Jaques Hamel wurde vor einem Jahr in der Kirche Saint-Étienne von zwei Islamisten ermordet, während er den Gottesdienst abhielt.
Jaques Hamel wurde vor einem Jahr in der Kirche Saint-Étienne von zwei Islamisten ermordet, während er den Gottesdienst abhielt.
Der französische Priester wurde 2016 von Islamisten ermordet. 69 Zeugen sagen nun im Seligsprechungsprozess aus.
Frankreichs Bischofskonferenz-Vorsitzender Georges Pontier hat den vor einem Jahr ermordeten französischen Priester Jacques Hamel als Vorbild für alle bezeichnet. "Dies ist der Mensch unter Menschen, der Priester, der ein Symbol für ein Leben mit den anderen geworden ist", sagte Pontier am Montag in Paris. Er habe ein Leben der täglichen Loyalität und verwurzelt in der Liebe Christi gelebt. Der Mord an Hamel sei eines dieser "undenkbaren Ereignisse" gewesen, die sprachlos machten.
Am Mittwoch jährt sich der Mord an Hamel. Der 85 Jahre alte Priester Hamel war Ende Juli 2016 während eines Gottesdienstes in seiner Kirche Saint-Etienne von zwei Islamisten brutal ermordet worden. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte die Tat für sich.
Der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, feiert am Mittwoch eine Gedenkmesse in Saint-Etienne-du-Rouvray. Sie wird beim katholischen Fernsehsender KTO live übertragen. Anschließend wird zu Ehren Hamels ein Gedenkstein für Frieden und Brüderlichkeit vor der Kirche geweiht. Um 18.00 Uhr findet eine Vesper in der neun Kilometer entfernten Basilika Notre-Dame von Bonsecours in Rouen statt.
Trotz der Ausnahmegenehmigung, die Papst Franziskus für den Seligsprechungsprozess des vor einem Jahr ermordeten Priesters Jacques Hamel gewährt hatte, wird das Diözesanverfahren in Rouen noch zwei Jahre dauern und das römische Verfahren frühestens 2019 beginnen. Das berichtete der Postulator in dem Verfahren, Pfarrer Paul Vigouroux, in einem Gespräch mit der Zeitung "Le Parisien" (Montag). Es müssten jetzt 69 Zeugen angehört werden, sagte Vigouroux.
Die erste Anhörung habe am 20. Mai in Saint-Etienne-du-Rouvray stattgefunden. Dort war Jacques Hamel auf barbarische Weise von den beiden islamistischen Terroristen getötet worden. Der Postulator sagte, Hamel genieße in Frankreich und in der Welt den Ruf eines Märtyrers. Papst Franziskus hatte im Oktober für die Causa Hamel die übliche Fünfjahresfrist aufgehoben, die nach dem Ableben eines vorbildlichen Christen für die Einleitung eines Seligsprechungsprozesses verstreichen muss.
Die erste Phase des Seligsprechungsprozesses wird wie üblich auf Diözesanebene - in diesem Fall Rouen - durchgeführt. Während dieser ersten Phase sei es verboten, Abbé Hamel als Seligen oder Heiligen in offiziellen Gebeten anzurufen, stellte Vigouroux klar. Die zweite Phase erfolge dann bei der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen im Vatikan. Die Schlussentscheidung liege dann beim Papst.
Der junge Islamist Adel Kermiche aus dem Arbeiterort Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen hatte im Juli 2016 seine Mordtat in Sozialen Netzwerken angekündigt. Zwar war er einschlägig polizeibekannt und trug eine elektronische Fußfessel, dennoch konnte er völlig ungehindert am Morgen des 26. Juli 2016 in die Pfarrkirche des Ortes spazieren und den 85-jährigen Geistlichen Jacques Hamel am Altar niederstechen und töten. Seinen Mittäter Abdel Malik Petitjean hatte er erst vier Tage zuvor kennengelernt.
Die beiden hatten sich über das Internet radikalisiert. Die Bluttat war komplett improvisiert, offenbar mit einem bloßen Blick auf den Gottesdienstplan des Ortes. Einer der nur fünf Gottesdienstbesucher, Guy Coponet, hatte an dem Tag Geburtstag, wurde 87. Zusammen mit seiner Frau Janine träumt er davon, 2018 gemeinsam den 65. Hochzeitstag zu feiern. Die Attentäter zwangen ihn, mit einer Handkamera zu filmen, was sie taten. Die beiden Muslime rissen alles herunter, was auf dem Altar stand und hielten eine Art Kampfpredigt. Hamel wollte sie beruhigen, aber er weigerte sich, auf Befehl niederzuknien. Mit zwei Messerstichen beendeten die Täter sein Leben.
Guy Coponet wurde nach Hamel niedergestochen. Stark blutend sackte er zusammen, vor den Augen seiner entsetzten Ehefrau. Doch er überlebte, auch weil einer Ordensfrau die Flucht gelang und sie ein Einsatzkommando verständigte. Unterdessen begann einer der Islamisten mit den traumatisierten Frauen ein gespenstisches Gespräch über Gott und ihren Glauben. Als die Polizei eintraf, gingen die Täter hinaus. Sie riefen "Allahu akbar" und wurden erschossen.
Hamel ist der erste christliche Priester, der im 21. Jahrhundert in Westeuropa "im Namen Allahs" ermordet wurde. Der Angriff auf eine simple französische Dorfkirche zielte auf das Herz der katholischen Kirche. Was dazu kommt, ist, dass der einfache und treue Gemeindepriester als idealtypischer christlicher Märtyrer gilt.
Jacques Hamel hatte sein ganzes Leben als Diener der einfachen Leute an den Rändern von Rouen verbracht. Nur ein einziges Mal, kurz vor seinem Tod, war er einmal auf Pilgerfahrt in Jerusalem. Er trug abgestoßene, einfache Kleidung, war als Person schüchtern und immer verlässlich, eher schlicht in der Ansprache. 1930 geboren und beeinflusst von der Arbeiterpriesterbewegung der "Nouvelle Theologie", blieb er lebenslang offen für Neues. Er wurde 1958 geweiht und galt als Priester des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Eine Prägung für Hamels Leben war der Algerien-Krieg, für den er als Unteroffizier eingezogen wurde. Einen Überfall in der Wüste überlebte er als einziger. Der Mord an den Trappisten von Tibhirine 1996 beschäftigt ihn sehr, und er pflegte den Dialog mit den Muslimen im Ort. "Von Menschen und Göttern" wurde Hamels Lieblingsfilm - er wusste noch nicht, dass ihn einst dasselbe Schicksal erwarten wird.