Pfarre Oberaspang

Liebe Schwestern und Brüder, vor kurzem hat mich ein Kind gefragt, ob alles, was wir in der Bibel lesen, wirklich passiert ist oder sind es nur Erzählungen oder Märchen? Wenn wir das heutige Evangelium betrachten, finden wir auch die Antwort. Der Heilige Lukas macht eine Einführung in sein Evangelium. Er will uns keinen Mythos erzählen, er will uns das vermitteln, was er erforscht hat: „Ich habe mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen.“ Dazu muss man sagen, dass Lukas kein Apostel war. Seine Basis sind die Überlieferungen derer, die von Anfang an Augenzeugen waren, vor allem waren es die Apostel. Bevor der Evangelist Lukas etwas schrieb, hatte er alles überprüft, damit wir, die Leser des Evangeliums sicher sein können, dass es sich nicht um Mythen oder Legenden handelt, sondern um Fakten, wie er auch weiter schreibt: „So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.“ Für uns Gläubige hat das eine riesige Bedeutung. Das Evangelium ist doch die Quelle und die Grundlage unseres Glaubens. Stellen wir uns vor, das Evangelium wäre nur eine von jemandem  erfundene Geschichte. In diesem Fall könnte man auch unseren Glauben in Frage stellen. Es ist sehr wichtig, dass der Grund unseres Glaubens sicher ist. Wenn schon der Glaube mein Leben prägen soll, so  soll er auch solide Fundamente haben und diese Fundamente sind die Zeugnisse von Menschen, die Jesus gesehen und ihm zugehört haben. Nach so einer Einführung überspringt das heutige Evangelium die Geburt Jesu und andere Ereignisse und kommt zu einer Szene in der Synagoge in Nazareth, wo Jesus zu lehren beginnt. Er las einen Abschnitt vom Propheten Jesaja, wo er das Kommen des Messias angekündigt hat. Es handelt sich um jemanden, der von Gott gesandt worden ist: „Damit er den Armen eine gute Nachricht bringt; damit er den Gefangenen die Entlassung verkündet und den Blinden das Augenlicht; damit er die Zerschlagenen in Freiheit setzt und ein Gnadenjahr des Herrn ausruft.“ Also mit dem Kommen des Messias wird alles geändert werden. Und Jesus bezieht diese prophetische Aussage auf sich selbst: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Ein starker Akzent, dass Jesus der von den Propheten angekündigte Messias ist. In dieser Aussage will uns der Evangelist Lukas sagen, dass er sein Evangelium geschrieben hat, nicht nur als Erzählung vom Leben Jesu, sondern als Zeugnis, als Grundlage für unseren Glauben. Für ihn ist Jesus der Messias, der Gesalbte, der von Gott gesendete Sohn Gottes. Das ist die Achse, um die sich sein Evangelium dreht. Das ist der Schwerpunkt und auch das Ziel seines Evangeliums, nämlich den Menschen eine Grundlage für den Glauben zu geben. Das ist auch für uns, liebe Schwestern und Brüder, die Quelle unseres Glaubens. Auf dem Zeugnis der Apostel und Evangelisten haben wir unseren Glauben aufgebaut und sollen ihn weiter aufbauen. Deswegen wäre es notwendig, immer wieder das Evangelium zu lesen oder es wenigstens im Gottesdienst zu hören. Amen.