Bei der Pressekonferenz über den Wolken ging Papst Franziskus u.a. auf die Themen Homosexualität und Martin Luther ein.
Bei der Pressekonferenz über den Wolken ging Papst Franziskus u.a. auf die Themen Homosexualität und Martin Luther ein.
Papst Franziskus hat bei einer Pressekonferenz am Rückflug seines dreitägigen Armenien-Besuchs unterstrichen, dass sich katholische Kirche für Ausgrenzung von Homsexuellen entschuldigen solle.
Der Katechismus der Kirche schreibe vor, dass diese Personen nicht diskriminiert werden dürften, sondern respektiert und seelsorglich begleitet werden müssten, sagte der Papst am Sonntagabend, 26. Juni 2016 während des Rückflugs aus Armenien vor mitreisenden Journalisten. Es gebe jedoch in einigen Ländern Kulturen, die eine "andere Mentalität" in dieser Frage hätten. Weiter sagte er, man könne Homosexuelle nicht aus "ideologischen Motiven" verurteilen. Verurteilen könne man nur ein "politisches Verhalten, gewisse Kundgebungen, die zu offensiv für die anderen sind".
Zugleich betonte Franziskus, dass sich die Kirche nicht nur bei Homosexuellen entschuldigen müsse, sondern auch bei Armen und bei ausgebeuteten Frauen und Kindern. Ebenso entschuldigen müsse sie sich dafür, dass sie Waffen gesegnet habe.
In der Pressekonferenz an Bord des Flugzeugs wiederholte der Papst zudem seine berühmte Aussage vom Juli 2013: Wenn eine Person homosexuell veranlagt sei, guten Willens sei und Gott suche, "wer sind wir, über sie zu urteilen?"
Franziskus antwortete damit auf die Frage, was er zu dem Vorwurf sage, die katholische Kirche habe zum Hass auf diese Personen beigetragen, der nach dem Attentat auf einen Treffpunkt von Homosexuellen in Orlando erhoben wurde. Die US-amerikanische Journalistin berief sich darin auf eine Äußerung des Münchener Kardinals Reinhard Marx. Dieser habe jüngst in Dublin gesagt, die Kirche müsse für die Ausgrenzung von Homosexuellen um Entschuldigung bitten.
Luthers Absichten seien "nicht falsch" gewesen, wenn auch "vielleicht einige Methoden nicht richtig" erschienen, sagte Franziskus bei seinem Rückflug von Armenien. Der Reformator habe damals gegen eine korrupte und verweltlichte Kirche protestiert, die "kein Modell zum Nachahmen" gewesen sei, so der Papst.
Auf die Frage eines deutschen Journalisten, ob nicht angesichts des bevorstehenden Gedenkens zum 500. Jahrestag der Reformation eine Aufhebung von dessen Exkommunikation oder eine andere Form der Rehabilitierung angebracht sei, ging Franziskus nicht ein. Der Papst reist am 31. Oktober zu einem ökumenischen Reformationsgedenken ins schwedische Lund, dem Gründungsort des Lutherischen Weltbundes.
Der Papst betonte zugleich, dass sich Protestanten und Katholiken über die Rechtfertigungslehre Luthers geeinigt hätten. Die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von Vatikan und Lutherischem Weltbund von 1997 bezeichnete Franziskus als eines der "reichhaltigsten und tiefsten ökumenischen Dokumente".
Papst Franziskus hat das am Wochenende zu Ende gegangene das "Heilige und Große Konzil" der orthodoxen Kirche gewürdigt. "Ich glaube, das Resultat ist positiv", sagte er während des Rückflugs von seinem Armenienaufenthalt nach Rom am Sonntagabend vor mitreisenden Journalisten. Allein die Tatsache, dass sich die Vertreter der eigenständigen orthodoxen Kirchen versammelt hätten, um sich von "Angesicht zu Angesicht zu sehen, zusammen zu beten und zu reden und vielleicht manche witzige Bemerkung zu machen", sei schon sehr positiv, so der Papst. Die noch bestehenden Uneinigkeiten könnten im Laufe der Zeit ausgeräumt werden.
Der "Schritt nach vorne" sei zwar "nicht hundertprozentig", aber es sei ein Schritt nach vorne, sagte der Papst weiter. Es sei wie bei Kindern, die erst krabbeln, so gut es eben ginge, und dann erste Schritte folgen ließen.
Am Sonntag war auf Kreta das Konzil der Orthodoxie zu Ende gegangen. Die 166 Bischöfe der zehn beteiligten Kirchen berieten und beschlossen unter dem Vorsitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. sechs Dokumente zu innerorthodoxen Fragen sowie zum Verhältnis der orthodoxen Kirche zur modernen Welt und den Beziehungen zur "übrigen christlichen Welt". Vor allem das Thema Ökumene war heftig umstritten, wobei es um die Frage ging, ob die nichtorthodoxen Kirchen als "Kirche" zu bezeichnen seien.
In einer "Botschaft" fassten die Vertreter von zehn eigenständigen orthodoxen Kirchen ihre Anliegen zusammen. Dazu gehören die Einheit der Orthodoxie, die Sorge um verfolgte Christen und die Religionsfreiheit, aber auch die Öffnung der Orthodoxie für Fragen der modernen Welt, etwa das Verhältnis zur Wissenschaft oder die Bemühung um Umweltschutz. Vier orthodoxe Kirchen waren nicht zum Konzil gekommen, darunter die russisch-orthodoxe, zu der mehr als die Hälfte aller orthodoxen Christen gehören.
Die von Papst Franziskus angekündigte Studienkommission zu Diakoninnen nimmt offenbar Gestalt an. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, und die Präsidentin der Internationalen Vereinigung der Ordensoberinnen, Carmen Sammut, hätten auf seinen Wunsch hin jeweils ein Liste mit möglichen Mitgliedern eines solchen Gremiums eingereicht, sagte der Papst am Sonntagabend während des Rückflugs von Armenien nach Rom vor mitreisenden Journalisten. Diese Listen lägen nun auf seinem Schreibtisch.
Zugleich äußerte sich der Papst "verärgert" angesichts von Medienberichten über eine angebliche Öffnung der Kirche für Diakoninnen. Die Kommission solle nur die Rolle der Diakoninnen in der frühen Kirche untersuchen, so der Papst. Zugleich sagte er, dass ihm die Funktion, die eine Frau innehabe, weniger wichtig sei als ihr Denken.
Im Mai hatte Franziskus vor Ordensoberinnen aus aller Welt die Einsetzung einer Studienkommission zur Rolle von Diakoninnen in der frühen Kirche angekündigt. Vielfach war diese Äußerung so verstanden worden, als sei damit auch die Prüfung einer möglichen Zulassung von Frauen zum Diakonat verbunden. Franziskus entfachte mit seiner Aussage die Debatte über die Zulassung von Frauen zum Diakonat neu