Vertreter der orthodoxen Kirchen beim Konzil auf Kreta.
Vertreter der orthodoxen Kirchen beim Konzil auf Kreta.
Lob aus dem Vatikan und der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Aus der Ökumene gab es in den letzten Tagen überaus positive Kommentare zum am Sonntag, 26. Juni 2016 beendeten "Heiligen und Großen Konzil" der Orthodoxie auf Kreta, wie die ökumenische Stiftung Pro Oriente berichtete. Der Generalsekretär des Weltkirchenrats, Pfarrer Olav Fykse Tveit, war bei der Eröffnung des Konzils anwesend. Es sei großartig, an diesem historischen Ereignis teilzunehmen und zugleich Unterstützung und Gebet des Weltkirchenrats für diesen bedeutsame Vorgang ausdrücken zu können, sagte er vor Journalisten und fügte hinzu, er hoffe, dass die Versammlung auf Kreta sowohl "der Einheit der orthodoxen Kirchen" als auch "der Einheit der ganzen Familien von Kirchen" dienen wird, die dem Weltkirchenrat angehören.
Auch der Direktor der Weltkirchenrats-Kommission für Glaube und Kirchenverfassung ("Faith and Order"), Pfarrer Odair Petroso Mateus, war auf Kreta anwesend: Alle Christen sollten für das "Heilige und Große Konzil" als einer Manifestation der Einheit und der wechselseitigen Sorge unter den orthodoxen Kirchen beten: "Das 'Heilige und Große Konzil' inspiriert uns, bei der Suche nach größerer Gemeinschaft unter den Kirchen fortzufahren, auch wenn es schwierig ist".
Mateus erinnerte daran, dass der Weltkirchenrat derzeit die Diskussion über das von "Faith and Order" (wo auch die katholische Kirche Vollmitglied ist) entwickelte Dokument "Die Kirche: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Vision" vorantreibe. Dabei gehe es darum, die Einheit der Kirche sichtbar zu machen und darauf zu verweisen, wie das Streben nach Einheit unauflöslich mit einem "Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden" verbunden ist.
Die Tatsache, dass die Panorthodoxe Synode mehr als ein halbes Jahrhundert vorbereitet wurde, bezeichnete der Ökumeniker als eine Gabe der orthodoxen Kirche an die Ökumenische Bewegung - "ein Ausdruck davon, wie wichtig es ist, den christlichen Glauben als gemeinschaftlichen Glauben zu verstehen, nicht als individualistischen Glauben". Niemand werde allein erlöst. "Wir können nicht Gott als Vater haben, wenn wir nicht die Kirche als Mutter haben", so Petroso Mateus.
Aus dem Vatikan kam Lob für das erste Dokument, das vom "Heiligen und Großen Konzil" diskutiert und verabschiedet wurde: Die Erklärung über "Die Mission der orthodoxen Kirche in der Welt von heute". Der Text, dessen erster Entwurf schon 1986 veröffentlicht worden sei, "ist nicht nur nicht veraltet, sondern immer noch sehr aktuell", schrieb P. Hyacinthe Destivelle vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen in der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano". Das Dokument lasse "eine zutiefst biblische und patristische Inspiration" erkennen und entwickle eine Art "orthodoxer Anthropologie" für die heutige Zeit.
"Der Text konzentriert sich auf die wesentliche Mission der orthodoxen Kirche", so der Dominikaner, "nämlich den neuen Menschen zu verkünden, der in Christus erneuert worden ist". Der Ton sei "entschieden positiv"; so werde etwa mit einem Zitat von Basilius dem Großen bekräftigt, nichts sei so spezifisch christlich wie der Einsatz für den Frieden. Ausdrücklich verurteile der Text "die Verfolgung von Christen und anderen Gemeinschaften um ihres Glaubens willen im Nahen Osten und anderswo", aber auch "die Kriege, die aus dem Nationalismus entstehen, sowie die Konflikte, die zu ethnischer Säuberung, der Veränderung staatlicher Grenzen und der Besetzung fremden Landes führen".
Destivelle weist darauf hin, dass das weitaus längste Kapitel des Missionsdokuments von der Nächstenliebe handelt. Hier würden die entscheidenden Prinzipien der christlichen Soziallehre behandelt, darunter Umweltschutz, Bioethik, Ehe und Familie. "Einige könnten verstimmt sein darüber, dass der Text sehr theoretisch bleibt und nicht explizit auf die historische Erfahrung der orthodoxen Kirchen hinweist", so der Dominikaner: "Aber es ging hier darum, Prinzipien festzusetzen".
Mit dem Dokument verfügten die orthodoxen Kirchen nun "zum ersten Mal über einen gemeinsamen Text über ihre Sicht des Menschen, geschaffen als Ebenbild Gottes, und über die sozialen Konsequenzen dieser Sicht in unserer heutigen Welt". Zwar gebe es namentlich von der russisch-orthodoxen Kirche bereits einen vergleichbaren Text aus dem Jahr 2000: "Doch das Besondere am neuen Text besteht darin, dass er von allen orthodoxen Kirchen vorbereitet und, mit nur wenigen Änderungen, vom Heiligen und Großen Konzil verabschiedet worden ist".
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, hat das Konzil auf Kreta gewürdigt. Bedford-Strohm, der als "Beobachter" aus der Ökumene an der Abschluss-Sitzung des Konzils in Kolymbari teilnahm, erklärte, dass die Synode auf Kreta ein wichtiger Schritt hin zur Einheit der Christen sei.
Insgesamt waren 15 Gäste aus den verschiedenen Konfessionsfamilien und kirchlichen Dachverbänden nach Kreta eingeladen worden. Für die römisch-katholische Kirche waren Kardinal Kurt Koch und der Sekretär des von ihm geleiteten Päpstlichen Rates, Bischof Brian Farrell, auf Kreta. Vertreten waren auch die koptisch-orthodoxe, die syrische-orthodoxe und die armenisch-apostolische Kirche, ebenso die weltweite Anglican Communion, die altkatholische Kirche und die Lutheran World Federation, aber auch der Weltkirchenrat, die "Konferenz Europäischer Kirchen" (CEC) und der Nahöstliche Kirchenrat (MECC).
Ökumenische Stiftung Pro Oriente:
www.pro-oriente.at