Unzeitig hatte sich in seiner Pfarrgemeinde im Böhmerwald für verfolgte Juden eingesetzt. Nach seiner Denunziation wurde er 1941 wegen "heimtückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden" von der Gestapo verhaftet.
Unzeitig hatte sich in seiner Pfarrgemeinde im Böhmerwald für verfolgte Juden eingesetzt. Nach seiner Denunziation wurde er 1941 wegen "heimtückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden" von der Gestapo verhaftet.
Mariannhiller Missionar aus dem österreichisch-ungarischem Mähren wurde als "Engel von Dachau" verehrt und galt als "deutscher Maximilian Kolbe".
Der im Konzentrationslager Dachau 1945 gestorbene Ordensmann Engelmar Unzeitig ist am Samstag, 24. September 2016 im Würzburger Dom seliggesprochen worden. Zu den prominenten Gästen der Feier zählten mehrere Kardinäle aus Rom und der tschechische Kulturminister. Unzeitig war Sudetendeutscher. Seine Heimat Mähren wurde nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie 1918 tschechoslowakisches Staatsgebiet. In Würzburg empfing der Mariannhiller Missionar 1939 die Priesterweihe.
Unzeitig hatte sich in seiner Pfarrgemeinde im Böhmerwald für verfolgte Juden eingesetzt. Nach seiner Denunziation wurde er 1941 wegen "heimtückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden" von der Gestapo verhaftet. Im Konzentrationslager Dachau, wo er zusammen mit mehr als 2.700 anderen Geistlichen aus ganz Europa eingesperrt war, rettete er russische Kriegsgefangene vor dem Hungertod, indem er seine Essensration mit ihnen teilte; er lernte ihre Sprache und machte sie mit der christlichen Botschaft vertraut. Ein russisches Wörterbuch bei der Gabenprozession der Seligsprechungsmesse erinnerte daran. Als kurz vor Kriegsende eine Typhusepidemie ausbrach, meldete er sich mit 19 Mitgefangenen freiwillig zur Krankenpflege, bis er am 2. März 1945 selbst an der Seuche starb.
"Liebe verdoppelt die Kräfte. Sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh!", heißt eines der bekanntesten Zitate aus seinen Dachauer Briefen an seine Schwester. Mithäftlinge verehrten den Priester mit der Häftlingsnummer 26.147 in Anspielung auf seinen Ordensnamen und seine selbstlose Fürsorge als "Engel von Dachau". Sie sorgten dafür, dass sein Leichnam nicht mit anderen, sondern einzeln verbrannt wurde, und schmuggelten die Asche aus dem Lager. Sein Grab befindet sich heute in der Kirche seines Ordens in Würzburg.
Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann würdigte in seiner Predigt, mit welcher Konsequenz der Selige im Konzentrationslager anderen Leidenden beigestanden sei. Als "Lichtgestalt aus dunkelster Zeit" könne Unzeitig zur Einsicht verhelfen, wie sich der christliche Glaube auch heute authentisch leben lasse, vor allem angesichts hilfsbedürftiger Menschen wie Flüchtlingen und Asylsuchenden.
Nach Angaben eines tschechischen Geistlichen nahmen rund 200 Tschechen aus der Heimatregion Unzeitigs und seiner Wirkungsorte im Böhmerwald an der Seligsprechungsfeier teil, darunter der Bischof von Budweis (Ceske Budejovice), Vlastimil Krocil, außerdem der tschechische Generalkonsul in München, Milan Coupek.
Der Seligsprechungsprozess hatte 25 Jahre gedauert. Mit seinem Abschluss bringt die katholische Kirche die Gewissheit zum Ausdruck, dass der Verstorbene aufgrund seines vorbildlichen Glaubenszeugnisses bei Gott ist, und empfiehlt der Ortskirche, aus der er stammt, seine Verehrung. Zum Festtag des Märtyrers wurde sein Todestag bestimmt.
Bei einem Empfang im Würzburger Rathaus unmittelbar vor der Seligsprechungsfeier hat der tschechische Kulturminister Daniel Herman den neuen seligen KZ-Märtyrer gewürdigt. Der sudetendeutsche Ordensmann biete mit seinem Zeugnis "grenzenloser Nächstenliebe" eine "zeitlose Inspiration" und sei auch für ihn persönlich in seinem öffentlichen Dienst ein "großes Vorbild", sagte der Christdemokrat am Samstag.
Der aus Mähren stammende Pater repräsentiere "die große ethnische Gruppe der Altösterreicher oder Sudetendeutschen" in Böhmen, fügte der Minister hinzu. Deren weitgehende Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein "großes Unrecht" gewesen. Die Erinnerung an dieses Erbe sei durch die jahrzehntelange kommunistische Herrschaft in seinem Land "kontaminiert" gewesen, sagte Herman. Er hoffe, dass die Seligsprechung ein "wichtiges Stückchen im Mosaik" eines neuen Miteinanders zwischen Deutschen und Tschechen sein werde.
Immer wieder wurde P. Unzeitig wegen seiner heroischen Tat der Krankenpflege im Typhus-Lager später auch "ein deutscher Maximilian Kolbe" genannt. Kolbe, der polnische Karmelit, entwickelte sich nach dem Krieg zur Symbolfigur der deutsch-polnischen Aussöhnung. Für das Verhältnis zu den Tschechen könnte nun Unzeitig eine ähnliche Rolle spielen.
Die Weiterentwicklung dieser Beziehung war lange durch die schmerzliche Geschichte der Heimatvertriebenen blockiert, wofür Herman auf tschechischer Seite auch die jahrzehntelange "kommunistischer Gehirnwäsche" verantwortlich machte, die nun vorbei sei. Inzwischen könnten in Tschechien auch bisher "blinde Flecken" der Geschichte wie die des Widerstands gegen Hitler im Sudetenland beleuchtet werden, wo nun nach Sozialdemokraten und Kommunisten auch die Christen dazukämen.
Dieselbe Vermittleraufgabe zwischen den beiden Nachbarländern hat laut Angaben des Mariannhiller Generalsuperiors P. Damian Weber auch Papst Benedikt XVI. in Engelmar Unzeitig gesehen. Jedes Mal, wenn er früher dem damaligen Papst in Rom über den Weg gelaufen sei, habe dieser nach dem Stand des schon seit 1991 laufenden Seligsprechungsverfahrens für Unzeitig gefragt, erzählte der Ordensobere beim Empfang im Rathaus. "Wir brauchen ihn in Europa, bleiben Sie dran", habe der Papst dann immer gesagt.
Im Würzburger Rathaus ist anlässlich der Seligsprechung derzeit erstmals eine Ausstellung mit zehn Lebensbildern sudetendeutscher Christen zu sehen, die den Nationalsozialisten Widerstand leisteten und dafür im Konzentrationslager starben oder hingerichtet wurden. Einer dieser "Zeugen für Menschlichkeit" ist Pater Unzeitig. Die Schau wurde von deutschen und tschechischen Katholiken gemeinsam erarbeitet. Ihre tschechische Version wird ab Februar in Prag gezeigt. Schirmherren sind der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka und der Prager Kardinal Dominik Duka.
Diözese Würzburg:
www.bistum-wuerzburg.de