Ein paar Gedanken zum Neuen Jahr

Ein Blick zurück auf 2020

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich früher, vor Corona, jedes Jahr am Altjahrstag eine Liste gemacht hab mit den wichtigsten Ereignissen des vergangenen Jahres, allen Highlights, aber auch schweren Dingen, um alles nochmal Revue passieren zu lassen. Wenn ich mir das Jahr 2020 rückblickend ansehe, hat eigentlich fast durchgehend eine Katastrophe die nächste gejagt. Klar gab es auch schöne Momente und Ereignisse, aber trotzdem war vieles getrübt durch die äußeren Umstände. Und wenn ich dachte, ich hätte endlich den Tiefpunkt oder die Talsohle erreicht, kam nochmal ein Schub, der alles noch schwieriger machte. Erst gegen Ende des Jahres hat sich meine Situation dann endlich etwas stabilisiert. 

Desillusioniert?

Wo stehe ich also nun, am Anfang des Jahres 2021?  Welche Träume oder Pläne habe ich für das kommende Jahr? Irgendwie hat mir die Doppelkrise der beiden vergangenen Jahre (Scheidung 2019, Corona 2020), die ich schon in anderen Blogs beschrieben habe, viele Illusionen geraubt. Pläne zu machen, traue ich mich schon fast nicht mehr, weil dann ohnehin wieder alles anders kommt und vieles über den Haufen wirft.

Pläne für das Neue Jahr

Aber trotz allem ist dies für mich noch lange kein Grund zum Schwarzmalen. Es ist einfach anders als früher. Vor diesen Krisen nahm ich mir am Anfang des Jahres Zeit, um meine Wünsche, Vorstellungen, Träume, Ziele etc. für das vor mir liegende Jahr aufzuschreiben, und zwar für verschiedene Lebensbereiche. Da gab es Kategorien wie „Familie“, „Beruf“, „Freizeit“, „Freundschaften“, „Glaubensleben“ etc. Ich schrieb auf, wo ich mir Veränderungen wünschte bzw. welche Kontakte oder Hobbys ich weiter pflegen wollte. Ein grober Jahresplan, um meinem Leben eine gewisse Richtung zu geben und nicht einfach nur drauflos zu leben. 

Ein Schritt nach dem anderen

Heuer wird dies ein wenig anders sein. Große Pläne wie früher sind derzeit für mich nicht realistisch. Reisen in ferne Länder z.B. sind für mich derzeit in unerreichbare Ferne gerückt. Zu vieles ist in meinem Leben zerbrochen und weggebrochen. Ich kann nur einen Schritt nach dem anderen gehen und vorsichtig versuchen, wieder eine Basis zu schaffen, von der aus dann weitere Schritte möglich sind. Jeder hat die Coronakrise in irgendeiner Form zu spüren bekommen, doch nicht bei jedem hat sie sich gleich fatal ausgewirkt. Mir verlangt meine Situation sehr viel Flexibilität, Geduld, Optimismus und Resilienz ab. 

Lila Blume wächst aus dem Asphalt

Resilienz, eine wertvolle Gabe

Vor Jahren hab ich ein Buch zu diesem Thema gelesen, nicht ahnend, dass ich diese Gabe einmal so dringend brauchen würde. „Resilio“ heißt auf Latein „zurückspringen“ oder „abprallen“. Es bedeutet, dass ein Gegenstand bei äußerer Krafteinwirkung nicht zerbricht, sondern biegsam ist und dann schnell seine ursprüngliche Form wieder annimmt. Ein Gummiball zum Beispiel. Mir persönlich gefällt auch der Begriff „Stehaufmännchen“ sehr gut. Das sind Menschen, die egal in welche Turbulenzen sie auch geraten, relativ schnell wieder aufstehen und weitergehen. Ja, Resilienz hab ich in dieser Zeit wirklich gelernt. Und dafür bin ich sehr dankbar, denn je resilienter man wird, desto besser kann man auch künftige Krisen bewältigen. 

Leben ist Veränderung

Dass wir das in Zukunft brauchen werden, ist für mich ziemlich sicher. Die Zeiten werden bestimmt nicht einfacher werden. Wir bewegen uns von Lockdown zu Lockdown und unser Begriff von „Normal“ ändert sich. Auch wir verändern uns. Das ganze Leben ist Veränderung. Und das muss gar nicht heißen, dass das negativ ist. Nicht immer empfangen wir Veränderung mit offenen Armen, vor allem wenn sie unfreiwillig stattfindet. Oft wehren wir uns gegen das Ungewohnte, Neue. Aber letztendlich fördert diese Veränderung unser Wachstum. Wir werden angeregt und herausgefordert, neue Wege zu finden. Und sehr oft habe ich schon selbst erlebt, dass eine durchlebte Krise mich flexibler, vielseitiger und stärker gemacht hat.

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