Mittwoch 24. April 2024

Predigt 5. Fastensonntag, 7.04.2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, am vorigen Sonntag haben wir ein schönes Evangelium von dem barmherzigen Vater und dem verlorenen Sohn gehört, wo Jesus betont hat, dass Gott wie ein Vater ist, der immer bereit ist, zu verzeihen. Jedes Land hat seine Gesetze, wo manche Dinge verboten sind und bestraft werden. Nicht anders war es in der Zeit Jesu. In dem damaligen Gesetzbuch (Tora) war für einen Ehebruch die Todesstrafe vorgesehen. „Da brachte man zu Jesus eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war.“ Damit auch Jesus sein Urteil ausspricht. Der Fall war ja klar im Gesetz verankert: Für einen Ehebruch – die Todesstrafe. Das aber war für Jesus eine Falle. Er hat doch von der Barmherzigkeit und der Verzeihung Gottes gepredigt. Wenn er jetzt zum Gesetz stehen wird, muss er die Frau verurteilen. Wenn er aber seinen Ideen treu bleibt und sie nicht verurteilt, haben sie einen Grund ihn anzuklagen. Was macht Jesus, der Freund der Sünder? Statt die Frage zu beantworten, schreibt er etwas auf die Erde. Sie geben aber nicht nach. Sie fragen weiter. Und er? Statt die Frau zu verurteilen, sagt er: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Also Jesus bleibt doch dem treu, was er gepredigt hat: „Richtet nicht, so werdet ihr selbst nicht gerichtet; verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst frei einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. “ Und dann kommt der wundervolle Abschluss von Jesus: „Hat dich keiner verurteilt?“ Die Frau antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: “Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ - Was für ein tolles Gefühl! Was für eine Erleichterung! Ich bin nicht verurteilt worden, ich muss nicht sterben. Ich habe eine Chance. Ich kann neu beginnen. - So handelt Jesus, so handelt auch Gott. Jemandem zu helfen von den Sünden aufzustehen, jemandem Hoffnung auf einen Neubeginn zu geben und ihm zu helfen, besser zu sein, das ist die wahre Liebe. So liebt uns Jesus, so liebt uns Gott. Jesus zeigt uns heute, dass er uns nicht beurteilen will, sondern dass er uns beim Aufstehen helfen will. Im heutigen Evangelium sehe ich zwei Hinweise. Erstens: die Barmherzigkeit Gottes, die Bereitschaft Gottes, uns zu verzeihen. Niemand ist vor Gott verloren, auch wenn das Gesetz ihn eindeutig verurteilt. Immer können wir zu Gott kommen und ihn um Verzeihung bitten. Das zweite ist ein Hinweis für unser Leben: Wie oft sind wir rasch bereit, zu verurteilen. Wie oft, ohne die Situation gekannt zu haben, sprechen wir ein Urteil aus? Geben wir uns genug Mühe, jeden Fall gründlich, ohne Einfluss von den anderen, zu analysieren? Sehen wir hinter jedem Urteil das Unglück des verurteilten Menschen? Oder haben wir schon den Stein in der Hand, die bereit ist, ihn zu werfen. Wie oft ist es in unseren Urteilen mehr Rache und Schadenfreude als das Bedürfnis die Wahrheit zu entdecken? Es ist leichter den Stein zu werfen und nach Hause zu gehen, als dem anderen zu helfen, dass er neu beginnen kann. „Auch ich verurteile dich nicht.“ – sagte Jesus. Wie weit sind wir von einem solchen Denken Gottes, von solcher Gotteslogik entfernt? Ich denke, wir alle müssen in dem Bereich noch viel lernen. Jeden Menschen anzuschauen, wie Gott, wie Jesus ihn sieht, wäre eine schöne Aufgabe für die Fastenzeit.

 

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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