Donnerstag 18. April 2024
Kolumne: Antworten

75 – was dann?

"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 8. November 2019.

An meinem 66. Geburtstag sangen mir meine Mitarbeiter als Ständchen den Hit von Udo Jürgens: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an…“. Seither sind fast neun Jahre vergangen. Wann fängt das Leben an, wenn man erst mit 75 „in Pension“ geht? Oder gar erst mit 80? Bei Bischöfen endet die Amtszeit normalerweise mit 75. Mein Vorvorgänger, Kardinal König, war 80 als er in den Ruhestand trat.

 

Aber was heißt Pension? Was Ruhestand? Manche pensionierte Pfarrer sagen, die Abkürzung i.R. bedeute nicht „im Ruhestand“, sondern „in Rufweite“. Sie sind zwar in Pension, aber deswegen nicht untätig. Kardinal König blieb nach seiner „Pensionierung“ noch fast 20 Jahre aktiv, bis wenige Tage vor seinem Tod im 99. Lebensjahr. Er blieb ein von vielen geschätzter und gesuchter Seelsorger, das, was er immer für die Menschen sein wollte.

 

Mein 75er naht. Wie es in der Kirche die Regel ist, biete ich deshalb dem Papst meinen Rücktritt an. Bei ihm liegt es zu entscheiden, wann ich „in den Ruhestand“ treten kann. Egal wann das sein wird, ich bin für beides dankbar, ob im Dienst oder „im Ruhestand“. Denn jedes Jahr des Älterwerdens ist ein Geschenk. Vor fast 50 Jahren, 1970, bin ich Priester geworden. Für Gott und die Menschen Zeit zu haben, das bleibt für mich der Lebenssinn, auch nach dem 75.

Fotos
20 Jahre Erzbischof von Wien
Bildeindrücke aus dem Stephansdom und dem...
Nach dem Weltjugendtag in Rio nützt Kardinal...
Erzb. Sekretariat
Wollzeile 2
1010 Wien

E-Mail schreiben
Datenschutzerklärung
Darstellung: Standard - Mobil