Jetzt kann das Wunder geschehen!
„Wie die Jünger des Evangeliums wurden wir von einem unerwarteten heftigen Sturm überrascht. Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, dass wir alle schwach und orientierungslos sind …“ Mit diesem Bild beschrieb Papst Franziskus unsere Situation am Beginn der weltweit ausgebrochenen Corona-Pandemie.
Der Sturm der Pandemie hat unsere Gewissheiten und Selbstverständlichkeiten durcheinandergewirbelt, viele unserer Pläne verändert, zunichtegemacht. Alles schien so perfekt zu funktionieren, und nun … So viel ist in unberechenbare Bewegung geraten um uns herum und wir wissen nicht, wohin uns das alles führen wird.
Die grundlegende Frage stellt sich uns nicht erst angesichts der Corona-Erfahrungen – aber jetzt mit fast unausweichlicher Aufdringlichkeit: Worauf bauen wir eigentlich? Welche Dinge geben uns vermeintlich Sicherheit? Ist es die „absolute Sicherheit“ garantierende Technologie einer Titanic, sind es die Gewinnversprechen „totsicherer“ Anlageprodukte an der Wall Street oder der Wiener Börse, die 100 prozentige Wirksamkeit der Pestizide auf den Bananenplantagen, die vermeintlich alle Probleme lösende Impfung …?
Dass das Boot nicht sinkt, sich der stürmische See beruhigt und die Jünger*innen Jesu wieder aufatmen können, gleicht einem Wunder. Unvorhergesehen. Unplanbar. Unmachbar. Dass Maria und Josef aller Gefahr und Verfolgung trotzen konnten und dieses schutzlose Kind Jesus in einer Futterkrippe zur Welt kam, gleicht einem Wunder. Unwahrscheinlich. Unlogisch. Unvernünftig. Die berechnende Logik und die Sicherheits-Systeme der „Herrscher der Welt“ konnten ihn nicht fassen – auch nicht durch die Herbeiführung seines gewaltsamen Todes am Kreuz. Eine andere „Logik“ als jene „der Welt“ wurde durch ihn sichtbar und wirksam. Eine Logik, die sich der Berechnung und Manipulation entzieht.
Der Sturm, so Papst Franziskus in seiner Ansprache Ende März weiter, „macht sichtbar, wie wir die Dinge vernachlässigt und aufgegeben haben, die unser Leben und unsere Gemeinschaft nähren, erhalten und stark machen.“ Barmherzigkeit, Solidarität, Empathie, Vertrauen, Nähe … nähren uns und unsere weltweite Menschheitsfamilie. Wir alleine können sie nicht machen, aber wir können ihnen in uns Raum geben, Aufmerksamkeit widmen, uns öffnen der wundersamen universellen heilbringenden und liebenden Kraft Gottes. Dann werden wir - verwandelt - das Angesicht der Erde verwandeln.
Jetzt, wo wir unser gewohnten Sicherheiten und Selbstverständlichkeiten loslassen (müssen), kann das Wunder geschehen. Jetzt ist es (höchste) Zeit, dem „Wunder aller Wunder“ in uns und in der Welt einen Platz zu bereiten. Jetzt ist es (höchste) Zeit das, was uns und die Menschheitsfamilie nährt, zu nähren. Hier bei uns und weltweit!
Christian Zettl, Roland Reisenauer und Andrea Hussein
von Kirche im Dialog - Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit
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