"Wir werden künftig mehr Menschen haben, die sich frei für die Kirche entscheiden, aber weniger Katholiken insgesamt", prognostiziete Paul Zulehner bei den diesjährigen Kardinal König-Gesprächen.
"Wir werden künftig mehr Menschen haben, die sich frei für die Kirche entscheiden, aber weniger Katholiken insgesamt", prognostiziete Paul Zulehner bei den diesjährigen Kardinal König-Gesprächen.
Wiener Religionssoziologe bei heurigen "Kardinal König-Gesprächen": "Bei Gott eintauchen und bei der Hilfe für Flüchtlinge auftauchen".
Die Zukunft der Seelsorge wird in einem Mix aus Spiritualität und Solidarität bestehen: das hat der Wiener Religionssoziologe Paul M. Zulehner bei den heurigen "Kardinal König-Gesprächen" in Rabenstein/Pielach am Samstag, 27. August 2016 betont. "Wir werden künftig mehr Menschen haben, die sich frei für die Kirche entscheiden, aber weniger Katholiken insgesamt", prognostiziete Zulehner. Um so mehr brauche es eine Pastoral, die dazu anleite, spirituelle Sehnsucht und soziales Engagement zu verbinden: "Bei Gott eintauchen und bei der Hilfe für Flüchtlinge auftauchen" wäre etwa ein Ziel, so Zulehner. Neben Zulehner war u.a. auch die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Gerda Schaffelhofer, bei der traditionsreichen Sommergesprächsreihe zu Gast.
Die Gestalt der Kirche werde sich verändern, zeigte sich Zulehner überzeugt: Sie werde sich stärker an die Ränder der Gesellschaft bewegen, aber auch finanziell ärmer. Fragen lassen müsse sich die Kirche heute, ob sie noch bereit sei, die Botschaft des Evangeliums glaubhaft zu verteidigen: "Sind wir glaubwürdige Zeugen des Evangeliums? Verteidigen wir etwa die Botschaft am Stammtisch?" Schließlich würde nicht die Arbeit an Strukturen die Kirche retten, sondern allein die Anziehungskraft des Evangeliums. Entscheidend sei in diesem Zusammenhang die Frage nach der Lebendigkeit der Pfarren.
KAÖ-Präsidentin Schaffelhofer plädierte für eine offene, dialogfähige und zugleich barmherzige und solidarische Kirche. Kirche dürfe sich nicht abschotten, müsse Ängste ablegen und müsse auf die Menschen zugehen. Dies gelte insbesondere auch im Blick auf die aktuelle Migrations- und Flüchtlingsthematik. Die Solidarität mit den Opfern sei ein Programm für das Christsein des 3. Jahrtausends. Zukunftsfähigkeit entstehe dort, wo Kirche die Bereitschaft zur Begegnung mit dem Fremden fördere. In diesem Sinne brauche es eine "Pastoral der Barmherzigkeit".
Am Sonntag, 28. August, endeten die heurigen "Kardinal-König-Gespräche" mit einem Festgottesdienst in der Andreaskirche, auf einem Hügel zwischen Rabenstein und Kirchberg gelegen. Die in Sichtweite des Geburtshauses von Franz König und seines Schulweges gelegene gotische Kirche ("Gotteshaus ohne Turm und Dorf"), war nach der Renovierung von Kardinal König, dem "großen Sohn des Pielachtales", am 31. August 1986, also vor mittlerweile 30 Jahren, neu geweiht worden.
Seit 2008 sind die Pielachtal-Gemeinden Rabenstein und Kirchberg abwechselnd Schauplatz des Treffens. Mitveranstalter der Gespräche ist der Verein "Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal". Kardinal Franz König wurde am 3. August 1905 im Rabensteiner Ortsteil Warth geboren und am 5. August in der Rabensteiner Pfarrkirche getauft. Er besuchte die Volksschule in Kirchberg an der Pielach, von wo aus ihn sein Weg in die Weltkirche führte. Am 13. März 2004 verstarb der Kardinal in Wien.