Le+O-Erntedanksammlung in den Pfarren
Für die Ernte danken, sammeln und helfen

Brot ist vom Bäcker gemacht und gleichzeitig ein Gabe Gottes. | Foto: iStock/Wiesiek
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  • Brot ist vom Bäcker gemacht und gleichzeitig ein Gabe Gottes.
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Wir genießen den Herbst mit seinen Gaben und bunten Farben – Zeit zu danken und mit jenen zu teilen, die nicht so viel haben. In vielen Pfarren unserer Erzdiözese werden jetzt haltbare Lebensmittel für das Le+O-Projekt der PfarrCaritas gesammelt. Wir sprachen darüber mit Mitarbeiter Andreas Helfensdörfer aus der Pfarre Rossau in Wien- Alsergrund.

Der Herbst ist eine Zeit der Fülle und des Dankes. Ein Großteil der Landwirte kann sich heuer über gute Ernteerträge freuen und auch im Pfarr-, Kloster- oder Haus-Garten werden jetzt Birnen, Zwetschken, Äpfel und Trauben geerntet.

„Das Erntedankfest im Herbst lädt uns dazu ein, Gottes Gaben aus Feld und Acker wieder mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken und Gott für all das Gute zu danken, das uns die Erde schenkt. Gleichzeitig werden wir daran erinnert, dass die Erde ,ein gemeinsames Erbe ist, dessen Früchte allen zugutekommen müssen‘ (Johannes Paul II: Enzyklika „Centesimus annus)“, heißt es im von Anja Eisenbach formulierten Gottesdienstvorschlag der PfarrCaritas zum Erntedankfest 2020.

Das kirchliche Fest ruft dazu auf, Gott für die Fülle seiner Gaben zu danken und unseren Wohlstand mit anderen Menschen zu teilen.

Trotz des weitverbreiteten Wohlstandes sind viele Menschen in unserem Land auf Unterstützung angewiesen. Ihnen können wir jetzt durch die Spende haltbarer Lebensmittel unter die Arme greifen. In 135 Pfarren unserer Erzdiözese laufen bereits die Erntedank-Sammlungen für haltbare Lebensmittel für das Projekt Le+O (Lebensmittel und Orientierung). Die gesammelten Lebensmittel werden in bestimmten Pfarren (Le+O Ausgabestellen) Menschen mit geringem Einkommen zur Verfügung gestellt.

Vor zehn Jahren wurde „Le+O“ als Kooperation zwischen der Caritas der Erzdiözese Wien und Pfarren ins Leben gerufen. Mit dem Projekt hilft die Caritas armutsbetroffenen Menschen mit Lebensmitteln und Sozialberatung.

Große Spendenbereitschaft
Andreas Helfensdörfer ist seit acht Jahren im Rahmen des Le+O-Erntedankprojekts in der Pfarre Rossau in Wien-Alsergrund engagiert. Wir treffen einander an einem sonnigen Herbstvormittag im an die Pfarrkirche angrenzenden Klosterbau. Trotz einer Verletzung durch einen Autounfall im Sommer nimmt er sich Zeit, über seine Erfahrungen zu erzählen.

„Bei uns in der Pfarre gibt es einmal im Monat eine besonders gestaltete Familienmesse. Im Oktober ist der Schwerpunkt dabei der Le+O–Erntedank. Das wird vorher verlautbart und es haben in den vergangenen Jahren viele Leute etwas mitgebracht, so dass wir auf etliche hundert Kilo gekommen sind“, berichtet Andreas Helfensdörfer, der auch im Pfarrgemeinderat aktiv ist.

An der Sammelaktion für haltbare Lebensmittel beteiligen sich die Kinder- und Jugendgruppen der Pfarre Rossau, wie er erzählt: „Die Pfadfinder rufen auf, dass die Kinder Lebensmittel in den Gruppenstunden vorbeibringen, die Jungschar sammelt beim Supermarkt in der Servitengasse und die Firmlinge sammeln meist an einem Samstag beim Franz-Josefs-Bahnhof.“

Gesammelt werden haltbare Lebensmittel wie Salz, Öl, Zucker, Reis, Kaffee und Konserven. „Es sollen haltbare Lebensmittel sein, aber auch solche, die nicht ganz so billig sind. Mehl und Teigwaren sind billig, brauchen aber viel Platz zum Lagern“, erklärt Andreas Helfensdörfer – Mehl und Nudeln also bitte nicht spenden, ersuchen die Projektmitarbeiter.

Schon vor der Sammelaktion organisiert Andreas Helfensdörfer Bananen-Kartons, in die die gesammelten Lebensmittel einsortiert werden. „So eine Kiste kann schon mal 50 Kilo wiegen“, sagt er und fragt sich, wie er diese Arbeit heuer mit seiner Verletzung schaffen wird. Die beschrifteten Kartons werden schließlich auf REWE-Rollcontainer geschlichtet und in das Le+O-Lager bzw. dann zu den Le+O-Ausgabestellen gebracht. Im 9. Bezirk ist eine solche die Pfarre Canisius.

Corona erschwert den Le+O-Einsatz
Bisher hat Andreas Helfensdörfer auch in der Canisius-Pfarre an der Ausgabe der Lebensmittel mitgearbeitet, doch die Virus-Pandemie beeinflusst auch die Durchführung des Le+O-Projekts. „In der Corona-Krise hat sich durch die Altersstruktur der Helfer – viele gehören zur Risikogruppe – einiges in der aktiven Verteilung geändert“, erzählt er. Um den Kontakt möglichst kurz zu halten, gab es Not-Verteilungen und die Lebensmittel wurden schon fertig in Paketen zusammengestellt. „Ich denke, es wird heuer etwas weniger bei der Erntedanksammlung zusammenkommen, weil der Kirchenbesuch durch die Corona-Krise stark eingeschränkt ist“, vermutet der Pfarrgemeinderat, der selbst zur Risikogruppe zählt.

Zu Weihnachten ein Waschpulver
Wer kommt in die Le+O-Ausgabestellen? Andreas Helfensdörfer, bei der Ausgabe meist der „Mann an der Kassa“, sagt: „Es kommen Menschen, die unter der Armutsgrenze leben oder armutsgefährdet sind, meist Migranten-Familien, auch solche mit sehr vielen Kindern.“

Die Menschen werden registriert und müssen einmal im Jahr einen Einkommensnachweis vorlegen. Sie erhalten um den Betrag von 4 Euro neben haltbaren Lebensmitteln auch Gemüse und Lebensmittel knapp vor dem Ablaufdatum, die von Supermärkten an Le+O gespendet werden. „Sehr gefragt sind auch Windeln und zu Weihnachten gibt es dann mal auch eine große Packung Waschpulver dazu“, berichtet Andreas Helfensdörfer.

Was motiviert den Pensionisten bei Le+O mitzuarbeiten? Seine Antwort kommt knapp, aber klar: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!“

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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