Donnerstag 28. März 2024

Predigt Gründonnerstag 2019

 

Ein  Zuhause zu haben, oder wenn jemand will „Daheim“ zu sein, ein Familienhaus mit allem, was dazugehört  zu haben, ist etwas Wertvolles, das gehört zu  den Begriffen, die uns von unserer Kindheit an ganz nahe auf dem Herzen liegen. Zu Hause passieren die wichtigsten Ereignisse unseres Lebens. Früher war das noch intensiver, als man in dem Haus geboren wurde, sein ganzes Leben verbracht hat und am Ende  auch dort gestorben ist. Zu Hause sind wir geschützt vor der Kälte im Winter und vor  der Hitze im Sommer und vor den Stürmen des Gewitters und vor der Dunkelheit der Nacht. Zu Hause wird gesprochen und  gefeiert. Nach Hause geht man, wenn man erschöpft ist, wenn man geschlagen ist, wenn man alles verloren hat. Jeder Mensch braucht einen Platz, wo er daheim ist, wohin  er flüchten kann, wenn es ihm schlecht geht. So ein Haus hatte  auch jede jüdische Familie damals vor ca. 3400 Jahren in Ägypten. An diesem besonderen Abend haben sich die Familienmitglieder versammelt, um ein besonderes Abendessen zu zelebrieren. Das war das Paschamahl. Das war die letzte, die entscheidende Nacht, wo sie sich nach vielen Jahren endlich aus der Sklaverei befreien konnten. Da draußen war es dunkel. Da draußen ist der Engel des Todes  durch Ägypten gegangen. Zu Hause waren sie geschützt. Das Blut des Lammes, das sie geschlachtet haben, hat sie geschützt. Mit dem Blut des Lammes haben sie die Tür gekennzeichnet. Das Blut hat die Erstgeborenen vor dem Tod gerettet. Am nächsten Tag sind sie als freie Menschen aus Ägypten Richtung  Heiliges Land gezogen. Jedes Jahr um diese Zeit haben sie das Paschamahl  als Erinnerung an die großen Taten Gottes gefeiert.

14 Jahrhunderte  später versammeln sich Jesus und seine Jünger, um auch ein Paschafest zu feiern. Es verläuft alles  so, wie es der alte Brauch vorgeschrieben hat,  bis zu einem bestimmten Moment, wo Jesus das Brot in die Hand nimmt und sagt: „Das ist mein Leib“, und dann nimmt er den Kelch mit Wein und sagt: „Das ist mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ - Das ist das Geheimnis des heutigen Abends. Jesu feiert mit den Aposteln die erste Eucharistie, die erste heilige Messe. In dem kleinen Stückchen Brot gibt er ihnen seinen Leib.  In der kleinen  Menge  Wein gibt er ihnen sein Blut. Das gibt er auch uns in jeder heiligen Messe.  Von diesem Moment  an  ist er immer bei uns und unter uns, wenn wir uns zu einer Heiligen Messe versammeln. Er ist dann auch in uns, wenn wir die  heilige Kommunion empfangen. Ist es nicht wunderbar, dass der große Gott sich uns in einem kleinen Stück Brot hergibt? Was für große Ehre ist es für uns: Jesus Christus, der Sohn Gottes ist unter uns, wir dürfen ihn empfangen, und dann lebt er in uns. Manche Menschen  machen, nachdem sie die Kommunion empfangen haben, eine Kniebeuge. Vielleicht  ist es ein Zeichen der Frömmigkeit. Ich würde sagen, es soll anders sein, nach der Kommunion sollten alle vor dem, der die Kommunion empfangen hat, eine Kniebeuge machen, nicht weil er so wichtig ist, sondern weil er Jesus in sich trägt. Nach der Kommunion sind wir wie eine Monstranz, die alle bei der Fronleichnamsprozession betrachten. Wir machen das nicht, weil sie aus Gold ist, sondern weil sie den Leib Christi hält. So ein großes Wunder passiert in jeder Heiligen Messe. 14 Jahrhunderte  nach dem ersten Paschafest hat Jesus das neue  Paschafest gefeiert. 20 Jahrhunderte  später versammeln wir uns in Aspang in unserem besonderen Haus, das wir Kirche nennen, um das zu wiederholen, was Jesus damals mit den Aposteln getan hat. Er hat doch auch gesagt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ – ein klarer Hinweis,  damit wir das wiederholen, was er damals mit den Aposteln gemacht hat. Heute, am Gründonnerstag, machen wir es auf eine besondere Weise, an einem besonderen Abend. Das passiert aber jeden Sonntag und jeden Tag, wo man die Heilige Messe feiert. Dieses Haus, dieser Altar, soll für uns das bedeuten, was das Haus damals für die Juden bedeutet hat, nämlich ein Platz der Sicherheit, ein Platz der Zuflucht, ein Platz, wo wir die Nähe Gottes auf eine besondere Weise spüren. Wenn es dir schlecht geht, wenn du nicht weißt, wie es weitergehen soll, wenn du keinen Ausweg mehr in deinem Leben siehst, komm hierher. Da wartet auf dich Jesus, der für uns das Zeichen der Nähe hinterlassen hat. Er will dich mit seinem Leib stärken, wie er damals die Israeliten für den weiten Weg zur Freiheit gestärkt hat. Komm oft und stärke dich mit dem Brot des Lebens, damit du nie aufgibst, damit du dein Ziel erreichen kannst. Hier findest du das lebendige Brot, das uns stärkt und uns einmal das ewige Leben gibt. „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. … und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele.“ Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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