AAA
Abenteuer Leben. Studium. Beruf. © Sarah Staber & Stephanie Briegl / MEINPLAN.at

Ich werd Religionslehrerin, what else?

Hinterfragen und nachforschen, mit Kindern arbeiten und ihnen vom Glauben erzählen ... Andrea erzählt über ihre Entscheidung, Religionspädagogik zu studieren und Religionslehrerin zu werden.

Und – was mach ich jetzt, was will ich werden und wofür interessiere ich mich?? Kennst du solche Fragen? Sie kommen. Sie gehen und gehören zum Leben eines (erwachsenen) Menschen dazu.


Ich möchte hier meine Erlebnisse und Erfahrungen mit dir teilen, wie es zu meiner Entscheidung gekommen ist, Religionspädagogik zu studieren und Religionslehrerin zu werden, als diese Frage bei mir aktuell wurde.

 

Spitzname seit meiner Kindheit: Andreli (Andrea und Religion) – ein Zufall?!

Religionslehrer als Studien- und Berufswahl ©Andrea Mühlberghuber/MEINPLAN.at
 

Andrea war immer in der Pfarre engagiert und wollte mit Kindern arbeiten. © Andrea Mühlberghuber/MEINPLAN.at

 

Also, ich wusste grundsätzlich immer schon, dass ich mit Menschen, vor allem Kindern und Jugendlichen, arbeiten möchte. Nach meiner Ausbildung zur Kindergartenpädagogin entschloss ich mich, an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz zu studieren.

 

Wieso? Nun ja, ich bin in meiner Heimatpfarre in vielen Bereichen integriert gewesen. Bei der Jungschar, als Ministrantin, beim Kinderchor, später dann als Lektorin und Kommunionhelferin. Das hat sich alles so ergeben und wurde für mich immer mehr zu einem Gefühl der Heimat. 

 

Gegen Ende der Maturaklasse stellte sich dann die Frage, ob ich studieren will oder eben gleich in das Berufsleben einsteigen möchte. Anfangs war Studieren keine Option für mich. Doch, dass alles so kommen musste, wurde mir im Nachhinein bewusst: Als Kleinkind hatte ich viele tiefgehende Gespräche mit meiner Urgroßmutter, sie lebte ihr Christsein einfach, das war mir damals natürlich noch nicht bewusst. Als Volksschulkind war ich von meiner Religionslehrerin begeistert. Sie konnte Erzählungen von Jesus und den Menschen einfach mitreißend erzählen. Sie gab sich viel Mühe und das berührte mich. Weiters merke ich als Ministrantin, wie viel Kraft mir der Dienst rund um den Altar gab. Später, in der Zeit, als ich bei der Katholischen Jugend in der Pfarre aktiv war, spürte ich, es wäre cool, Menschen von Gott zu erzählen, so wie es der Pastoralassistent in meiner Pfarre tat. Immer wieder kamen Aussagen von ihm: „Du bist auch dazu berufen.“ Oder: „Andrea, du wirst fix moi Religionslehrerin, du kannst des mit den Kindern, des sieht und spürt ma.“ Mein Pädagogikprofessor an der BAKIP (Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, heute Elementarpädagogik) hat mich unbewusst immer motiviert und mein Selbstvertrauen gestärkt, indem er sagte: „Andrea, wär Theologie nix für dich? Das interessiert dich doch so, das merkt man, wie du redest und welche Fragen du stellst. Und: Von deinem Religionsprofessor weiß ich das auch.“ 


Ja, das stimmt. Da ist etwas Wahres dran.

 

Philosophieren und kritisch hinterfragen

 Mein Leben ist und war bislang immer ein Hinterfragen und Nachforschen. Aber vielmehr ein Glauben und Erfreuen an Menschen und Situationen. Woher komme ich? Was soll das alles? Wie ist Gott? Was ist ein Leben in Fülle? Gibt es einen Zufall, ist das Gottes Plan und wieso fügt sich manches so perfekt? Ein paar Fragen, die des Öfteren meine Jugend prägten. 

 

Und irgendwie fehlte mir das bei der Arbeit im Kindergarten. Mir fehlte das Philosophieren und auch kritische Hinterfragen. Mir fehlte die Seelsorge, das Beten, all die religiösen Themen, die meist in so einem großen Ausmaß nur im Religionsunterricht Platz finden. Das Institut „Ausbildung für Religionslehrer/-innen! hat einen coolen Werbeslogan und bringt meine persönliche Motivation nun sehr deutlich auf den Punkt: „Was werden, wo’s ums Leben geht!“


Begeistert von meinem Beruf

Ich darf mit Kindern und Jugendlichen (6-14 Jahre) über den Sinn und Wert des Lebens sprechen. Auch darüber, wie wir mit der uns anvertrauten Welt umgehen sollen.

 

 
Oft ist es eine Herausforderung, auf konkrete und spannende Fragen der Schüler/-innen einzugehen. Wie zum Beispiel:„Frau Lehrerin, glaubst du des selbst überhaupt?“, „Wieso muss ich in die Kirche gehen?“ oder „Wie geht das, dass Jesus sichtbar nach der Auferstehung bei seinen Freunden war.“
 
 

Dabei reflektiere ich meinen eigenen Glauben und sehe dies als Chance an, daran zu wachsen. Momente (mehr) zu genießen. Situationen mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Einfach mal alles mit einem Grundvertrauen anzugehen, so zeigen es die Kinder und Jugendlichen vor. Oh jaaaa, man lernt nie aus. Das ist wohl unsere lebenslange Aufgabe! Und das ist gut so. ;-)

 

Kinder und Jugendliche begleiten

Es bereitet mir große Freude, mit den Kindern kreativ und unterhaltsam zu arbeiten, mit ihnen über unseren Glauben zu sprechen, gemeinsam nachzudenken, zu hinterfragen, zu singen, zu grübeln, still zu werden und zu lernen, „mit dem Herzen zu sehen“. Ich denke, unsere Aufgabe ist es, die Kinder und Jugendlichen zu fördern und sie ein Stück weiter auf ihrem Weg zu eigenständigen, ehrlichen und mutigen Menschen zu begleiten, dass sie für ihr Wort und sich selbst treu einstehen. Ich möchte ihnen von einem gütigen, barmherzigen, geduldigen, verzeihenden, liebenden, zärtlichen Gott erzählen, von einem Gott, der uns annimmt mit all unseren Gefühlen der Angst, Unlust und Traurigkeit, aber auch mit unserer Freude und unserem Übermut. 


Ich will und darf nicht über Menschen urteilen. Sie benoten und bewerten. Das ist auch der Grund, warum ich kein anderes Fach studiert habe. In Mathematik oder Englisch kann ich nicht individuell auf die Kids eingehen und 20 Minuten reden, wie es ihnen geht. Was los ist oder sie mit den verschiedensten Methoden anregen, sich selbst zu reflektieren. 

 

Religionsunterricht Adventszeit © Andrea Mühlberghuber/MEINPLAN.at
 

Im Advent gegenseitig Lichtbringer sein © Andrea Mühlberghuber/MEINPLAN.at

 

Ich liebe die Erinnerung an die Adventzeit, in der wir uns Lichter geschenkt haben. Wir haben überlegt, wie ich für andere ein Lichtbringer sein kann. Was muss ich dafür tun? Oder beim Erlernen von Themen wie des Rosenkranzes. Die Kinder merken, ich darf da selbst etwas dazulegen, was auf Karten schreiben. Jeder darf seine Ideen einbringen und muss trotzdem auf andere Rücksicht nehmen. 

 

Ein anderes Foto zeigt die Kinder, als sie aus Bausteinen eine Kirche gebaut haben. Ein richtiges Kunstwerk. Auf spielerische Weise erlernten wir anschließend den Messablauf der katholischen Kirche. Auf dem Bild mit den Blumen erkennen wir ein Auferstehungsmandala. Das war der Auftrag während der Corona-Zeit. Die Schüler sollten sich Naturmaterialien suchen und ihr eigenes Osterbild legen. 

 

Im Religionsunterricht geht es um dich und mich

Religion ist nicht altmodisch. Gerade in der jetzigen Zeit und der aktuellen Situation ist es so wichtig, einen Glauben zu haben, der im Leben Stütze ist und Halt gibt. Gott spielt in unserem Leben eine Rolle, sonst wäre das alles nichts. Und: der Religionsunterricht ist keine Schulstunde, in der wir nur malen, Filme schauen und ein bisschen aus der Bibel lesen. Religionsunterricht, da geht es um dich und mich. Ich kann sagen und spüren, wie es mir geht. Ich darf lernen, wie man betet. Ich merke, dass die Bibelerzählungen auch mit meinem Leben zu tun haben und erkenne: Gott ist da! Genial, oder? 

Tipps für den Beruf Religionslehrer

Ganz easy: SEI DU SELBST! 

  • Lebe authentisch, mitfühlend, echt, ehrlich dir und anderen gegenüber.
  • Sei liebevoll und trotzdem streng.
  • Wichtig scheint mir auch, mit sich selbst achtsam umzugehen. Das merken die Kinder und das überträgt sich auf ihr Handeln.
  • Jeder macht Fehler und kennt sich einmal nicht aus. Dazu zu stehen macht für mich eine Lehrperson aus, denn keiner ist perfekt!
  • Ein Vorteil ist es sicher, wenn man ein Musikinstrument spielen kann und sich traut zu singen. ALLES ist zu lernen!

Toi toi toi!

Für deine Entscheidung alles Gute, Mut und Segen! Vertrau auf dich, dein Können und vergiss nie:

 

„Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit.“ (Koh 3,1)

 

Oder wie mein Großvater immer sagt: „Des Leben hod an Aufaung und a End, wos dazwischen passiert, liegt in deine Händ.“



Andrea Mühlberghuber

Wohne in Niederösterreich, ausgebildete Kindergarten- und Religionspädagogin und 25 Jahre jung. Musik, lecker Essen, mein Glaube an Jesus, die frische Luft bei einem Spaziergang und philosophische Gespräche mit wichtigen Menschen bereichern mein Leben.

Ähnliche Beiträge
Psychologische Studierendenberatung? – Ein Interview
Weiterlesen
Goldige Ausbildung: Mein Weg zum Goldschmied
Weiterlesen
Warum will ich Priester werden?
Weiterlesen
Wenn ich mal groß bin, werde ich…Theologin?!
Weiterlesen
Zurück zur Übersicht
Blog kommentieren
Blog teilen