"In der Regel treten Menschen nicht aus, weil sie enttäuscht sind, sondern weil sie nie richtig bei uns angedockt haben", so der Sprecher der Diözese, Michael Prüller.
"In der Regel treten Menschen nicht aus, weil sie enttäuscht sind, sondern weil sie nie richtig bei uns angedockt haben", so der Sprecher der Diözese, Michael Prüller.
Die im Herbst 2018 begonnene Kirchenaustritts-Welle ebbt ab, die Zahlen verpflichten trotzdem zu noch größeren Anstrengungen, sagt der Sprecher der Erzdiözese Wien. In der Erzdiözese lebten zu Jahresbeginn 1,156.923 Katholiken (-1,6 Prozent zum Vorjahr). Etwas mehr als 19.000 sind aus der katholischen Kirche ausgetreten.
2019 gab es Sonderfaktoren wie die Kontroverse um die Diözese Klagenfurt oder das Wiederaufflammen der Missbrauchsdebatte – aber die damit verbundene, im Herbst 2018 begonnene Austrittswelle ist schon wieder vorbei. Seit Oktober 2019 liegen die Austrittszahlen in der Erzdiözese Wien wieder auf ihrem gewohnten Niveau.
Am Jahresende 2019 lebten im Gebiet der Erzdiözese Wien 1,156.923 Katholiken (um 1,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor). Davon entfielen auf die Stadt Wien 597.678 (-1,9 Prozent) und den niederösterreichischen Teil der Erzdiözese 559.245 (-1,2 Prozent). Die Austrittszahlen lagen aus den oben genannten Gründen über denen der Vorjahre und betrugen für die Erzdiözese im Jahr 2019 insgesamt 19.198 (+10,5 Prozent zu 2018), für die Stadt Wien 12.190 (+9,4 Prozent) und für den niederösterreichischen Teil 7008 (+12,4 Prozent). Das schlechteste Jahr bezüglich der Austritte war 2010, als es in der Erzdiözese 25.314 Austritte gab.
„Auch wenn die Austrittswelle wieder vorbei ist, verpflichten uns diese Zahlen zu größerer Anstrengung“, sagt dazu der Sprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller. „Einerseits sehen wir, dass die Wertschätzung für die Arbeit der Kirche in vielen Bereichen wächst: Wir haben auch 2019 wieder Zuwächse bei den Schulen, und in Wien gibt es derzeit 90 Kindergärten der St. Nikolausstiftung. Die Caritas der Erzdiözese Wien boomt als Drehscheibe für Ehrenamtlichenarbeit. In unserer zentralen Kompetenz, den Menschen Nahrung für die Seele zu geben, müssen wir unseren Einsatz aber noch mehr zur Geltung bringen.“
Prüller sieht zwei Stoßrichtungen: Zum einen gehe es darum, „die großartige Arbeit, die in unseren Gemeinden geschieht, noch kommunizieren. Die wenigen negativen Schlagzeilen überdecken zu oft das viele Gute, das getan wird.“ Und zum zweiten müsse die Erneuerung der Gemeinden kraftvoll weitergehen.
Prüller: „In der Regel treten Menschen nicht aus, weil sie enttäuscht sind, sondern weil sie nie richtig bei uns angedockt haben. Unsere Antwort darauf ist eine Kirche, die mehr Andockmöglichkeiten bietet - mit Gemeinden, die hinausgehen und die Begegnung mit allen suchen. Da ist in den vergangenen Jahren schon viel geschehen: In vielen Pfarren gibt es neue missionarische Initiativen. Mit unserer Strukturreform wollen wir das fördern, indem wir Pfarren miteinander verbinden, Kräfte bündeln und auf Seelsorgeteams statt auf Einzelkämpfer setzen.“
Diese Entwicklungen, so Prüller, würden sich „nicht heute oder morgen“ auf die Austrittszahlen auswirken, aber langfristig die vielfältige Arbeit der katholischen Kirche für die Menschen stärken. „Und das ist es, worauf es ankommt.“
Zahlen und Fakten auch im Internet unter: kirchenfinanzierung.katholisch.at/kirchenfinanzen
Details und Grafiken zu den Statistiken: www.katholisch.at/statistik
Statistik: Knapp 5 Millionen Katholiken in Österreich
Kirchenstatistik 2018: Weniger Messbesucher, mehr Trauungen