In Büchern, Geschichten und Musik können andere Religionen auch schon im Kindergarten thematisiert werden. Eines der Ziele: ein Lernen von- und miteinander.
In Büchern, Geschichten und Musik können andere Religionen auch schon im Kindergarten thematisiert werden. Eines der Ziele: ein Lernen von- und miteinander.
Der Kindergarten soll ein „sicherer Raum“ für Begegnung, Wertschätzung und gemeinsames Lernen sein – auch im Hinblick auf Religion und Glaube. Dafür plädiert die die diplomierte Kindergartenpädagogin Helena Stockinger.
Religiöse Vielfalt in Kindergarten und Hort sollte nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance wahrgenommen und jedes Kind in seiner jeweiligen religiösen Identität wertgeschätzt werden:
Diese Botschaft hat die diplomierte Kindergartenpädagogin Helena Stockinger bei einem Fachvortrag im Wiener Dominikanerkloster den mehr als 200 Mitarbeiter der Vereinigung Katholischer Kindertagesheime (KKTH) vermittelt.
In Kindergärten in religiöser Trägerschaft gibt es mitunter nur wenig Kommunikation und Anerkennung religiöser Differenz, berichtete Stockinger aus Ergebnissen einer Studie, in der sie sich intensiv mit einem katholischen und einem islamischen Wiener Kindergarten auseinandergesetzt hatte.
In beiden Einrichtungen seien Kinder mit verschiedenen Religionszugehörigkeiten vertreten gewesen. Bei beiden sei der Blick generell mehr auf Herausforderungen statt auf Chancen der religiösen Vielfalt gerichtet gewesen, zeigte die Untersuchung.
So sprächen zwar die Leitbilder von Offenheit für andere Religionen, über religiöse Unterschiede werde in der Praxis aber kaum gesprochen – etwa, da man Kinder gleich behandeln und Konflikte vermeiden will oder auf Zufriedenheit aller Beteiligten setzt, vermutete die Expertin.
Die jeweils größere Religion dominiere, die kleinere würde wenig Anerkennung erfahren.
Die Folge: „Die Kinder selbst thematisieren Religion kaum, wissen wenig über religiöse Vielfalt, wollen einfach dazugehören und bemühen sich um Einstimmigkeit.“
Unterschiede im Umgang mit der Religion fand Stockinger übrigens durchaus: Im katholischen Kindergarten sei sie Teil des Alltags gewesen, erkennbar an regelmäßigen Tischgebeten, Festen, Liedern und religiösen Symbolen.
Im islamischen Kindergarten sei Religion hingegen „ein begrenzter Zusatzbereich“, war hier doch eine halbe Stunde am Tag dem muslimischen Religionsunterricht – dem Koranstudium – gewidmet, während die restliche Zeit frei von Religion war.
Für die Anerkennung religiöser Vielfalt gibt es viele Möglichkeiten, so Stockingers Plädoyer, gehe es doch darum, den Kindergarten oder Hort zu einem „sicheren Raum“ werden zu lassen, „in dem Kinder einander begegnen, miteinander lernen und sich auch mit ihrer jeweiligen Religion wertgeschätzt und zugehörig fühlen“.
Man könne etwa beim Beten vor dem Essen verschiedene Gebetshaltungen ermöglichen, den Festkalender der unterschiedlichen Religionen aufhängen, Feste thematisieren und feiern und Kindern anderer Religionen zum jeweiligen Religionsfest gratulieren.
In Büchern, Geschichten, Musik könnten andere Religionen thematisiert werden.
„Wichtig ist, Begegnungsmöglichkeiten im Kindergarten und Hort zu schaffen, bei Elterntreffen und Elterngesprächen, die Eltern aktiv z.B. bei Festen miteinzubeziehen, religiöse Fragen der Kinder zuzulassen und dann gemeinsam nach Antworten zu suchen“, so die Expertin.
Die Herausforderungen für die Pädagogen seien zugegebenermaßen zahlreich:
Sie sollten sich ein Basiswissen der verschiedenen Religionen aneignen und sich darin weiterbilden, viel Kommunikation über religiöse Vielfalt auch im Team ermöglichen, nicht übereinander, sondern miteinander vorurteilsfrei reden, Konflikte ernst nehmen und darüber auch sprechen, so Stockinger.
Freude an der Verschiedenheit der Kinder sowie ein reflektierter und sensibler Umgang mit Religion würden allerdings zu einer „Kultur der Anerkennung und Wertschätzung religiöser Vielfalt“ beitragen.
Vereinigung Katholischer Kindertagesheime (KKTH)
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