Termine statt.
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Zwei Frauen wie Licht und Schatten - die heidnische Kurtisane und die christliche Asketin - verschmelzen in dieser Oper zur Titelheldin Thaïs. Darin wird (wie auch in der biblischen Maria Magdalena) deutlich, wie "extrem" Religionen Weiblichkeit wahrnehmen: wenn nicht ganz verdorben, dann gleich heilig, zügellos die einen, andere sittsam-keusch, in ihrer Schönheit zugleich anziehend wie verführerisch zur Sünde. In der auf dem gleichnamigen historischen Roman (1890) von Anatole France beruhenden Oper wird es noch komplizierter: Thaïs erfährt nicht nur ihre Bekehrung vom fleischlichen zum geistlichen Leben, sondern entfacht in ihrem strengen Lehrmeister und Mönch Athanael brennende Leidenschaft.
Isabelle Jonvaux:
Das frühe Klosterleben in der Wüste war von strenger Askese gekennzeichnet, von Kasteiung und dem Kampf gegen die Dämonen. War das Ziel dieser körperlichen Übungen wirklich, alle Sinne abzutöten, um Gott dadurch näher zu kommen? Was haben die Asketen gesucht? Welchen Spannungen und Versuchungen waren sie ausgesetzt? Als Vergleich wird ein Einblick in die klösterliche Askese der Gegenwart gegeben.