Freitag 19. April 2024

Predigt 32. Sonntag, 11.11.2018

 

Liebe Schwestern und Brüder, so wie in Österreich gibt es auch in Polen bekannte Wallfahrtsorte. Einmal besuchte ich mit einer großen Gruppe junger Menschen gleich nach Ostern mit dem Fahrrad so einen Ort. Schönes Wetter, gute Stimmung, ein schönes Erlebnis für mich und für die Jugendlichen, bevor sie nach den Osterferien zurück in die Schule mussten. Einige Zeit danach habe ich meine Eltern besucht. Sie haben mir einen Bericht in der Kirchenzeitung gezeigt, wo geschrieben stand, dass ein Kaplan meiner Heimatpfarre mit einem Bus eine Wallfahrt organisiert hat. Nachdem ich meinen Eltern von unserer Wallfahrt erzählt habe, fragten sie mich , warum ich in der Zeitung nichts davon berichtet habe. Ich war damit zufrieden, dass die Jugendlichen und ich etwas Schönes, Positives erlebt haben. Ich erzähle darüber nicht, weil ich mich loben will, sondern, dass dies ein Bild zum heutigen Evangelium sein kann. Da warnt uns Jesus davor, etwas zu machen, um ein Lob zu bekommen, besonders, wenn es um unser religiöses Leben geht: „Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet.“ Dann beobachtet Jesus die Menschen im Tempel beim Spenden und bemerkt eine Witwe, die nur zwei kleine Münzen eingeworfen hat. Trotzdem nimmt Jesus sie als Beispiel und erklärt: „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“ Beten und Spenden, zwei Dinge, die mit der Religion verbunden sind. In den zwei Bereichen zeigt sich unsere Ehrlichkeit oder Heuchelei. Wenn ich bete, wenn ich in die Kirche komme, soll ich mich auch fragen: Warum? Um von den Menschen gesehen zu werden oder um eine Verbindung mit Gott zu pflegen. Heutzutage ist es, denke ich, weniger ein Problem. Oft ist es umgekehrt, besonders unter den jungen Menschen, die sich oft genieren in die Kirche zu kommen. Das zweite Problem sind die Spenden. Eine Spende kann auch ein Zeichen meines Glaubens sein. Ich will hier keine Werbung für den Kirchenbeitrag machen, aber bevor wir ihn ablehnen schauen wir zurück, was bei dem Opferkasten passiert ist. Die Witwe hat nur zwei kleine Münzen hineingeworfen und Jesus lobt sie, nicht deswegen, dass sie viel gespendet hat, sondern dass sie“ Alles“ gegeben hat. Alles geben heißt, den Glauben und das Vertrauen haben, dass Gott uns nicht im Stich lässt, dass Gott sich um uns kümmert. Heutzutage, wo wir eigentlich alles versichern wollen, ist es unvorstellbar“ Alles“ zu geben und sich auf die Vorsehung Gottes zu verlassen. Da muss auch ich gestehen, dass ich sehr weit davon entfernt bin. Vielleicht könnte es ein Ziel sein: sich weniger auf den Besitz zu verlassen und mehr auf Gott und seine Vorsehung zu vertrauen. Eines, was wir uns sicher aus dem heutigen Evangelium mitnehmen können, wäre die Überzeugung: Es ist nicht nur wichtig, wie viel ich bete oder spende, wichtig ist, mit welcher Intention ich es mache. Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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