Kardinal Christoph Schönborn hat als Sondergesandter von Papst Franziskus von 1. bis 3. Juli 2016 Weißrussland besucht und an den Feiern zum 25. Jahrestag der Errichtung der Erzdiözese Minsk-Mohilev teilgenommen.
Kardinal Christoph Schönborn hat als Sondergesandter von Papst Franziskus von 1. bis 3. Juli 2016 Weißrussland besucht und an den Feiern zum 25. Jahrestag der Errichtung der Erzdiözese Minsk-Mohilev teilgenommen.
Etwa 15 Prozent der zehn Millionen Einwohner Weißrusslands bekennen sich zur katholischen Kirche.
Kardinal Christoph Schönborn hat als Sondergesandter von Papst Franziskus von 1. bis 3. Juli 2016 Weißrussland besucht und an den Feiern zum 25. Jahrestag der Errichtung der Erzdiözese Minsk-Mohilev teilgenommen. Bisher gab es noch keine Papstreise in das seit 1991 unabhängige Weißrussland, das von Präsident Alexander Lukaschenko mit harter Hand regiert wird. Sowohl die Kirche wie auch der Staat haben zuletzt mehrfach betont, dass sie Papst Franziskus gerne als Gast in Weißrussland begrüßen würden.
Von allen russisch-orthodox geprägten Ländern ist Weißrussland das Land mit der größten römisch-katholischen Minderheit. Etwa 15 Prozent der rund zehn Millionen Einwohner Weißrusslands bekennen sich zur katholischen Kirche. Viele davon gehören der polnischen Minderheit an. Die katholische Kirche ist die zweitgrößte Konfession im Land. (Mehr als 70 Prozent gehören der orthodoxen Kirche an.) Neben der Erzdiözese Minsk-Mohilew besteht die Kirche in Weißrussland noch aus den Diözesen Grodno, Pinsk und Witebsk. Zur Erzdiözese Minsk-Mohilev gehören rund 625.000 Katholiken, zur Diözese Grodno 575.000, zur Diözese Pinsk 42.000 und zur Diözese Witebsk 173.000.
In Weißrussland wirken rund katholische 500 Priester. Während der Zeit der Sowjetunion gab es in Weißrussland kein einziges Priesterseminar. Die einzige Möglichkeit zur Priesterausbildung war das Seminar in Kaunas in Litauen. Nach dem Ende der Sowjetunion wurden zwei Seminare in Pinsk und Grodno eröffnet. Zwar ist die Zahl der einheimischen Priester stetig im Steigen, trotzdem besteht immer noch rund ein Drittel des Klerus aus Priestern aus dem Ausland, vornehmlich aus Polen. Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen mit den Behörden.
Weitere theologische Ausbildungsmöglichkeiten in Weißrussland sind Katechetische Kollegs in Grodno, Minsk und Baranowitschi. Während die ersten beiden von den jeweiligen diözesen geführt werden, ist jenes in Baranowitschi in Händen der Steyler Missionare.
Im vergangenen Februar stimmte die weißrussische Regierung der Gründung einer katholischen Johannes-Paul-II.-Akademie in der Hauptstadt Minsk zu. An der Hochschule sollen Geistliche und Laien unter anderem Theologie, Kirchenrecht, Geschichte und Philosophie studieren können.
Erst seit einem Jahr ist es möglich, den Religionsunterricht auch an Schulen abzuhalten, was in der Praxis bisher allerdings erst in Ansätzen realisiert werden konnte. Für die religiöse Bildung wurden bisher in den Pfarren sogenannte Sonntagsschulen geführt, in denen oft Ordensfrauen Religionsunterricht erteilten. Der erste offiziell anerkannte katholische Kindergarten wird 2016 fertig gestellt, bislang gibt es keine katholischen Schulen.
Ordensgemeinschaften spielen eine wichtige Rolle in der sozialen und in der pastoralen Tätigkeit der Kirche. Zu den größeren Gemeinschaften in Belarus zählen die Kapuziner, die Salesianer und die Franziskaner. Größter Frauenorden ist der in Weißrussland gegründete Orden der Nazarener-Schwestern. Aktiv sind auch viele polnische Frauenorden sowie die Mutter-Theresa-Schwestern. Insgesamt wirken rund 720 Ordensleute in Weißrussland.
Neben der römisch-katholischen Kirche gibt es in Weißrussland auch eine kleine griechisch-katholische Kirche. Zu ihr gehören etwa 10.000 Gläubige. Staatlicherseits ist sie nicht als eigene Institution anerkannt, sondern existiert als Teil der römisch-katholischen Kirche.
Seit Jahren laufen Verhandlungen über einen Staatsvertrag zwischen Weißrussland und dem Vatikan. Noch sind die Verhandlungen aber zu keinem Abschluss gekommen. Eine Schlüsselrolle wird dabei in Zukunft sicher auch dem neuen Vatikan-Botschafter in Weißrussland, Erzbischof Gabor Pinter, zukommen. Pinter war zuletzt Nuntiaturrat in Wien, bevor er vor Kurzem von Papst Franziskus zum apostolischen Nuntius von Weißrussland ernannt worden. Der aus Ungarn stammende Diplomat tritt seinen Dienst in Minsk im August an.
Erst im Mai war Weißrusslands Staatspräsident Alexander Lukaschenko von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Dabei hatte Lukaschenko Franziskus einmal mehr in die ehemalige Sowjetrepublik eingeladen. Der Vatikan beschrieb das Gesprächsklima bei der gut 20 Minuten dauernden Unterredung als herzlich. Franziskus und Lukaschenko betonten der vatikanischen Mitteilung zufolge den guten Stand der bilateralen Beziehungen. Weiter habe man Themen von beiderseitigem Interesse erörtert, besonders das kirchliche Leben und ökumenische sowie interreligiöse Beziehungen.
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