Autorin Eva Rossmann
Natürlich bin ich Feministin

Eva Rossmann: „Ich glaube, dass der Krimi die Chance bietet, ein Stückchen unseres Lebens zuzuspitzen.“ 
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Eva Rossmann ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen des Landes. Die studierte Juristin und Journalistin engagierte sich für das Frauenvolksbegehren. Sie setzt sich für Gleichberechtigung ein und unterstützt Anliegen der Katholischen Frauenbewegung.

Ein SONNTAGS-Interview mit ihr anlässlich des Weltfrauentags am 8. März.

Auch wenn die Entfernung zwischen Wien und dem Weinviertel nicht groß ist, tauschen wir uns in der Pandemie für dieses Interview digital aus. Eva Rossmann, die aus Graz stammt, später nach Wien zog, lebt schon seit drei Jahrzehnten im Weinviertel. Gegenüber dem SONNTAG beschreibt sie ihr Lebensgefühl in dieser Region: „Es ist eine Gegend, die ich ganz besonders liebe. Ich sage immer, ich habe sie mir als Heimat aussuchen dürfen. Ich bin überzeugt davon, dass das ein großes Glück ist“.

  • Sie stammen aus Graz. Was hat Sie in Ihrer Kindheit geprägt?

Eva Rossmann: Meine Schwester und ich sind in einer kleinen Siedlung am Rande der Stadt aufgewachsen. Wir waren sehr verwurzelt in der Pfarre, die ganz neu gebaut worden ist. Wir konnten dort auch Partys feiern, das war schön, denn zu Hause hatten wir zu viert gerade 60 Quadratmeter Wohnraum.

  • Sie haben jung im Journalismus begonnen?

Drei Tage nach der Matura habe ich mit einem Praktikum im ORF-Landesstudio Steiermark begonnen. Ich war eine der ersten Frauen in der Redaktion und habe mich durchgekämpft. Mit dem Mofa bin ich zum Beispiel für Interviews von Graz bis nach Weiz gefahren.

  • Sie haben dann Jus studiert?

Dafür bin ich nach Wien gegangen und habe zu Beginn in sehr bescheidenen Verhältnissen in Simmering gelebt.

  • Später ging es für Sie ins Bundeskanzleramt. Was haben Sie dort gemacht?

Ich habe im Verfassungsdienst gearbeitet. Es war zwar eine sehr spannende Arbeit, aber in gewissem Sinn auch bürokratisch und nicht das, was ich bis an mein Lebensende machen wollte.

  • Reizte der Journalismus mehr?

Ich habe meine Medienkontakte genützt und dann für die Neue Zürcher Zeitung Medienberichterstattung gemacht, das umfasste auch Teile des damaligen Ostblocks. Für den ORF-Hörfunk berichtete ich auf Kurzwelle über Medien. Dann ging es zu den Oberösterreichischen Nachrichten, wo ich die jüngste Leiterin des Politikressorts wurde. Damit war ich in einem Bereich angekommen, der mir nach wie vor ganz wichtig ist.

  • Mitte der 1990er Jahre waren Sie Mitinitiatorin des Frauenvolksbegehren. Was war Ihr Beweggrund?

Ich habe als Journalistin, aber noch mehr als Privatperson, kennengelernt, wie sehr und auf wie viele Arten Frauen teilweise schlechter behandelt werden, nur weil sie vom Geschlecht her Frauen sind, nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten. Frauen werden nach wie vor viel schlechter bezahlt, und wenn sie gewisse Berufe ausüben wollen, dann gelten sie als exotisch und müssen sich fast noch dafür rechtfertigen.

Es wird noch immer so getan, als wären Kinder ausschließlich Frauensache. Ein Mann, der ein wenig mithilft, ist ein Held, während die berufstätige Frau eine Rabenmutter ist, wenn sie sich nicht voll und ganz um die Kinder kümmert. Das ärgert mich.

  • Sind Sie Feministin?

Natürlich bin ich Feministin. Das ist für mich so selbstverständlich, wie nur irgendwas. Es ist nur so, dass das Wort kaputt gemacht worden ist. Natürlich von denen, die es nicht mögen. Dass Frauen aufstehen und sagen: Hey, wir sind gleich viel wert und müssen die gleichen Chancen haben wie Männer. Übrigens finde ich ja auch, dass Männer die gleichen Chancen haben sollten wie Frauen, weil ab und zu sind ja auch Männer da und dort schlechter dran.

  • Wo sehen Sie Ungleichheiten im beruflichen Geschlechterverhältnis?

Da wäre die Frage einfacher: Wo sehe ich keine Ungleichheiten im beruflichen Geschlechterverhältnis?

Frauen werden noch immer aufgrund ihres biologischen Geschlechts anders behandelt, und es wird alles mit ihrem Geschlecht erklärt. Dann kommt noch immer der Hammer, dass gesagt wird: Ja, Frauen können ja Kinder kriegen und müssen sich um die Kinder kümmern. Das ist ja logisch. Seltsamerweise gibt‘s Frauen, die gar keine Kinder kriegen oder die, deren Kinder schon lange groß sind. Trotzdem werden diese beruflich schlechter behandelt als Männer. Ich glaube, es wäre wichtig, den Bereich Familie und Kinder von dem der beruflichen Karriere zu trennen.

Ich habe in der Kindheit und Jugend viele Anknüpfungspunkte gehabt, weil wir in der Pfarre sehr verankert waren. Aber das war dann für mich im Erwachsenenleben ein neuer, toller Punkt. Das sind super Frauen gewesen, die gesagt haben: Wir treten gegen Ungerechtigkeiten ein und schließen uns einer breiten Allianz an, weil da geht‘s jetzt nicht darum, dass wir in jeder Position der gleichen Meinung sind, sondern gemeinsam für Verbesserungen für Frauen kämpfen.

Ich arbeite immer wieder mit der kfb zusammen. Dort, wo es um gemeinsame Themen geht, wo es darum geht, dass wir Frauen in unterschiedlichen, verschiedensten Lebenslagen überhaupt sichtbar machen. Auch wenn es darum geht, an einer Gesellschaft zu bauen, wo Menschen einfach nicht abqualifiziert werden aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft, sondern für voll und echt und wertvoll genommen werden, mit dem, was sie haben und was sie können.

Ich habe eines für eine pikante Lachsforellensuppe ins Netz gestellt und unterstrichen, warum ich es so wichtig finde, dass wir gemeinsam etwas dafür tun, dass alle ein gutes Leben haben. Gemeinsam etwas dafür tun, dass es Frauen in aller Welt besser geht, und dass sie Möglichkeiten vorfinden, sich zu entfalten.

Rezept: Pikante Lachsforellensuppe
  • Welche Rolle spielt Religiosität in ihrem Leben?

Das ist eine schwierige Frage. Was ist der religiöse Sinn? Also ich bin nie aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das hat mehrere Gründe. Ab und zu habe ich mir gedacht, wenn ich mich über die Amtskirche geärgert habe, jetzt trete ich noch nicht aus. Vielleicht machen sie etwas noch Ärgeres, und dann trete ich aus. Dann gab es auch den Grund, dass solange meine Großmutter noch gelebt hat, ich ihr das nicht antun wollte. Lügen wollte ich auf keinen Fall.

  • Wie entstand Ihr Interesse am Schreiben von Krimis?

Ich habe immer gern Krimis gelesen. Ich bin damit in erster Linie in ein anderes Stück Welt eingetaucht. Ich mag Krimis, die mir was über Gegenden und über Menschen erzählen. Ich glaube, dass der Krimi die Chance bietet, ein Stückchen unseres Lebens zuzuspitzen bis aufs Äußerste, bis auf Leben und Tod. Wobei der physische Tod gar nicht immer sein muss. Das Leben ist sehr oft mörderisch genug. So ist es auch bei mir.

  • Erzählen Sie etwas zu ihrer Hauptfigur Mira Valensky.

Sie ist keine klassische Heldin. Sie kann eine Frau sein, die uns ganz normal im alltäglichen Leben begegnet. Im Zuge der inzwischen 20 Kriminalromane ist sie auch älter geworden. Sie ist übrigens immer genauso alt wie ich, dadurch tue ich mir erstens beim Schreiben deutlich leichter, da kann ich mich nicht irren. Zweitens finde ich es auch okay, dass Frauen, die gut im Leben stehen und engagiert versuchen, auch für so etwas wie das große Wort Gerechtigkeit zu kämpfen. Dass die auch älter werden dabei, das finde ich jetzt gar nicht übel. Valensky wird unterstützt von ihrer bosnisch-stämmigen Putzfrau. Mit der Zeit sind sie gute Freundinnen geworden. Mira kocht und isst sehr gerne. Das ist bei mir ähnlich.

  • Wie schwierig ist die Corona-Pandemie für sie als Autorin?

Ich glaube, wir leben alle in schwierigen Zeiten. Ich halte auch nichts davon zu sagen, für uns ist das so schwierig. Mir geht es als Person eigentlich in dieser Coronazeit sicher überdurchschnittlich gut. Wir leben im Weinviertel, haben ein Haus und leben zu zweit. Ich bin es ja auch gewohnt, alleine zu arbeiten, vor meinem Laptop zu sitzen und zu schreiben. Da ist vieles besser als bei anderen. Was ich momentan nicht schaffe ist, einen längeren literarischen Text zu schreiben, da bin ich doch zu stark abgelenkt, oder zu sehr verhaftet in diesem Alltagsgeschehen.

Autor:

Stefan Hauser aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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