Freitag 29. März 2024

Predigt Christi Himmelfahrt, 05.05.2016

Liebe Schwestern und Brüder, so ist unsere menschliche Natur konstruiert, dass wir immer etwas Begreifliches haben wollen, um leichter bestimmte unbegreifliche Dinge verstehen zu können. Der Lehrer nimmt z. B. zwei Äpfel um den Kindern zu erklären, dass eins plus eins zwei ist. Nicht anders ist es, wenn es um unseren Glauben geht. Die Menschen kaufen Rosenkränze, Bilder, Figuren, die ihnen beim Gebet helfen. Es ist auch sicher leichter in einer schönen Kirche zu beten als in der U-Bahn oder im Bus. Vom Anfang an hat auch die Menschheit Tempel gebaut, wo die Menschen verschiedene Skulpturen von den Göttern aufgestellt haben, um durch Opfern und Gebet einen Kontakt mit den überirdischen Mächten zu knüpfen. Ein bisschen anders, kann man auch sagen, mehr entwickelt war es bei den Juden. Noch weiter geht Jesus Christus, und er ist sehr konsequent in seinem Ziel, die Apostel vom fassbaren Glauben zum unsichtbaren Glauben zu leiten. Am Anfang ist er bei ihnen, dann, nach dem Tod und der Auferstehung zeigt er sich nur ab und zu. Wir kennen die Geschichte, wo die zwei Jünger nach dem Tod Jesu nach Emmaus, zu ihrem Heimatort zurückkehren. Jesus begleitet sie. Als sie ihn beim Abendmahl erkannt haben, verschwindet er plötzlich. Das Einzige was ihnen bleibt, ist das Brot, das er geteilt hat. Es bleibt den Aposteln immer weniger von dem, was man von Jesus sehen und berühren kann, bis zur Christi Himmelfahrt, wo sich Jesus von ihnen verabschiedet. In seiner begreiflichen Form ist er nicht bei ihnen, aber trotzdem ist er ihnen nahe. Zum Schluss sagte er: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Er hat ihnen einen Beistand versprochen, nämlich den Heiligen Geist, der sie begleiten soll. Es war ein Prozess. Die Apostel haben immer weniger Fassbares von Jesus gehabt, dadurch sollten sie immer tiefer in das Geheimnis Gottes hinein gehen. Gott ist doch ein Geist. Ihn kann man weder sehen, noch berühren. Ihm kann man nur durch den Glauben begegnen. Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir uns in unserem Glauben entwickeln wollen, sollen wir auch in so einen ähnlichen Prozess einsteigen. Von unserem Glauben, wo wir Bilder und Figuren gebraucht haben, zum Glauben, der Gott als geistige Person versteht. Das einzige Zeichen, das uns Jesus hinterlassen hat, ist die Eucharistie, seine Anwesenheit in der Gestalt des Brotes in der heiligen Messe. Man braucht einen tiefen Glauben um überzeugt zu sein, dass Jesus in der heiligen Kommunion anwesend ist. Obwohl das nicht leicht ist sollen wir trotzdem den Prozess unternehmen, sonst bleiben wir in unserem Glauben auf einem niedrigen Niveau. Es ist natürlich viel leichter den Rosenkranz in die Hand zu nehmen als zur Anbetung zu kommen und vor dem Allerheiligsten Sakrament zu schweigen oder sein Herz auszuschütten. Wenn wir uns aber auf das Treffen mit dem unsichtbaren Gott in seiner Herrlichkeit vorbereiten wollen, sollen wir die kleinen Schritte in dieser Richtung machen. Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

E-Mail schreiben
Datenschutzerklärung
Darstellung: Standard - Mobil