Reden und Zuhören bilden eine "ganz wichtige Säule der Suizidverhütung" - und das leistet die Telefonseelsorge.
Reden und Zuhören bilden eine "ganz wichtige Säule der Suizidverhütung" - und das leistet die Telefonseelsorge.
Besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen sind ältere Männer und Jugendliche, spezifische Angebote kirchlicher Beratungsprofis.
Reden und Zuhören bilden eine "ganz wichtige Säule der Suizidverhütung" - und das leistet die Telefonseelsorge: Anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September 2016 möchte Marlies Matejka, Leiterin der Telefonseelsorge der Erzdiözese Wien, die Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen und gezielt über bestehende Hilfs- und Beratungsangebote informieren, wie es in einer Aussendung im Vorfeld hieß. Auch die Verantwortlichen für die Telefonseelsorge Innsbruck und Salzburg und die speziell für junge Adressaten gedachte "kids-line" machen zum Welttag auf ihr Angebot aufmerksam.
Weltweit nehmen sich jährlich mehr als 800.000 Menschen das Leben. Laut Statistik Austria sind im Jahr 2015 in Österreich 1.251 Menschen durch Suizid gestorben, davon 961 Männer und nur 290 Frauen. Auffallend sei dabei ein Anstieg der Zahl von Männern über 65 Jahren, denen augenscheinlich der Umgang mit Verlusten und Einschränkungen bei Kontakten und Gesundheit besonders schwerfällt: "Es ist die Einsamkeit, die uns umbringt", habe ihr vor einiger Zeit ein Mann, der einen Selbstmordversuch überlebt und bewältigt hat, bei einem Kongress zum Thema Suizidprävention gesagt", erinnerte sich Marlies Matejka. Umso wichtiger sei die Möglichkeit, sich bei einfühlsamen und zugleich professionellen Zuhörenden vertraulich und anonym aussprechen zu können. Die Telefonseelsorge ist unter der österreichweit geltenden Notrufnummer 142 rund um die Uhr vertraulich und kostenfrei für Gespräche erreichbar; auch die Möglichkeit einer Onlineberatung gibt es.
Die Telefonseelsorge Salzburg machte auf ihre nun startende Chat-Beratung aufmerksam - ein gemeinsam mit der Telefonseelsorge Österreich umgesetztes Projekt für Jugendliche und Erwachsene. Auch mit der Lesezeichen-Verteilaktion "Sprich den ersten Schritt!" gilt der jungen Generation besonderes Augenmerk. In Salzburg gibt es mit 78 Opfern jährlich doppelt so viele Suizid- wie Verkehrstote, wies Gerhard Darmann, Leiter der Telefonseelsorge und der "kids-line" Salzburg hin. Die Anzeichen seien nicht immer einfach zu erkennen. "Es ist wichtig, im Gespräch mit den Betroffenen besonders hellhörig zu sein - auch für Andeutungen", unterstrich Darmann.
Und er warnte vor falschen Tabus: "Früher hat man gemeint, man dürfe mit den Menschen nicht über ihre Suizidabsichten sprechen. Das Gegenteil ist der Fall: Wer sich in einer verengten Situation befindet, für den ist es sehr entlastend, sich alles von der Seele reden zu können", so Darmann.
Die ab 10. September angebotene Chat-Beratung stellt neben Telefon- und Online-Beratung eine dritte Hilfsschiene zur Verfügung. Damit sollen vor allem jene Menschen erreicht werden, die sich in dieser Kommunikationsform zu Hause fühlen.
Suizid tritt nicht nur im Erwachsenenalter auf, betonte Katja Schweitzer, Koordinatorin und Psychologin der Salzburger "kids-line": Die Motive der Kinder seien meist, "dass sie sich alleingelassen, abgelehnt und unverstanden fühlen". Auch ein scheinbar kleiner Auslöser könne ausreichen, Suizidgedanken in die Tat umzusetzen. "Deshalb ist es wichtig, dass Jugendliche über die kids-line Bescheid wissen", sagte Schweitzer: In sechs Salzburger Buchhandlungen werden bis Weihnachten 2016 bunt gestaltete Lesezeichen mit entsprechenden Hinweisen an Eltern und Kinder verteilt.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind Suizide die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen. Der Weltsuizidpräventionstag wurde vom der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2003 auf den 10. September festgesetzt, um einem der größten Gesundheitsprobleme der Welt zu begegnen: Die Zahl der Suizidopfer übersteige jene der Todesopfer aller Kriege der Welt zusammen, begründete die WHO die Einführung des Aktionstages.
Telefonseelsorge:
www.telefonseelsorge.at
Telefonseelsorge - Notruf 142, täglich von 0 bis 24 Uhr
Onlineberatung: telefonseelsorge.at