Dienstag 16. April 2024
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"Bosnien 2012 - Fahrt der Begegnung "

(05.06.2012) Eine interreligiöse Reisegruppe absolvierte eine einwöchige Bosnienfahrt. Über 20 christliche und muslimische Jugendliche waren unterwegs.

Eine Gruppe von über 20 christlichen und muslimischen jungen Leuten aus Wien und Umgebung war eine Woche lang gemeinsam in Bosnien-Herzegowina unterwegs. Die "Fahrt der Begegnung" sollte an "100 Jahre Islamgesetz in Österreich" erinnern und will ein Zeichen der Hoffnung und eine Möglichkeit zur interreligiösen Vernetzung sein.

 

Vernetzung und Verständnis

"Unsere Erwartungen an diese Bosnienfahrt wurden weit übertroffen", freuen sich die Organisatoren Wolfgang Bartsch und David Neuber. Gemeinsam mit ihrem Beraterteam - Pfarrer Zvonko Brezovski, Imam Senad Kusur und Dechant Martin Rupprecht, er ist "Islambeauftragter" von Kardinal Christoph Schönborn, bereiteten sie diese christlich-islamische Begegnungswoche vor, die vom 26. Mai bis zum 2. Juni 2012 stattfand.

Ziel der Fahrt war die interreligiöse Vernetzung der jungen Leute aus Wien, das Kennenlernen eines Herkunftslandes vieler Migrantinnen und Migranten in Österreich und das Würdigen des historischen Anlassfalls, dass vor 100 Jahren aufgrund der Rolle Bosnien-Herzegowinas in der Donaumonarchie der Islam in Österreich gesetzlich anerkannt wurde.

 

Großer Wunsch nach Versöhnung

"Aufgrund dieser mittlerweile 100-jährigen Formalverankerung und der rund 50-jährigen wahrnehmbaren Präsenz von Muslimen in Österreich, kann man wohl heute sagen, dass der Islam ein Teil Österreichs ist", zeigt sich Wolfgang Bartsch überzeugt. Er ist seit Jahren im interreligiösen Dialog in Wien engagiert: "Diese Reise hat aufgezeigt, wie selbstverständlich und herzlich man miteinander umgehen kann bei gleichzeitiger Respektierung der jeweils anderen religiösen Tradition."

 

Dieses Zeichen gerade in ein Land wie Bosnien-Herzegowina zu setzen, das über eineinhalb Jahrzehnte nach dem Krieg mit seinen Wunden, Widersprüchlichkeiten und der Zerrissenheit leben muss, war eine der Aufgaben dieser Fahrt. In vielen Gesprächen vor Ort mit religiösen und politischen Vertretern sowie mit Menschen in Basisinitiativen zeigte sich, wie groß der Wunsch nach Versöhnung, nach funktionierenden - und nicht nach ethnischen Gruppierungen aufgeteilten - staatlichen Strukturen und nach einer besseren Arbeitsmarktlage ist. Es zeigte sich aber auch wie viele mentale Barrieren, politisch weiter geschürte Ressentiments und Leid- und Unrechtserfahrungen das  Zusammenleben erschweren.

 

Gelebte religiöse Pluralität

Die Reisegruppe besuchte katholische und muslimische Jugendliche in Banja Luka, die miteinander gute Kontakte pflegen und eine Fraueninitiative in Sarajewo. Der Besuch beim Hohen Repräsentanten für Bosnien-Herzegowina, dem österreichischen Diplomaten Valentin Inzko, ermöglichte einen Einblick in die aktuelle politische Lage des Landes.

Ein zweiter Schwerpunkt war das Kennenlernen der religiösen Pluralität in Bosnien-Herzegowina. Neben dem Besuch katholischer und serbisch-orthodoxer Kirchen und der alten Synagoge in Sarajewo wurde auch die ganze Bandbreite islamischer Richtungen ausgelotet - von sunnitischen Moscheen über eine schiitische Stiftung bis zu einem Sufi-Konvent. Gemeinsam als christlich-muslimische Gruppe nahmen die Jugendlichen an dem  katholischen Pfingstsonntagsgottesdienst in Banja Luka und dem islamischen Freitagsgebet in Mostar teil. Persönliche Treffen fanden mit dem Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Mustafa Ceric, dem Bischof von Banja Luka und Vorsitzenden der landesweiten Bischofskonferenz, Franjo Komarica, statt.

 

Anfang des Miteinanders

"Ein Höhepunkt der Reise war der große Festakt zu '100 Jahre Islamgesetz in Österreich' an der Islamischen Fakultät von Sarajewo", erklärte Dechant Martin Rupprecht, Leiter der "Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung in der Erzdiözese Wien" zufrieden. "Wir haben als kleine Reisegruppe gespürt, welch wichtigen historischen Moment wir gerade erleben dürfen", so Rupprecht.

"Die Reisegruppe junger Leute aus Wien war von Bosnien, der wunderschönen Natur, den Menschen und dem guten Essen beeindruckt. Vor allem aber war es eine so tolle Gruppenatmosphäre, die wirklich bereichernd war, mit Spaß und mit berührenden Gesprächen. Es ist ermutigend und schön, wenn so Kontakte und Freundschaften geschlossen werden können", freut sich David Neuber, der die Projektorganisation wesentlich unterstützte und der in Wien tätige bosnische Imam im Beraterteam, Senad Kusur, ergänzt: "Die Reise soll kein Ende sein, sondern ein Anfang unseres Miteinanders."

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