Nikolaus Harnoncourt ist am Samstag, 5. März 2016 im Alter von 86 Jahren gestorben. Das hat die Familie des weltbekannten Musikers am Sonntag bekannt gegeben. Harnoncourt hatte sich erst vor wenigen Monaten aus dem Konzertleben zurückgezogen. Der Cellist war einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis für Alte Musik. Als Gastdirigent zahlreicher Spitzenensembles zählte Harnoncourt zu den weltweit angesehensten Orchesterleitern. So dirigierte er wiederholt das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.
Der gebürtige Berliner kam aus einem katholischen Elternhaus und wuchs in Graz auf. Sein Bruder, Philipp Harnoncourt, ist Priester und Theologe. "Wir Musiker", sagte Nikolaus Harnoncourt einmal, "haben eine machtvolle, ja heilige Sprache zu verwalten. Wir müssen alles tun, dass sie nicht verloren geht im Sog der materialistischen Entwicklung. (...) Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwage, sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet".
Gegen heftigen Widerstand des etablierten Musikbetriebs sorgte Harnoncourt, der selbst historische Instrumente sammelt, für eine Blüte des werkgetreuen Musizierens. Zu seinen Favoriten zählen Mozart und Haydn. Seit 1985 gibt es in Graz die "Styriarte", Harnoncourt gewidmete Klassik-Festspiele, die rasch großes Ansehen gewannen.
Mit tiefer Betroffenheit hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner auf die Nachricht vom Tod des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt reagiert. "Er war einer der ganz Großen. In seiner Arbeit ist er nie dem Zeitgeist gefolgt. Mit seinen bahnbrechenden Interpretationen hat er Neues entdecken lassen", so Lackner laut einer Aussendung der Erzdiözese Salzburg am Sonntag. Harnoncourt habe den Zeitgeist geprägt, betonte der Erzbischof - "gegen viele Widerstände, denn es ist ihm um die Sache, um die Musik gegangen".
Lackner würdigte den verstorbenen Musiker als "Suchenden nach dem Schlüssel, wie dem Zuhörer die Musik zu erschließen sei". Mit dem Tod Harnoncourts verliere man vor allem aber auch einen wertvollen Menschen, wie der Erzbischof betonte: "In Büchern, Interviews hat er uns teilhaben lassen an seinen Gedanken. In seinem letzten Brief an das Publikum schreibt er: 'Da wird wohl Vieles bleiben!' Sein Blick ging immer in die Tiefe, gleichsam suchend, ja ringend, um die Geheimnisse des Lebens und - wie ich sein Schaffen verstehen möchte - des Glaubens zu entdecken. Unvergesslich wird mir die Begegnung mit Nikolaus Harnoncourt im Vorjahr anlässlich einer Auszeichnung, die ihm zu teil wurde, bleiben. Ich war tief berührt, als er mir, dem musikalisch Untalentierten, in einem Gespräch Musik erklärt hat. Der Tod dieses Mannes lässt nicht nur mich traurig zurück."