Dienstag 23. April 2024

Predigt Karfreitag 2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, heute stehen das Kreuz und die Leidensgeschichte Jesu im Zentrum. Wie jedes Jahr habe ich auch heuer mit der 4. Klasse die Leidensgeschichte gelesen und besprochen. Die Kinder haben oft interessante Fragen. Heuer hat mich ein Mädchen gefragt:„Konnte Gott nichts dagegen tun, damit Jesus nicht sterben und leiden musste? Wie würden wir jetzt diese Frage beantworten?

Es gibt eine berührende Erzählung von Oskar Wilde „Die Nachtigall und die Rose“, wo eine junge Frau, in die ein Student verliebt war, von ihm als Beweis seiner Liebe eine blühende Rose verlangt hat. Leider war das keine Zeit für die Rosen. Es war zu kalt und die Rosen haben sich noch nicht entwickelt, deswegen war der junge Student verzweifelt. Die Nachtigall, die die Verzweiflung gesehen hat, wollte den Studenten und seine Liebe retten, deswegen ist sie zu einem Rosenstrauch geflogen, um ihn um eine Rose zu bitten. Der Rosenstock hat gesagt, dass es möglich sei, aber der Preis sei sehr hoch. Die Nachtigall müsse am Abend kommen und ihr Herz so fest an einen Stachel der Rose drücken, dass es vom Stachel durchstoßen werde und ihr Blut in die Adern des Rosenstrauches fließen könne, und sie müsse dabei die ganze Nacht für den Rosenstrauch singen. „Der Tod ist ein hoher Preis für eine rote Rose“, - rief die Nachtigall, - „ und das Leben ist jedem teuer.“ Trotzdem hat er sich für das entschieden. Am Abend ist die Nachtigall zum Rosenstrauch gekommen, hat die ganze Nacht wunderschön gesungen und ihr Blut in die Adern der Rose fließen lassen. Beim Sonnenaufgang erblühte eine wunderschöne, rote Rose für den Studenten. Die Nachtigall aber war tot. Sie hat den höchsten Preis bezahlt.

Eine berührende Geschichte, die mit dem heutigen Geheimnis viel zu tun hat. Der Tod Jesu war der Preis für unsere Erlösung. Es ist ein Beweis, dass Gott uns unendlich liebt und wie der Heilige Paulus an die Römer schrieb: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht geschont, sondern ihn für alle hingegeben.“ Oder die treffende Erfassung im Johannesevangelium: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ Auch der Prophet Jesaja, wie wir es heute gehört haben, hat viele hunderte Jahre vor Christus die Bedeutung des Opfers Jesu erklärt: „Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt…Er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.“

Das alles sind Beweise, dass der Tod Jesu notwendig war. Er war der Preis für unsere Erlösung. Das ist das Geheimnis des heutigen Tages. Aus Dankbarkeit sind wir heute in die Kirche gekommen, um diese Geschichte zu wiederholen. Denken wir daran bei der Kreuzverehrung. Sie ist ein Dank für die Erlösung und für das ewige Leben, zu dem wir alle eingeladen sind. Amen.

 

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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