Für mehr Frauen in Führungspositionen und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf innerhalb der katholischen Kirche hat sich die Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel ausgesprochen.
Für mehr Frauen in Führungspositionen und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf innerhalb der katholischen Kirche hat sich die Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel ausgesprochen.
Theologin Prüller-Jagenteufel bei Podiumsdiskussion: Auch in Kirche zu wenig Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf.
Für mehr Frauen in Führungspositionen und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf innerhalb der katholischen Kirche hat sich die Wiener Pastoralamtsleiterin Veronika Prüller-Jagenteufel ausgesprochen. Sei auch die Kirche auf der geistlichen Ebene per se in allen Bereichen männlich besetzt, seien dennoch auf Laienebene mehr Frauen in der Leitung wünschenswert und ihre Präsenz dort noch immer nicht selbstverständlich, berichtete die Theologin am Freitagabend, 23. September 2016 bei einer Podiumsdiskussion im Wiener Otto-Mauer-Zentrum aus ihrem Arbeitsalltag.
Immer wieder würden Frauen, denen sie eine Leitungsstelle anböte, dankend ablehnen, oft mit Verweis auf die familiäre Situation und der Kinderbetreuung, erklärte Prüller-Jagenteufel. Geändert werden müssten somit erstmals die Rahmenbedingungen. "Die katholische Kirche hat zwar ein großes Verständnis für Familien, aber auf ihrer Leitungsebene ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch schwierig", erklärte sie.
Prüller-Jagenteufel diskutierte mit der evangelischen Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, der burgenländischen Landtagsabgeordneten Regina Petrik (Die Grünen) und der Budapester Politologin Eszter Kovats im Rahmen des Symposiums "Die Rolle von Frauen in politischen und kirchlichen Entscheidungsprozessen"; dieses wurde von der Katholisch- Theologischen Fakultät an der Universität Wien, dem International Network of Societies for Catholic Theologies (INSeCT), dem Forum Zeit und Glaube des Katholischen Akademikerverbands, Theologians together in Europe sowie der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen (ESWTR) organisiert.
Zuwenige Mütter in den Chefetagen gibt es auch in der evangelischen Kirche, so die Einschätzung von Oberkirchenrätin Bachler. Zwar seien hier beide Geschlechter "ökonomisch total gleichgestellt" und man versuche, durch "Papamonate" den Männern mehr Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen. "Viele, aber immer noch nicht so viele wie wir uns das wünschen" nähmen dies wahr, so die für Personalfragen Zuständige in der evangelischen Kirche. Solange sich Männerkarenz ökonomisch nicht lohne, "überlegt man es sich halt zweimal wer die Kindererziehung übernimmt". An dieser Stelle sei laut Bachler deshalb anzusetzen.
Als Problem bezeichnete die Grünen-Politikerin Petrik, dass sie selbst von jungen Frauen immer wieder höre, "dass Sie bei Herd und Kind zufrieden sind und gar keine beruflichen Ambitionen hegen". Teile der Gesellschaft würden sich damit in Bezug auf Chancengleichheit und Frauenrechte wieder in entgegengesetzte Richtung bewegen, nachdem Frauen über Jahrhunderte für das Recht freier Arbeitswahl gekämpft hätten; zum anderen würden sich damit viele Frauen in gefährliche finanzielle Abhängigkeiten zu ihren Partnern begeben.
Gleichzeitig beobachte sie, dass sich viele Frauen in Spitzenpositionen "dem männlichen Gestus komplett unterworfen" hätten, legte Petrik dar. Daraus folgere sie, "dass es ohne eine Anpassung für Frauen gar nicht möglich ist in solche Spitzenämter vorzudringen", so die burgenländische Landespolitikerin.
Man dürfe gar nicht beginnen zu argumentieren, was Frauen in Führungspositionen den Männern vielleicht voraushaben könnten, sondern müsse viel eher die Gerechtigkeitsfrage stellen, befand die Politikwissenschaftlerin Kovats. Die weiterhin männliche Dominanz bei den Spitzenpositionen in allen Branchen sei "schlicht und einfach nicht gerecht". Das Frauen vielleicht die besseren Chefs sind, weil ihnen eher Eigenschaften wie Fürsorglichkeit oder Kompromissbereitschaft zugeschrieben werden, hielt Kovats für eine stereotype Denkweise: "Ich glaube nicht, dass Margaret Thatcher wegen ihrer Fürsorglichkeit und Kompromissbereitschaft an die Spitze des Englischen Staats gekommen ist."
Pastoralamt der Erzdiözese Wien:
www.pastoralamt.at