Wichtig war Pater Georg Sporschill immer, den Kindern nicht nur etwas zu Essen, frische Kleidung und ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Ausbildung und eine Perspektive für die Zukunft zu geben.
Wichtig war Pater Georg Sporschill immer, den Kindern nicht nur etwas zu Essen, frische Kleidung und ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Ausbildung und eine Perspektive für die Zukunft zu geben.
„Meine Sozialarbeit ist eine Schule der Dankbarkeit und der Freundschaft“, sagt der Jesuitenpater Georg Sporschill, der am 26. Juli seinen 70. Geburtstag feiert. „Wer nur ein Kind rettet, rettet die ganze Welt“, ist das Motto des scheinbar nimmermüden Ordensmannes.
Wer dankt, schaut auf das, was er hat. Wer bittet, fokussiert sich auf das, was er nicht hat“, sagt der aus Vorarlberg stammende Jesuitenpater immer wieder.
Und „multumesc“, das rumänische Wort für „Danke“, ist vielleicht auch zum zentralen Wort von Georg Sporschills Sozialarbeit geworden.
Die katholische Kirche in Hosman im rumänischen Siebenbürgen, dessen Ortsbild die von den Siebenbürger Sachsen erbaute Kirchenburg und die rumänisch-orthodoxen Zwillingskirchen dominieren, wird gerade renoviert.
Deshalb zelebriert Pater Georg Sporschill die Messe in einem der für den Ort typischen sächsischen Streckhöfe, gemeinsam mit zwei Herren aus dem Augustiner Chorherrenstift in Klosterneuburg.
Im relativ größten aber de facto kleinen Raum sitzen die Priester neben dem Altar, flankiert von unzähligen Kindern und Jugendlichen. Mütter stillen ihre Kinder, ein Hund hat sich dazugeschlichen. Ehemalige Straßenkinder und Voluntäre begleiten mit ihren Instrumenten den Gesang.
Ein besonderer Moment sind immer die Fürbitten, die von allen, denen etwas auf der Zunge brennt, frei gesprochen werden. Viel verstehen wir nicht, nur immer wieder „Multumesc“.
Um so vieles könnten sie bitten, diese verdreckten, verwahrlosten, verlausten, häufig verprügelten und missbrauchten Kinder – doch sie danken. Danken für das, was sie haben, für das Gute, das ihnen geschenkt wurde.
„Danken habe ich von den Straßenkindern gelernt“, sagt der Jesuitenpater mit dem prägnanten Vollbart und den vielen kleinen Falten um die blitzenden Augen. „Meine Sozialarbeit ist eine Schule der Dankbarkeit und der Freundschaft.“
Weder sein Weg in den Jesuitenorden noch in die Sozialarbeit war vorgezeichnet. Georg Sporschill kam am 26. Juli 1946 als fünftes von neun Geschwistern als Sohn eines Bauingenieurs in Feldkirch in Vorarlberg auf die Welt. Nach der Matura wollte er Jus studieren, trat aber mit seinem besten Freund ins Innsbrucker Priesterseminar ein.
Er studierte Theologie, ging 1968 für ein Jahr nach Paris und verließ nach seiner Rückkehr das Priesterseminar, beendete neben dem Theologie- auch noch ein Psychologie- und Pädagogik-Studium und wurde Hochschulassistent und Jugendreferent der Vorarlberger Landesregierung.
1976 trat er aus dem Staatsdienst aus und mit 30 Jahren in den Jesuitenorden ein; zwei Jahre später wurde Pater Sporschill in Wien zum Priester geweiht.
Für die Caritas baute Sporschill Jugend- und Obdachlosenhäuser auf und engagierte sich vor allem für Strafentlassene, drogensüchtige und obdachlose Jugendliche.
Aus dieser Zeit geblieben sind bis heute der „Canisibus“, der bedürftige Menschen mit einer heißen Suppe versorgt und das Wiener Innenstadtlokal „Inigo“, in dem Langzeitarbeitslose Arbeit und ein neues Selbstvertrauen finden.
Zu seinen „väterlichen Wegbegleitern“ dieser Zeit zählen vor allem der Innsbrucker Theologe Karl Rahner, Prälat Leopold Ungar, der langjährige Caritas-Präsident und Kardinal Franz König.
1991, nach der gewaltsamen politischen Wende, wurde Pater Georg Sporschill –zunächst eigentlich nur für sechs Monate- von seinem Orden nach Rumänien geschickt.
Damals gründete er zusammen mit der aus Baden Württemberg stammenden Religionspädagogin Ruth Zenkert den Verein „Concordia“ und begann, sich unermüdlich für die Straßenkinder in der rumänischen Hauptstadt einzusetzen.
Sporschill gründete Sozialzentren und Wohneinheiten und schuf Hilfseinrichtungen und familienähnliche Wohnstrukturen für unzählige Kinder. Nicht nur in Rumänien, sondern ab 2004 auch in der Republik Moldau und seit 2008 in Bulgarien
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„Wer nur ein Kind rettet, rettet die ganze Welt“, ist das Motto des scheinbar nimmermüden katholischen Ordensmannes. Und wohl tausende Kinder hat Georg Sporschill im Lauf der vergangenen Jahrzehnte bereits „gerettet“.
Wichtig war ihm immer, ihnen nicht nur etwas zu Essen, frische Kleidung und ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine Ausbildung und eine Perspektive für die Zukunft zu geben.
Statt in Pension zu gehen, hat er – nachdem er die Leitung von „Concordia“ übergeben hat – den Verein „Elijah“ gegründet und kümmert sich in Siebenbürgen um Roma-Kinder, die mit ihren Familien in bitterer Armut leben.
Seinen 70. Geburtstag wird der mit hohen Auszeichnungen wie dem Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte, dem Kardinal-König-Preis, dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und dem Viktor Frankl-Preis Dekorierte wohl im siebenbürgischen Hosman feiern.
Und auch bei der Geburtstags-Messe werden die, denen er sein Leben gewidmet hat, verschmutzt und verlaust am Boden um den Altar im alten Bauernhaus sitzen, laut singen und in den Fürbitten aus vollem Herzen „multumesc“, Danke, sagen.
„Von ihnen habe ich danken gelernt, meine Sozialarbeit ist eine Schule der Dankbarkeit“, wird Georg Sporschill auch beim nächsten Wiedersehen sagen.
Georg Sporschill, am 26. Juli 1946 in Feldkirch, Vorarlberg geboren, studierte Theologie, Pädagogik und Psychologie.
Mit 30 wurde er Jesuit.
In den 1980er Jahre gründete er zahlreiche soziale Werke in Wien.
Ab 1991 baute er mit Ruth Zenkert die Concordia Sozialprojekte für Straßenkinder in Rumänien, Moldawien und Bulgarien auf.
2012 gründeten sie das Projekt Elijah.
HRSG: Dominik Markl
Wie Georg Sporschill die Bibel für das Leben liest
2016, Amalthea Signum
Auflage: 1. Auflage
Sonstiger Urheber Ruth Zenkert; Josef Steiner
Hardcover
240 Seiten
ISBN: 978-3-99050-029-3
Dieses Buch online bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at
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