Donnerstag 25. April 2024

Predigt 20.Sonntag, 18.08.2018

 

Liebe Schwestern und Brüder, überraschend, wenn nicht merkwürdig klingt das heutige Evangelium, wo Jesus sagt: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ oder weiter: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.“ Der Text klingt fremdartig als eine Botschaft des Evangeliums. Haben die Propheten den Messias nicht als Fürst des Friedens angekündigt? Sehen die Gläubigen Jesus nicht als den, der eine neue Ordnung schafft und in unsere zerrissene Welt den Frieden bringt? Was kann mit Spaltung und Feuer in der Aussage Jesu gemeint sein? Feuer in der Bibel kommt oft als ein Zeichen der Gegenwart Gottes vor, wie zum Beispiel der brennende Dornbusch bei Mose. Andererseits hat Feuer eine Reinigungswirkung. Man schmilzt Erz, um Metall zu bekommen. Feuer vernichtet auch die Bakterien. Im Feuer kristallisiert sich alles heraus. In diesem Sinne kann man die Aussage Jesu verstehen. Das Wort Gottes, das Evangelium, ändert radikal die Menschen und die Erde. Das Wort radikal stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Wurzel. Also eine radikale Änderung ist eine Änderung, die nicht nur oberflächlich ist, sondern das Ganze betrifft, durch und durch bis hin zur Wurzel. Wenn man im Garten vom Unkraut nur den oberen Teil wegreißt, wächst das Unkraut wieder nach. Man muss alles, auch die Wurzel entfernen, um dem Neuen Raum zu schaffen. In diesem Sinne würde ich die Aussage Jesu vom heutigen Evangelium interpretieren. Obwohl das Judentum ein Grund für das Christentum war, wollte Jesus, dass die radikalen Änderungen die Herzen der Menschen treffen. Manchmal sind die Änderungen so radikal, dass es zur Spaltung, ja sogar zur Spaltung in der Familie kommt. Ich kann mich an einen meiner Kollegen im Priesterseminar erinnern, sein Vater war streng dagegen, dass er einmal ein Priester wird. Er wollte seinen Sohn unbedingt als Richter oder Anwalt sehen. Da haben wir ein Beispiel solcher Spaltung. Der Heilige Paulus geht noch einen wichtigen Schritt weiter: die Spaltung geht oft sogar durch die einzelnen Herzen hindurch, wo das Fleisch gegen den Geist streitet. Im Hebräerbrief lesen wir so eine Aussage: „Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens“. Das Johannesevangelium ist auch radikal: entweder ist man für Jesus, man glaubt an ihn oder nicht. Diese Entscheidung hat auch Folgen für die Ewigkeit. Jeder von uns muss die Entscheidung treffen. Die gläubigen Eltern bemühen sich, die Kinder christlich zu erziehen, was auch lobenswürdig ist. Andererseits ist der Glaube nicht etwas, was durch die Gene vererbbar ist. Einmal muss auch in den Herzen der jungen Menschen die Entscheidung getroffen werden: Bin ich ein gläubiger Mensch oder nicht? Soll mein Leben vom Glauben durchdrungen sein oder nicht? Jeder muss diese Entscheidung in seinem Leben treffen. Amen.

Pfarre Oberaspang
Kirchenplatz 6
2870 Aspang

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