Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
1. Lesung: Apg 15,1-2.22-29
Es gibt Meinungsverschiedenheiten in Antiochia, weil einige darauf bestehen, dass alle Christen, auch die aus dem Heidentum alle Vorschriften des Judentums befolgen. Glauben allein genügt nicht, auch die Lebensweise muss entsprechend gestaltet sein. Diese Haltung kennen wir alle, zum Beispiel aus dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und anderen „ungeordneten Beziehungen“.
Paulus und Barnabas werden als Abgesandte zu den Aposteln geschickt.
Einige Männer, darunter Silas und Judas Barsabbas, bekommen einen Brief an die Gemeinde mit, in dem die Sache geregelt wird: nur vier von den Vorschriften müssen beachtet werden. So ist der Konflikt gelöst und ein gedeihliches Zusammenleben ist möglich.
Wie so oft bei den Lesungen fehlt auch hier das wirklich Interessante, nämlich die Verse 3-21. Denn es ist keineswegs so, dass die Apostel sofort einen Standardbrief bei der Hand haben, wie die Lesung vermuten lassen würde. Vielmehr wird die Angelegenheit ausführlich diskutiert. Auch unter den Aposteln gibt es verschiedene Meinungen. Petrus argumentiert, dass die ehemaligen Heiden genauso wie die Juden den Heiligen Geist empfangen haben. Sie sind daher in gleicher Weise Christen. Ihnen neue Lasten aufzuerlegen, würde Gottes Willen anzweifeln. Für beide Gruppen von Christen gilt, dass sie ausschließlich durch die Gnade Gottes gerettet werden.
Dann erzählen Paulus und Barnabas von ihrem Wirken unter den Heiden, d.h. auch sie kommen zu Wort; die Apostel beschließen nichts über ihre Köpfe hinweg.
Das beeindruckt auch Jakobus, der an sich eher konservativ ist, und er stimmt zu, dass die Heiden nicht alle Vorschriften beachten müssen, denn (so zitiert er den Propheten Jeremia) es ist Gottes Wille, dass alle Völker den Herrn suchen.
Jakobus macht einen Kompromissvorschlag: nur vier Verbote bleiben bestehen. Fleisch, das heidnischen Göttern geopfert wurde, ist tabu, ebenso Unzucht – das ist vermutlich die Ehe zwischen engen Verwandten, die im griechischen Raum durchaus üblich war – und darüber hinaus Fleisch von ungeschächteten Tieren. Das Blutverbot gilt also (zunächst) weiter, doch im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte kommt es trotzdem zu einer immer stärkeren Trennung von Judenchristen und Heidenchristen bis zur Entstehung von Antisemitismus seitens der Christen.
Im nächsten Kapitel (16,1-3) setzt sich übrigens gerade der Heidenmissionar Paulus dafür ein, dass sein Begleiter Timotheus beschnitten wird. Denn die Zugehörigkeit zum Judentum wird über die Mutter weitergegeben, und Timotheus hat zwar einen griechischen Vater, aber eine jüdische Mutter – daher steht er unter dem Gesetz, auch und gerade in den Augen des Paulus.
Eva R.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.