Samstag 20. April 2024

Predigt 4. Ostersonntag, 12.05.2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, besonders die Bauern können davon berichten, dass im Laufe der Zeit zwischen ihnen und ihren Tieren eine besondere Beziehung  entsteht. Auch die Hundebesitzer können viel darüber erzählen, wo der Hund sogar unsere Absichten spürt. In der Zeit Jesu haben viele Menschen Schafe gehabt. Das Thema war bekannt, deswegen nutzt Jesus die Gelegenheit, den Menschen etwas Wichtiges zu erklären. Ein Hirte mit seiner Herde war damals ein bekanntes Bild. Durch das Bekannte,   durch das,  was den Menschen nahe war, -  das Unbekannte  zu erklären – war der Weg Jesu, um den Menschen wichtige Dinge klar zu machen. Jesus vergleicht sich mit einem Hirten: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.“ Zu den Schafen gehören auch wir, das heißt wir gläubige Menschen, die dem Ruf Jesu nachgefolgt sind. Wir hören auf die Stimme Jesu, und wir versuchen den von ihm gezeichneten Weg nachzufolgen. Im Prozess des Glaubens soll auch eine besondere Beziehung zwischen uns und Jesus entstehen, eine ähnliche Verbindung wie zwischen einem Hirten und seinen Schafen. Das Wichtigste  und  Ausschlaggebendste für uns im heutigen Evangelium ist der nächste Satz: „Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen.“ Das ist das innerste Zentrum unseres Glaubens, das Herz unseres Glaubens, das auch langfristige Folgen hat, nämlich, durch unseren Glauben, durch unser Vertrauen zu Gott, haben wir eine neue Chance gewonnen, - nämlich die Chance, das ewige Leben zu bekommen. Ohne das ewige Leben wäre unser Glaube, wie der heilige Paulus schreibt, nutzlos. Ohne diese Überzeugung wäre unser Glaube, wie es auch für viele Menschen heutzutage in Europa ist, inklusive  Österreich,  eine Ausübung von schönen Bräuchen, die unseren Alltag schmücken. Der Glaube aber bedeutet, nicht nur unsere Bräuche zu pflegen,  der Glaube bedeutet, eine besondere Beziehung zwischen uns und Jesus aufzubauen. Eine Verbindung, eine Beziehung, die ähnlich einer Verbindung der Schafe mit dem Hirten ist, eine Verbindung wie zwischen einem Hund und seinem Besitzer, wo man sich zum Schluss ohne Worte versteht. Eine Beziehung baut man auf, wenn man miteinander Zeit verbringt, wenn  man miteinander redet. Für uns Christen bedeutet es das Gebet. Vielleicht ist es mit dem Gebet auch ähnlich   wie in einer Beziehung,  am Anfang nutzt man Worte, um zu kommunizieren und zum Schluss versteht man sich ohne Worte. Für manche Menschen bedeutet ein Gebet, keine Worte auszusprechen, nur in der Anwesenheit Gottes zu verweilen, und mit ihm unsere Gedanken zu verbinden, wie zwei langjährige Freunde, denen es auch Freude bringt, ohne Worte miteinander die Zeit zu verbringen. Heute haben wir einen kurzen Abschnitt aus dem Johannesevangelium gehört, aber mit  sehr viel Inhalt. Das Johannesevangelium enthält besonders viele Geheimnisse. Beim ersten Lesen klingt es einfach und leicht zu interpretieren, aber es ist nicht so. Es enthält tiefe Geheimnisse Gottes. Nicht umsonst war der heilige Johannes bei den wichtigsten Ereignissen Jesu ganz nahe bei ihm.  Durch die Nähe hat er mit seinem Herzen mehr als mit dem Verstand begriffen, wie es auch in dem Buch „Der kleine Prinz“ geschrieben steht: „Gut kann man nur mit dem Herzen sehen, das Wichtigste bleibt den Augen verborgen.“ Und zum Schluss der letzte, kurze Satz aus dem heutigen Evangelium, den man,  denke ich,  nur mit dem Herzen verstehen kann. Jesus sagt: „Ich und der Vater sind eins.“ Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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