Samstag 20. April 2024

Predigt 13. Sonntag, 30.06. 2019

 

Liebe Schwestern und Brüder, die heutige Szene aus dem Evangelium, wo Jakobus und Johannes die Samariter bestrafen wollten, weil sie Jesus nicht empfangen wollen, klingt ein bisschen merkwürdig. Das passt einfach nicht zu den Aposteln. Andererseits zeigt es, dass die Apostel auch nur Menschen waren. Ich will ihr Benehmen nicht rechtfertigen, aber es hat einen tiefen Grund, der ihr Denken geprägt hat, nämlich die Samariter waren einmal vor vielen Jahrhunderten Besatzer der Juden. Man kann sich vorstellen, dass in dem Moment, wo die Samariter Jesus nicht empfangen wollen, die alten Ressentiments hochgekommen sind. Mit der Macht Jesu ausgestattet, wollten die Apostel sie bestrafen. Das liegt auch in der Mentalität der Menschen im Osten. Wir sind gewohnt, unsere Mitteilungen mit schönen Worten zu schmücken und ein Lächeln dazuzugeben. Einerseits ist das sehr gut, weil wir uns bemühen, niemanden zu verletzen. Andererseits entstehen dadurch zahlreiche Missverständnisse. Ganz anders reagieren die Menschen im Osten. Sie sagen einfach, was sie denken, dabei zeigen sie ihre Emotionen, wie die Apostel sie heute gezeigt haben. Das hat seine Nachteile. Dadurch kann man Menschen verletzen. Andererseits weiß ich, was mein Gesprächspartner denkt und spürt. Die Apostel wollten aus Rache die Samariter vernichten. Statt zu versuchen, sie zu verstehen, wollten sie die Strafe oder vielleicht auch die Rache. Jesus hat die ganze Situation beruhigt. Er hat gewusst, dass der Weg der Rache kein guter Weg ist. Die Samariter haben Jesus nicht gewollt, und er hat das akzeptiert, obwohl er der Sohn Gottes war. Entweder nimmt man Jesus mit Liebe an oder gar nicht. Wie man niemanden zur Liebe zwingen kann, genauso kann man auch niemanden zum Glauben zwingen. Entweder liebt man oder liebt man nicht, entweder glaubt man oder glaubt man nicht. Für mich persönlich kommen aus der heutigen Bibelstelle zwei Hinweise. Erstens: Wenn ich selbst nicht mag, dass mich jemand zu etwas zwingt, das ich nicht will, muss ich auch das Gleiche bei meinen Mitmenschen akzeptieren, sonst entstehen Konflikte. Zweitens: Rache mit Rache zu vergelten ist keine Lösung, das führt nur zur Eskalation des Konfliktes. Wenn mich jemand primitiv angreift und ich aus Rache das Gleiche tue, falle ich auf das niedrige Niveau des Angreifers. Oft kommt auch die ganze Vorgeschichte des Konfliktes hoch, wie im heutigen Evangelium. Einen passenden Spruch habe ich einmal gelesen: „Wenn jemand über dich schlecht spricht, sprich du über ihn gut oder schweig. Im Leben geht es nicht darum, auf das niedrige Niveau zu kommen, sondern darüber zu stehen.“ Nichts anderes hat Jesus vor 2000 Jahren im Evangelium gesagt. Ich würde das noch auf unser Denken und Tun übertragen. Denken wir daran, vielleicht hilft es uns die alten Probleme und Ressentiments zu überwinden, oder wenigstens einen Schritt in diese Richtung zu tun.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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