Liebe Leserinnen und Leser,
durch die Corona-Schutzmaßnahmen ist es nun erforderlich geworden, den PGR-Kongress im Mai auszusetzen und die Bearbeitung der anstehenden Themen in anderer Weise zu verfolgen. Es ist nur ein Punkt, an dem sichtbar ist, wie die gewohnten Abläufe auch in der Kirche nun aus der Bahn geworfen wurden.
Viel stärker noch ist die Sorge, das pfarrliche Leben unter diesen Umständen zu gestalten; weitgehend sind wir wohl darauf angewiesen, dass Menschen von sich aus, ohne die üblichen Stützen der liturgischen und rituellen Angebote, als Glaubende ihren Weg gehen. Das stellt die Frage, ob es gelungen ist, die Bedeutung des Glaubens, eine Beziehung zu Christus und das Bedürfnis, ein Leben in seiner Nachfolge zu führen, ausreichend grundgelegt worden ist. Es stellt auch Fragen an uns selbst: wie komme ich zurecht mit meinem persönlichen Gebet, mit meiner Beziehung zu Gott und meinem Leben, wenn der übliche Austausch mir nicht in gleicher Weise Rückhalt und Resonanz geben kann?
Oft wird von einer „besonderen Fastenzeit“ gesprochen - liegt sie vielleicht tatsächlich darin, dass auch dies nun ein Fasten bedeutet: Sich dem intensiv zu stellen und dann, solange es eingeschränkt bleibt, vielleicht umso konzentrierter aus einem gläubigen Selbstbewusstsein heraus zu kommunizieren?
Als Pfarre sind wir ja auch in diesen Zeiten gefragt, den Menschen Stütze und Hoffnung zu sein und viele stellen sich dafür bereitwillig zur Verfügung. Es verändert unseren Einsatz von Sitzungen und Besprechungen hin zu unmittelbarem Handeln im Dienst an den Mitmenschen. Sind wir so nicht schon unterwegs, jene Partizipation zu leben, die ein Hauptthema des Kongresses gewesen wäre? So kann diese Zeit auf ihre Weise und auf einem unvermuteten Weg Erneuerung mit sich bringen.
Ich bin sicher, die wirklich wichtigen Themen für die Zukunft unserer Pfarren und unserer Kirche werden sich in neuer Weise zeigen und besprechen lassen, wenn die Zeit im Herbst dafür gekommen sein wird.
Vorerst gilt es durchzudringen zu Freude des Auferstandenen, dessen Liebeshingabe für die „Seinen“ - und dazu zählen wir - sich durchsetzen musste und konnte gegen alle Widerkräfte, die in uns Menschen schlummern und die zu überwinden jedes Jahr aufs neue die Feier des Osterfestes bedeutet.
Johannes Pesl,
Referent für Pfarrgemeinderäte und Pastorale Strukturentwicklung