„Jeden Tag lese ich am Abend zwei Stunden in der Bibel, was ich lese, markiere ich und mache mir Notizen", unterstreicht Martina Ajaram, die in der Osternacht die Taufe erhält.
„Jeden Tag lese ich am Abend zwei Stunden in der Bibel, was ich lese, markiere ich und mache mir Notizen", unterstreicht Martina Ajaram, die in der Osternacht die Taufe erhält.
Über 300 Erwachsene empfangen in der heurigen Osternacht österreichweit die katholische Taufe, 83 sind es in der Erzdiözese Wien. Zwei Porträts.
Es war eine Bringschuld, mich taufen zu lassen“, schildert Ingo Breinhölder. Der im Dekanat Gänserndorf wohnende 43-Jährige hat in seinem Leben viele Schattenseiten erlebt. Aufgewachsen in einer Gemeindebausiedlung, stirbt sein Vater, als er acht Jahre alt ist. „Ich bin mit dem Schlüssel um den Hals groß geworden, denn die Mutter musste Geld verdienen.“ Ingo wechselt mehrere Male die Hauptschule. „Mit Drogen habe ich leider auch Bekanntschaft gemacht.“ Breinhölder gleitet ins kriminelle Milieu ab, muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, macht dort eine Lehre zum Tischler. „Das war ein sehr positives Erlebnis, das hat mich zum Nachdenken gebracht.“ Danach lebt er lange bei seiner Mutter.
„Man sucht immer Werte und Bezugspersonen. Ich habe die Zehn Gebote gekannt, die sind für mich wichtig geworden, sie zeigen wie man leben soll und was man nicht machen soll“, weiß Breinhölder heute. Immer dann, wenn es ihm sehr schlecht geht, betet er. Der Weg zum Glaubenden sollte noch einige Zeit dauern. „Seit fünf Jahren geht es mir wirklich gut“, schildert Ingo. Unterstützung erfährt er von seiner Lebensgefährtin. Sie ist es auch, die ihn bei seinem Weg in die Kirche bestärkt und die Kontaktnahme zu Friederike Dostal legt, der Leiterin des Referats für Erwachsenenkatechumenat in der Erzdiözese Wien.
Dostal kontaktiert den Weikendorfer Pfarrer Christoph Pelczar. Er soll Breinhölder begleiten. „Es gibt nichts Schöneres für einen Priester, als suchende Menschen zu Christus zu führen“, blickt Pfarrer Pelczar zurück. „In der sehr bewegenden Lebensgeschichte von Ingo habe auch ich in meinem Leben einiges neu entdeckt“, erinnert sich Pfarrer Pelczar an die Gespräche. Wöchentliche Treffen ebnen den Weg zur Taufe von Ingo, die er in der Osternacht in Weikendorf erhalten wird. „Ich werde versuchen, meinen Glauben so gut wie möglich umzusetzen“, verspricht der Erwachsenentäufling.
Einen ganz anderen Hintergrund bringt Martina Ajram mit. Sie stammt aus dem Libanon, kam als Studentin nach Wien und lebt hier seit 15 Jahren. Jeden Sonntag geht sie in die Mittagsmesse im Stephansdom. „Drinnen verspüre ich ein unglaubliches Gefühl“, unterstreicht sie. Mit der Zeit stellen sich ihr immer mehr Fragen zum Glauben und zu Gott. Eine schwere Krankheit, die sie übersteht, bestärkt Martina in ihrem Weg zu Christus. Sie kontaktiert Friederike Dostal. Wöchentlich lesen sie in der Bibel, Martina erhält auch einen „Youcat“, den Jugendkatechismus geschenkt. „Jeden Tag lese ich am Abend zwei Stunden in der Bibel, was ich lese, markiere ich und mache mir Notizen.“ Nach der Taufe, die sie im Stephansdom erhält, möchte Martina Ajram Jugendliche motivieren, in Bibelrunden dem Glauben näher zu kommen. „Es gibt keinen anderen Weg, außer diesen“, ist sie sicher.
Friederike Dostal, Referentin für den Katechumenat, die Tauf-Vorbereitung von Erwachsenen, sagt: „Buntgemischt waren wir immer“. Denn es gibt viele Herkunftsländer der Taufbewerber. Auch die Flüchtlingsströme machen sich bemerkbar. Eine steigende Zahl an Taufwerbern aus islamischem Kontext ist erkennbar. Der Katechumenat dauert in der Erzdiözese Wien mindestens ein Jahr. Das gilt auch für asylsuchende Menschen. Bei der Begleitung setzen die Pfarren hauptsächlich auf Priester, Diakone und Pastoralassistenten. Neben regelmäßigen Treffen mit ihren Taufbegleitern ist während der einjährigen Vorbereitungszeit der sonntägliche Besuch des Gottesdienstes, ein intensives Bibellesen und die Teilnahme am Gemeindeleben vorgesehen.
Der Weikendorfer Pfarrer Christoph Pelczar bereitete Ingo Breinhölder auf das Sakrament der Taufe vor.
Referat für Erwachsenenkatechumenat in der Erzdiözese Wien
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