Meinung
Verfolgt und vergessen

Herbert Rechberger (63) ist Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation „Kirche in Not“. | Foto: Kirche in Not
  • Herbert Rechberger (63) ist Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation „Kirche in Not“.
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Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute. Das ist der Titel, den ich bei meinen Vorträgen zur Christenverfolgung gewählt habe. Und immer stoße ich auf verblüffte Gesichter, die zum ersten Mal hören, dass es auch heute noch Christenverfolgung gibt. Seit mehr als 37 Jahren darf ich für das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ tätig sein und dieses Thema hat mich all die Jahre begleitet. Noch nie zuvor sind so viele Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt worden. Mehr als 200 Millionen Christen sind betroffen und die Tendenz ist steigend. Christen verschiedener Konfessionen sind zwar nicht die einzige Religionsgruppe, die wegen ihres Glaubens benachteiligt wird; weltweit leiden sie aber am meisten unter religiöser Diskriminierung oder Verfolgung.

Obwohl das Recht auf Religionsfreiheit seit Jahrzehnten als grundlegendes Menschenrecht international anerkannt ist, wird es in der Praxis in zahlreichen Regionen der Erde bis heute auf vielfache Weise missachtet. In rund 50 Staaten werden Menschen in ihrer Religionsausübung behindert und in etlichen davon kommt es zu schweren Verletzungen der Religionsfreiheit. Betroffen sind Länder wie Nordkorea, Afghanistan, Saudi- Arabien, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Sudan, Nigeria, Ägypten, Indien, Laos, Vietnam, China, Türkei ...

Dieses weit verbreitete Unrecht darf nicht verschwiegen werden, und es muss alles Mögliche getan werden, um es zu beseitigen. In Österreich und anderen westlichen Ländern wird viel zu wenig Notiz davon genommen. In den vielen Jahren durfte ich auch immer wieder großartige Menschen kennenlernen, die trotz Unterdrückung und Verfolgung ihrem Glauben treu geblieben sind. Besonders berührt hat mich die Ermordung des Priesters Ragheed Ganni aus dem Irak, der am Ostersonntag 2007 vor seiner Kirche ermordet wurde. Ragheed studierte vorher in Rom, wo ich ihn bei einem Treffen der Stipendiaten unseres Werkes kennengelernt habe.

Ich bin dankbar, dass ich im Rahmen meiner Tätigkeiten auch über dieses Thema sprechen darf. Neben den tausenden Projekten, die unser Hilfswerk jährlich finanziert, ist es mir ein persönliches Anliegen, über die verfolgten, bedrohten und diskriminierten Christen weltweit zu sprechen. Und vor allem für sie zu beten!

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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