Freitag 29. März 2024

Dankbar in Erinnerungen schwelgen

In diesen Tagen ist mir beim Aufräumen mein Poesie- Album untergekommen. Und ich habe mich darin vertieft: Schulfreundinnen und Schulfreunde haben sich darin verewigt, genau wie Verwandte, Geschwister und Eltern, ja sogar manche Lehrerinnen und Lehrer. Alle, die mir so zwischen 9 und 12 Jahren wichtig waren, habe ich gefragt, ob sie mir nicht etwas hineinschreiben wollen.

Ich staune, denn es war üblich, beim Eintragen das Datum dazu zu schreiben und die Einträge sind zwischen 1980 und 1986 entstanden, so lange ist das her? Ein buntes Buch ist es geworden, entstanden in einer anderen Zeit.

 

Manche haben gängige Sprüchen a la „Mach es wie die Sonnenuhr, zählt die heit´ren Stunden nur“ eingeschrieben, manche einfach ihre Adresse und andere ganz persönliche Worte, Sinnsprüche oder Gedanken. Allen gemein ist, dass sie sich Zeit genommen haben, eine Seite für mich gestaltet haben und mir etwas mitgeben wollten.

 

So habe ich manche Sprüche und Wünsche damals nicht verstanden, ich freue mich als Erwachsene über das, was mir damals geschrieben wurde, über manches lach und schmunzle ich auch. Und allen ist gemein, dass ich mich beim Schmökern an sie erinnere:

 

Menschen, die mir damals wichtig waren, die mich durch diese Zeit begleitet haben. Manche habe ich aus den Augen verloren, ich kann mich gar nicht mehr an sie erinnern, aber beim Durchblättern und Durchlesen waren sie wieder da. Mit manchen habe ich heute noch Kontakt und mit manchen hat Freundschaft durch die Zeiten gehalten und wir sind noch sehr verbunden.

 

Und manche sind verstorben, meine Großeltern beispielsweise und andere Menschen, die mir in diesen damaligen Jahren wichtig waren. Durch das Album bleibt die Erinnerung und beim Lesen habe ich ihre Stimmen wieder im Ohr. Ich sehen sie vor mir, schwelge und versinke in Erinnerung, dankbar, das Buch in die Hand genommen zu haben.

 

Meine Mutter hat mir mit diesem Album und ihrem Eintrag eine ganz besondere Freude gemacht, folgender Spruch begleitet mich seit dem 2. November 1980:

 

Gott schicke

den Tyrannen Läuse,

den Einsamen Hunde,

den Kindern Schmetterlinge,

den Frauen Nerze,

den Männern Wildschweine-

uns allen aber einen Adler,

der uns auf seinen Fittichen

zu ihm trage.

(Alter Neujahrsspruch aus der Ukraine)

 

Carola Hochhauser

Telefonseelsorge
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