"Der Mesnerdienst ist für mich eine Ehre"

Glaube gibt Kraft
Ausgabe Nr. 20
  • Meinung
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Innere Ruhe findet Petra Strohmaier beim Mesnern, im persönlichen Gebet und auch etwa beim Spazierengehen mit ihrem Hund. ©privat

Die innere Ruhe, die Petra Strohmaier beim Mesnern und im persönlichen Gebet empfängt, hilft der 52-Jährigen bei ihrer Arbeit in der Palliativpflege.

Petra Strohmaier ist Pfarrgemeinderätin in Hennersdorf. Aber nicht nur das. Sie ist außerdem, abwechselnd mit anderen Pfarrmitgliedern, auch Mesnerin – und das mit Leib und Seele.

Was gehört als Mesnerin zu Ihren Aufgaben?

Normalerweise übernehme ich abwechselnd mit anderen an Sonn- und Feiertagen den Mesnerdienst. Hin und wieder gehe ich auch unter der Woche in die Kirche, vor allem wenn ältere oder fremde Priester Unterstützung brauchen. Ich bereite den Kelch vor, die zugehörigen Kelchtücher, die beiden Kännchen mit Wasser und Wein und das Lavabo. Außerdem schalte ich die Lautsprecher und die Beleuchtung an, kümmere mich um die Messbücher, die Kerzen und die Blumen, und ich läute vor der Messe die Glocken.

Der Mesnerdienst hat für Sie auch eine spirituelle Dimension.

Früher bin ich maximal zehn Minuten vor Gottesdienstbeginn in die Kirche gegangen, als Mesnerin bin ich eine halbe Stunde früher da. So habe ich viel mehr Zeit, mich auch innerlich auf die Messe vorzubereiten. Ich lese meistens schon zu Hause die Lesungen, gerade dann, wenn ich auch noch den Lektorendienst übernehme. In der Kirche halte ich ein kurzes Gebet vor dem Tabernakel. Für mich ist das Mesnern eine Ehre, ich schenke diese Zeit, die ich investiere, für Jesus und für die Gemeinschaft in der Pfarre. Die Ruhe, die ich dabei erfahre und die mir auch mein persönliches Gebet gibt, hilft mir sehr bei meiner Arbeit im Krankenhaus.

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In der Palliativpflege haben Sie täglich mit Krankheit, Sterben und Tod zu tun. Wie übt man so eine Arbeit aus, ohne dass es einen zu sehr mitnimmt?

Bei meiner Arbeit in der Palliativpflege habe ich mit Menschen unterschiedlichen Alters zu tun, die an seltenen Muskelerkrankungen leiden oder an Hirntumoren, die auch Wesensveränderungen mit sich bringen. Viele von ihnen haben große Angst. Das Wichtigste ist, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Dabei braucht es Selbstpflege meinerseits, damit ich ehrliches Mitgefühl empfinden kann, ohne mitzuleiden. Denn von Mitleid haben die Patienten nichts.

Prägt Ihre Arbeit Ihren persönlichen Blick auf das Leben und sein Ende?

Auf jeden Fall. Eine wichtige Rolle spielte aber schon meine Kindheit. Mein Vater hat die Werke der Barmherzigkeit wirklich gelebt. Er hat sich Zeit genommen, um Kranke zu besuchen und mich auch immer wieder ins Spital mitgenommen. Um bei Begräbnissen den Sarg mitzutragen, hat er oft seinen Dienst getauscht und wir haben viel für Verstorbene gebetet.

Kommen Sie mit Ihren Patienten auch über Fragen über Gott und das Leben nach dem Tod ins Gespräch?

Viele der Patienten begleite ich ein, zwei Jahre, wir kennen einander gut und sprechen natürlich auch über solche Themen. Wichtig ist, dass jeder gerade in der letzten Phase des Lebens seine Religion gut ausüben kann. Wir tun viel dafür im Palliativdienst und wissen zum Beispiel genau, wann welche Feiertage in den verschiedenen Religionen begangen werden. Wenn mich jemand fragt, spreche ich auch über meinen Glauben und erzähle von Jesus und von meiner Hoffnung auf die Auferstehung.

Sie sind angehende Ethikberaterin und haben als solche häufig mit schwierigen Entscheidungen im Krankenhausalltag zu tun. Worum geht es?

Wenn das Krankenhauspersonal, die Angehörigen und die Patienten in einem Dilemma stehen, dann werden wir vom Ethikberatungsteam gerufen. Ein Beispiel: Ein Patient mit einer speziellen Muskelerkrankung wollte keine Ernährungssonde, sondern sterben. Seine Familie konnte das nicht akzeptieren. Wir haben also gegenüber der Familie den Patienten, seinen Willen und seine Lebensqualität in den Fokus gerückt. Ihm war wichtig, keine Schmerzen und keine Atemnot zu haben und angstlösende Medikamente zu bekommen – das mussten wir den Angehörigen beibringen. Es geht um einen Blick von außen, der den anderen hilft, gut zu entscheiden. Mein Fokus ist stets auf die Bewahrung der Würde des Menschen gerichtet.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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